Paulette Van der Beck (Juliette Binoche) weiß sehr genau, was es als perfekte Hausfrau braucht. Nicht nur dass sie ihrem Mann Robert (François Berléand) treu ergeben ist und ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest. Gemeinsam mit dessen Schwester Gilberte (Yolande Moreau) sowie der Nonne Marie-Thérèse (Noémie Lvovsky) führt sie zudem eine Haushaltsschule, in der sie die kommende Generation auf ihre Rolle vorbereitet. Zuletzt klappt das jedoch nicht mehr so gut: Im Jahr 1968 machen sich in ganz Frankreich feministische Ideen breit, welche auf einmal alles in Frage stellen, was sie in der Schule seit vielen Jahren. Und dann ereilt die Frauen auch noch ein Schicksalsschlag, der alles auf den Kopf stellt …
Kampf um Gleichberechtigung
In den letzten Jahren hat das Thema der Gleichberechtigung von Mann und Frau wieder einigen Aufwind bekommen: Ob nun die #MeToo-Bewegung, der Versuch einer geschlechtergerechten Sprache oder Diskussionen um den Umgang mit Politikerinnen, Beispiele gab es mehr als genug. Die perfekte Ehefrau bricht nun ebenfalls eine Lanze dafür, Frauen nicht bloß als Anhängsel der Männer zu sehen. Der Film tut dies jedoch mit Rückgriff auf eine historische Komponente. Genauer nimmt er uns mit in die späten 1960er und zeigt uns anhand der damaligen Verhältnisse, welche großen Fortschritte gemacht wurden – aber auch, dass irgendwie trotz allem noch eine Menge zu tun ist.
Die Idee von Regisseur und Co-Autor Martin Provost (Ein Kuss von Béatrice), seine Geschichte ausgerechnet in einer Haushaltsschule spielen zu lassen, ist dabei definitiv gelungen. Auch wenn dort vordergründig Wissen zum Kochen oder anderen nützlichen Fertigkeiten vermittelt wird, so ist dies doch immer gleichzeitig mit einem entsprechenden Frauenbild verknüpft. So ist die Aufgabe einer Frau die, ihrem Mann zu dienen und ein paar Kinder zu schenken. Eigene Ansprüche hat sie nicht zu stellen, weder an persönliche Besitztümer noch an sexuelle Erfüllung, von einer Selbstverwirklichung ganz zu schweigen. Nicht einmal das Haushaltsgeld gehört wirklich ihr, wie an einer Stelle in Die perfekte Ehefrau deutlich wird: Sie ist mehr eine unentgeltlich arbeitende Verwalterin, deren Lohn darin besteht, dass sie einen Mann hat.
Zwischen Klamauk und Satire
Das ist nicht sonderlich subtil vorgetragen, Provost mag es da schon etwas kräftiger und deutlicher aufgetragen. Amüsant ist Die perfekte Ehefrau dennoch. Gerade weil bei der französischen Komödie alles ohne jegliche Zurückhaltung überzogen ist, kann man hier seinen Spaß haben. Der Wechsel von eher derbem Klamauk zu tatsächlicher Satire ist zwar manchmal etwas holprig, da fehlt eine eindeutige Richtung. Insgesamt überzeugt aber der Unterhaltungsfaktor, zumindest im ersten Drittel, wenn es vorrangig um die Vorkommnisse und den Entwurf der Gesamtsituation an der Schule geht. Aus diesem Teil hätte man leicht eine ganze Sitcom machen können, das Potenzial hierfür war auf jeden Fall da.
Schwerer tut sich Provost hingegen mit dem Wechsel von dieser Ausgangssituation hin zu der eigentlichen Geschichte, die sich erst später als solche zu erkennen gibt. Im Mittelpunkt stehen dann nicht mehr die Schule oder auch die diversen Frauen, die dort wohnen, sondern Paulettes Wandel von der unterwürfigen Hausfrau hin zu einem selbstbestimmten Menschen. Die Absicht dahinter ist klar, das Vorhaben für sich genommen natürlich auch sympathisch. Die perfekte Ehefrau ist jedoch etwas umständlich konstruiert, will später zudem auf die Gefühlsschiene. Ein solcher Wechsel von Karikatur hin zu echten Emotionen ist nie ganz einfach. Er funktioniert hier auch nicht so recht. Das ist ebenso schade wie der Umgang mit den Schülerinnen, die der Film nie so wirklich beachtet. Dann und wann rücken sie zwar mal in den Fokus, aber nie lang oder konsequent genug.
Farbenfroh und spielfreudig
Doch trotz dieser Mankos, welche die Komödie unnötig nach unten ziehen: Insgesamt reicht das noch für einen soliden Film, der besonders von dem spielfreudigen Ensemble lebt. Nicht ohne Grund waren Yolande Moreau und Noémi Lvovsky sowie Édouard Baer, der eine alte Liebe von Paulette spielt, im Rennen bei den letzten César Filmpreisen. Und auch die Ausstattung sowie die farbenfrohen Kostüme tragen dazu bei, dass man sich das Chaos an der Haushaltsschule ganz gerne anschaut. Abgerundet wird Die perfekte Ehefrau von einem Soundtrack voll schmissiger Lieder, welche für gute Laune und ein bisschen sehnsüchtige Nostalgie sorgen.
OT: „La bonne épouse“
IT: „How to Be a Good Wife“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2020
Regie: Martin Provost
Drehbuch: Martin Provost, Séverine Werba
Musik: Grégoire Hetzel
Kamera: Guillaume Schiffman
Besetzung: Juliette Binoche, Yolande Moreau, Noémi Lvovsky, Édouard Baer, François Berléand
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 2021 | Beste Nebendarstellerin | Noémie Lvovsky | Nominierung |
Beste Nebendarstellerin | Yolande Moreau | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Édouard Baer | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Thierry François | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Madeline Fontaine | Sieg |
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