The Rainbow Der Regenbogen
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Der Regenbogen

Inhalt / Kritik

The Rainbow Der Regenbogen
„Der Regenbogen“ // Deutschland-Start: 15. Februar 1990 (Kino) // 5. März 2021 (DVD)

Im England Anfang des 20. Jahrhunderts wächst Ursula Brangwen (Sammi Davis) als älteste Tochter einer gut situierten Bauernfamilie auf. Ihr Erziehung ist streng katholisch und traditionell, doch schon in jungen Jahren sucht Ursula immer wieder nach Erklärungen für Sachen, die sie nicht versteht. Ihre brennende Neugier bringt sie mehr als einmal in Konflikt mit ihren Eltern, die es gerne sehen würden, wenn ihre Tochter einen ebenfalls vermögenden Mann heiraten könnte, damit die Familie ihre Stellung bewahrt. Da sich die junge Frau von ihrer Familie missverstanden fühlt, ist sie umso erfreuter, in der Turnlehrerin Winifred (Amanda Donohoe) eine aufmerksame Zuhörerin und schließlich auch Liebhaberin gefunden zu haben, die ihr Interesse für Kunst weckt, genauso wie ihre Ambition, unabhängig zu sein und zu leben. Ihr Herz gehört jedoch ebenfalls dem jungen Soldaten Anton (Paul McGann), der eine steile Karriere beim Militär anstrebt, wofür Ursula aber wenig Verständnis aufbringen kann. Allerdings können auch diese Liebeleien Ursula nicht in dem kleinen Dorf halten, in dem sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat, sodass sie, auch aus Enttäuschung über ihre Eltern sowie ihre Beziehung zu Winnifred, eine Anstellung als Lehrerin in London sucht.

Gegen den Willen ihrer Eltern sucht sich Ursula eine Wohnung in London sowie eine Anstellung in einer Grundschule. Der Empfang, der ihr dort jedoch bereitet wird, ist alles andere als freundlich, denn neben dem strengen Direktor, der immer wieder versucht, sich ihr sexuell zu nähern, sind es auch die Schüler, allesamt aus armen Verhältnissen, die ihre Zeit an der Schule zu einer wahren Tortur machen. Immer mehr wird Ursula bewusst, dass ihre Ideale und Ziele, die sie sich für ihr Leben gesetzt hat, nicht oder nur schwer erreichbar sind, sodass sie sich entscheiden muss, ob sie sich verändert oder abermals einen Neustart wagen möchte.

Regenbogen und Marmelade

Nach dem großen kritischen wie auch kommerziellen Erfolg seiner Verfilmung des Romans Liebende Frauen von D. H. Lawrence beabsichtigte Regisseur Ken Russell auch noch das Werk Der Regenbogen, ebenfalls von Lawrence, zu verfilmen, da dies eine „zeitlose Parabel“ einer jungen Frau erzählt, die den Komfort des Elternhauses verlässt, um auf eigenen Füßen zu stehen, wie der Filmemacher in Interviews erklärte. Die Finanzierung des Projekts gestaltete sich dennoch als sehr schwierig und das Drehbuch musste umgeschrieben werden, sodass es mit dem Budget, welches zur Verfügung gestellt wurde, machbar wurde. Herausgekommen ist dabei ein Film, der durchaus den Charme und die Themen der Vorlage hat, aber einiges an Schärfe eingebüßt hat.

Es ist das Erscheinen eines Regenbogens, der den Anfang und das Ende von Russells Film darstellt und bereits früh das eigentliche Dilemma der Hauptfigur einfängt. Fasziniert von der Himmelserscheinung will sie zu diesem hinlaufen, ihn einfangen, wird aber von ihrem lachenden Vater zurückgeholt, der sie mit einem bunt mit Marmelade beschmierten Brot trösten will. Immer wieder sind es Ideale und Ziele, die in Russells Filmen auf dem Prüfstand stehen, die einer Institution oder die eines Menschen, wobei sich beide Felder nicht immer ergänzen, sondern miteinander in Konflikt stehen, wie man am besten wohl an Russells Meisterwerk Die Teufel (1971) sehen kann. Im Falle von Der Regenbogen prallen Erwartung und Realität aufeinander und zermürben den Elan wie auch die Ambition der Heldin, die in einer Zeit, in welcher dies nicht selbstverständlich und gesellschaftlich nicht unbedingt gewünscht war, nach Unabhängigkeit strebte. Es ist immer ein Kompromiss, der gemacht werden muss und auf den sie ihr Umfeld eingehen sieht, doch den sie sich verwehren will. Darstellerin Sammi Davis stellt diesen Konflikt sowie die wachsende Frustration ihres Charakters eindrucksvoll dar, sodass man als Zuschauer mit ihr um die Erfüllung dieser Träume hofft, auch wenn die sprichwörtlichen dunklen Wolken am Horizont unübersehbar sind.

Gegen den Strom

Während der Fokus der Geschichte zum einen auf der Entwicklung der Protagonistin steht, ihren Erfahrungen und Enttäuschungen, beobachtet Russell auch die gesellschaftlichen Vorgänge, die hierbei eine Rolle spielen. Der Diskurs über den Katholizismus sowie der Hang zur Tradition, welcher im krassen Kontrast steht zur modernen Welt, blitzen an einigen Stellen auf, beispielsweise in Antons und Ursulas recht zahmen Liebesspiel in der Kirche oder in den Episoden in der Schule, welche mehr als deutlich zeigen, woher die nächste Generation den Hass, die fatale Folgsamkeit und die Gemeinheit lernt. Es sind diese Bilder, die das Potenzial der Geschichte zeigen, die leider viel zu häufig ins Melodramatische abdriftet, was im Kontext der Handlung, besonders gegen Ende hin, einen etwas faden Beigeschmack hat.

Credits

OT: „The Rainbow“
Land: UK
Jahr: 1989
Regie: Ken Russell
Drehbuch: Ken Russell, Vivian Russell
Vorlage: D. H. Lawrence
Musik: Carl Davis
Kamera: Billy Williams
Besetzung: Sammi Davis, Paul McGann, Amanda Donohoe, Christopher Gable, David Hemmings, Glenda Jackson

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=8rz0ka9g5GQ

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„Der Regenbogen“ ist eine vor allem darstellerisch gelungene Romanverfilmung. Auch wenn das Melodramatische in Ken Russells Film immer wieder die Oberhand gewinnt, gelingen ihm doch einige Szenen und Bilder, welche die Schärfe zeigen, mit welcher dieser Regisseur in seinen besten Werken gegen Kirche, Tradition und gesellschaftlichen Stände vorrückte.
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