Das Leben ist hart. Das muss auch das naive Kleinstadtmädchen Jody (Amanda Schull) erfahren. Sie versucht wie viele andere junge Tänzer, an der American Ballet Academy eines von zwölf Stipendien zu erhalten. Und tatsächlich wird Jody ausgewählt! Jetzt heißt es durchzuhalten und den harten, aber gerechten Akademieleiter Jonathan Reeves (Peter Gallagher) zu beeindrucken. Denn er entscheidet, wer weiter kommt und somit eine Zukunft als Prima Ballerina hat. Dass es abseits der nun folgenden unzähligen Trainingsstunden auch zu privaten Herausforderungen kommt, ist so klar wie die Tatsache, das in einem Ballettfilm mindestens einmal gezeigt wird, wie sich jemand die schmerzenden Füße knetet. Es werden Freundschaften geschlossen und wieder dramatisch beendet, Liebeleien entpuppen sich als – Oh Nein! – bloße One Night Stands und auf jedes Drama folgt ein noch größeres. Aber die Charaktere wachsen natürlich an den Herausforderungen und stehen am Ende ihren Mann und ihre Frau.
Best of Tanzfilm
Ein bisschen A Chorus Line, dazu eine große Prise Fame und Zutaten aus dem Gewürzschrank so ziemlich jedes Coming-Of-Age-Films Hollywoods sorgen für viel Erzählstoff. Center Stage ist für Freunde von Tanzfilmen eine Art Best of auf hohem Niveau. Zwar werden Vielseher schnell merken, das hinter vielen der Figuren des großen Ensembles, nur grob gezeichnete Klischeecharaktere stecken, doch das tut der Unterhaltung keinen Abbruch. Da gibt es eben den obligatorischen schwarzen Quotenschwulen (Shakiem Evans), den russischen Startänzer, der sich für was Bessere hält (Ilja Kulik), das Küken in der Großstadt (Amanda Schull), die Widerworte gebende Revoluzerin (Zoë Saldana) usw. Aber: Center Stage macht Spaß. Das ist doch schon mal was und keine Selbstverständlichkeit. Schon gar nicht bei einem Tanzfilm. Das Genre wurde schon zur Genüge in allen möglichen und erdenklichen Arten beackert. Im Jahr 2000 waren Tanzfilme jedoch noch nicht gänzlich zu Tode geritten. Im Grunde ging der Tanzfilmhype erst nach Center Stage mit Save The Last Dance, Honey, den Street Dance-Filmen und dem Step Up-Cinematic Universe los.
Schwächen im Drehbuch
Das Center Stage nicht der Volltreffer ist, liegt weniger an den vielen, damals aufstrebenden Darstellern wie Zoe Saldana (Colombiana, Avatar – Aufbruch nach Pandora) oder Amanda Schull (J. Edgar, Suits). Auch nicht an den schauspielenden Tänzern (Ilia Kulik, Julie Kent), sondern am Drehbuch. Überzeugt der Anfang noch als ungeschminkter Einblick in den harten Alltag angehender Tänzer, erschöpft sich Carol Heikkinens Geschichte bald in den üblichen Intrigen und Eifersüchteleien. Wer mehr Tiefgang beim Ballett sucht, sollte bei der Starz-Serie Flesh And Bone reinschauen. Vielleicht ist das aber zu viel Kritik an einem Tanzfilm der Jahrtausendwende, der auch nicht mehr sein will als ein solcher (obwohl das Booklet hier Regisseur Nicholas Hytner große Ambitionen nachsagt). Die Message wird dem Zuschauer dann zum Ende noch einmal mit Wucht um die Ohren gehauen: glaub an dich, mach dein Ding und be nice. Und vielleicht auch, dass man nicht auf jede Anmache reinfallen sollte, wie es Jody mit Cooper (Ethan Stiefel) passiert. Hervorgehoben werden soll das schöne Poster- bzw. Covermotiv; im Vordergrund dreckige Sohlen, die hübschen Gesichter der Stars im Hintergrund – das hat Stil.
Der technisch hervorragend umgesetzte Center Stage hat es trotz eines damals enttäuschenden Kinoeinspiels auf zwei direct-to-video-Fortsetzungen gebracht, die jedoch inhaltlich nicht in Zusammenhang stehen. Das Mediabook bietet neben einem informativem Booklet einige Extras (zusätzliche Performances, Promovideo), von denen es der Regiekommentar den Fans am ehesten ermöglicht, in die Entstehung des Films einzutauchen.
OT: „Center Stage“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Nicholas Hytner
Drehbuch: Carol Heikkinen
Musik: George Fenton
Kamera: Geoffrey Simpson
Besetzung: Zoë Saldana, Amanda Schull, Peter Gallagher, Ethan Stiefel
https://www.youtube.com/watch?v=1XE-PQXVboo
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