Free Guy
© 2020 Twentieth Century Fox

Free Guy

Inhalt / Kritik

Free Guy
„Free Guy“ // Deutschland-Start: 12. August 2021 (Kino) // 7. Oktober 2021 (DVD/Blu-ray)

Sonderlich abwechslungsreich ist das Leben von Guy (Ryan Reynolds) nicht, jeder Tag ist von denselben Routinen geprägt. So zieht er immer dasselbe Hemd und dieselbe Hose an, träumt von einem bestimmten Paar Sportschuhe, trinkt seinen Kaffee und wird tagsüber in der Bank überfallen, in der er arbeitet. Das ändert sich erst, als er eine unbekannte Frau (Jodie Comer) sieht und sich sofort in sie verliebt. Dabei ahnt er nicht, dass er eine bloße Nebenfigur eines Computerspiels namens Free City ist, welches sie programmiert hat und das dafür sorgt, dass sein Alltag immer gleich aussieht. Während er sich durch die Begegnung mit ihr Stück für Stück weiterentwickelt, ist sie anderweitig beschäftigt. Sie sucht nach einem Beweis, dass das von Antwan (Taika Waititi) veröffentlichte Spiel in Wahrheit auf einem von ihr und Keys (Joe Keery) geschriebenem Code basiert …

Jeder Tag gleich

Das Gefühl dürfte jeder irgendwann einmal in seinem Leben haben: Irgendwie ist jeder Tag dasselbe, der Job ist eine Sackgasse, es fehlt an einer Perspektive, dem Trott mal zu entkommen. Wenn wir Guy anfangs dabei beobachten, wie er sich nach mehr sehnt, nach etwas Neuem und Anderem, dann ist das prinzipiell nur allzu menschlich. Und doch wird bei Free Guy relativ schnell klar, dass der Alltag des Jedermanns nur bedingt mit dem zu vergleichen ist, was Menschen außerhalb des Kinos so erleben. Noch bevor die eigentliche Geschichte angefangen hat, sind bei einer anfänglichen Verfolgungsjagd Dutzende von Autos zu Bruch gegangen. Auch Überfälle gehören zur Tagesordnung: Man kann praktisch kaum einen Schritt durch Free City machen, ohne dass es zu einem brutalen Ereignis kommt.

Das Vorbild ist klar, da hat wohl jemand sehr viel Grand Theft Auto gespielt, eine der größten Spielereihen aller Zeiten. Free Guy ahmt dessen Prinzip, dass Leute in einer Großstadt verbrecherischen Missionen nachgehen, zwar nach, macht sich aber darüber lustig. Gerade die Banalisierung der Gewalt und Kriminalität hat durchaus satirische Qualitäten. Und auch später ist der Film nicht gerade arm an Spitzen gegenüber solchen Spielen und den Leuten, welche diese spielen. Und weil man gerade so schön dabei ist, gibt es noch eine ganz grundsätzliche Kritik an einem Kapitalismus, der allein auf den Profit ausgerichtet ist – was bei einem Film, der mittels Disney nach mehrfachen Verschiebungen veröffentlicht wird, nicht ganz frei von Ironie ist.

Spielfreude und Selbstironie

Überhaupt ist Ironie ein fester Bestandteil von Free Guy. Das und die Lust an der Übertreibung, wenn sich ein prominentes Ensemble mit viel Spaß an der Freude lächerlich macht. Dass Ryan Reynolds, der hier auch als Produzent beteiligt war, ein Herz für Nerds hat und schon mal mit dem eigenen Image spielt, hat er in Deadpool zur Genüge demonstriert. Hier wird er von zahlreichen Kollegen und Kolleginnen unterstützt, die es ihm gleichtun. Vor allem die exaltierten Auftritte von Taika Waititi und Channing Tatum gehören mit ihren herrlich absurden Karikaturen zu den Höhepunkten des Films. Dass dies gut funktioniert, liegt aber auch daran, dass zum Kontrast andere sehr ernst auftreten: Wenn die Welt der Computerspiele auf die Welt da draußen trifft, dann ist das mit viel Culture Clash und Missverständnissen verbunden – zumal Figuren wie Guy nicht verstehen, was sie genau sind.

Sowas kann albern sein, ist es zum Teil auch. Doch der Film ist mehr als das. Die Actionkomödie, die immerhin beim prestigeträchtigen Locarno Film Festival 2021 lief, hat nicht nur eine interessante Grundidee, die wie eine Mischung aus Die Truman Show, Ralph reichts, Zeitschleifenkomödien und stupidem Action-Blockbuster daherkommt. Es finden sich darüber eine Reihe cleverer Einfälle, die bis ins Philosophische gehen, und treffende Kommentare. Und als wäre das alles nicht genug, kommt obendrauf noch jede Menge Herz. Selbst wer nichts mit Computerspielen anfangen kann und vielleicht die eine oder andere Anspielung in diesem hektischen Chaos übersieht, darf zwischendrin ein bisschen gerührt sein.

Sympathischer Wohlfühl-Blockbuster

Gegen Ende hin fehlt dann leider doch ein wenig der Mut, da wäre in mehrfacher Hinsicht noch mehr drin gewesen. Gerade die anderen Nebenfiguren wurden verschenkt, was bei diesem Thema gleich doppelt schade ist. Und nach den diversen Wendungen, welche die erste Hälfte prägten, wird es auch recht geradlinig. Da machte man es sich schon eher einfach. Dennoch: Free Guy ist ein echter Wohlfühl-Crowdpleaser und zusammen mit The Suicide Squad schon die zweite positive Blockbuster-Überraschung diesen Sommer. Selbst wenn die zugrundeliegende Aussage, dass jeder das sein kann, was er sein will, weder originell noch übermäßig realitätsnah ist: Der Film verpackt das auf eine derart sympathische und unterhaltsame Weise, dass man ihm sogar das abkaufen möchte.

Credits

OT: „Free Guy“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Shawn Levy
Drehbuch: Matt Lieberman, Zak Penn
Musik: Christophe Beck
Kamera: George Richmond
Besetzung: Ryan Reynolds, Jodie Comer, Lil Rel Howery, Utkarsh Ambudkar, Joe Keery, Taika Waititi

Bilder

Trailer

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Free Guy
fazit
Ein Mann will endlich aus seinem immergleichen Leben ausbrechen, ahnt dabei aber nicht, dass er eine bloße Nebenfigur in einem Computerspiel ist. „Free Guy“ gefällt mit einem originellen Szenario, diversen weiteren cleveren Ideen sowie einem bestens aufgelegten Ensemble, das zum Teil keine Scheu davor hat, sich richtig lächerlich zu machen. Auch wenn die Actionkomödie zum Schluss etwas abbaut, insgesamt ist sie unterhaltsam, aufbauend und überraschend rührend.
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