Als Adrian Cronauer (Robin Williams) im Jahr 1965 nach Vietnam versetzt wird, um in einer Radioshow die amerikanischen Truppen zu unterhalten, ahnt bei der Führung niemand, worauf sie sich mit ihm eingelassen haben. Mit Regeln hat es der Neuzugang nicht so. Dafür ist er für jeden Quatsch zu haben und legt während der Sendung mit Vorliebe Rock’n’Roll-Platten auf. Während er bei Edward Garlick (Forest Whitaker) und den anderen Kameraden vor Ort schnell Anschluss findet und auch die Männer da draußen ihn lieben, stößt er bei seinem Vorgesetzten Lieutenant Steven Hauk (Bruno Kirby) auf wenig Gegenliebe, der mit dem unkonventionellen und vorlauten Moderator wenig anzufangen weiß. Cronauer ist das jedoch egal. Sein Interesse gilt vielmehr der schönen Vietnamesin Trinh (Chintara Sukapatana). Um ihr näherzukommen, beginnt er sogar, nebenher als Englischlehrer zu arbeiten, und freundet sich dabei mit ihrem Bruder Tuan (Tung Thanh Tran) an …
Begegnungen mit dem Krieg
Wenn in US-amerikanischen Filmen der Vietnamkrieg thematisiert wurde, dann geschah das meistens aus einem von zwei Gründen. Entweder wollte man eine Heldengeschichte erzählen und damit das Publikum unterhalten. Oder, was in späteren Jahren immer häufiger geschah: Die Begegnung mit dem Krieg war die Verarbeitung eines großen Traumas, verbunden mit einer mal mehr mal weniger expliziten Antikriegseinstellung. Kriege kann man nicht gewinnen, so lautete oft die Erkenntnis. Zu groß sind die Verluste, selbst bei denen, die der Hölle lebend entkommen konnten. Die durch die Hölle gehen und Apocalypse Now sind nur zwei der großen Beispiele dafür, wie sehr die Stimmung in Hollywood in den 1970ern sich gegen den konkreten Kriegseinsatz wandte und damit allgemein vor dem Krieg warnte.
Bei Good Morning, Vietnam war das weniger eindeutig. So ist der Film zwar im Kriegssetting angesiedelt, handelt aber gar nicht vom Krieg. Stattdessen folgt er überwiegend einem Radiomoderator, der die Truppen bei Laune halten soll. Dass er damit Teil dieses Krieges wird und eine moralische Verantwortung trägt, ist ihm dabei zunächst nicht bewusst. Ihm reicht es, sich über alles lustig zu machen und verwendet dafür dann auch schon mal interne Informationen. Erst mit der Zeit und der steigenden Intensität des Krieges realisiert er, was da tatsächlich geschieht. Das wiederum zwingt ihn, sich stärker mit allem auseinanderzusetzen, vor allem zum Ende hin, wenn auch die Rolle der USA in Frage gestellt wird.
Die Geschichte eines Wandels
Sehenswert ist Good Morning, Vietnam deshalb vor allem als das Porträt eines Mannes, der eine innere Wandlung durchmacht. So wird Cronauer nachdenklicher: Der anfängliche Quatschkopf nutzt sein Medium, um irgendwann tatsächliche Aussagen treffen zu wollen. Hin und wieder wird der Humor dabei durchaus bissig. Dennoch sind die Witze die große Schwachstelle des Films. Dass Robin Williams ein Ausnahmetalent der Komik war, das hat er unzählige Male bewiesen. Seine Fähigkeit, im Sekundentakt Salven abzufeuern, ist beispielsweise einer der Gründe, warum die Zeichentrickvariante von Aladdin ein derart großer Spaß ist. Hier fehlt jedoch der passende Inhalt: Die Witze sind trotz des hohen Tempos recht müde, vieles ist nicht mehr zeitgemäß.
Auch an anderen Stellen zeigt sich, dass die Tragikomödie mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Die Art und Weise, wie Frauen zu austauschbaren Objekten der Begierde degradiert werden, ist mindestens problematisch. Die Arbeit mit Klischees und Stereotypen ist es ebenfalls. Da machte man es sich beim Drehbuch seinerzeit schon sehr leicht. Zudem sind die Figuren von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht übermäßig interessant. Lediglich Cronauer darf sich überhaupt entwickeln und so etwas wie Komplexität zeigen. Der Rest ist überwiegend nur drin, weil er eine bestimmte Funktion hat, nicht als Mensch aus Fleisch und Blut. Für einen Film, der zumindest teilweise die Entfremdung und Entmenschlichung in einem Krieg thematisiert, ist das zu wenig.
Noch immer sehenswert
Aber auch wenn der Tiefgang sicherlich größer hätte sein können: Es ist auch heute noch erkennbar, warum die Regiearbeit von Barry Levinson (Wag The Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt, Rain Man) auf eine so positive Resonanz stieß. Nicht nur, dass sich das Publikum immer wieder darüber freut, wenn ein charismatischer Querulant festgefahrene Strukturen durcheinanderbringt und die Oberen zur Weißglut treibt. Williams tut das zudem mit einer derart ansteckenden Energie, dass es fast schon egal ist, was er nun wirklich gerade sagt. Zusammen mit den schönen Bildern und einem späten Denkanstoß gibt es daher genügend Gründe, warum man sich Good Morning, Vietnam noch immer anschauen kann, selbst wenn einiges davon nicht mehr so gut funktioniert wie seinerzeit.
OT: „Good Morning, Vietnam“
Land: USA
Jahr: 1987
Regie: Barry Levinson
Drehbuch: Mitch Markowitz
Musik: Alex North
Kamera: Peter Sova
Besetzung: Robin Williams, Forest Whitaker, Tung Thanh Tran, Chintara Sukapatana, Bruno Kirby, Robert Wuhl, J. T. Walsh, Noble Willingham
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1988 | Bester Hauptdarsteller | Robin Williams | Nominierung |
BAFTA Awards | 1989 | Bester Hauptdarsteller | Robin Williams | Nominierung |
Bester Ton | Bill Phillips, Clive Winter, Terry Porter | Nominierung | ||
Golden Globes | 1988 | Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) | Robin Williams | Nominierung |
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