Immer der Nase nach
© ZDF/Volker Roloff

Immer der Nase nach

Inhalt / Kritik

Immer der Nase nach
„Immer der Nase nach“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 (ZDF)

Eigentlich war Tanja (Claudia Michelsen) mit ihrer Arbeit als Schaufensterdekorateurin immer ganz glücklich gewesen. Doch zuletzt läuft es nicht mehr so richtig, ein Auftrag nach dem anderen bricht ihr weg. Und auch privat steht sie vor einem Wendepunkt, steht doch der Auszug ihrer Tochter Lisa (Lena Klenke) an, die in Zukunft auf eigenen Beine stehen möchte. Für die knapp 50-Jährige bedeutet das, dass sie etwas in ihrem Leben ändern möchte, ob sie nun will oder nicht. Vielleicht kann ihr da ja ein Online-Kurs bei Alev (Banafshe Hourmazdi) weiterhelfen? Auch der attraktive Mittdreißiger Nick (Helgi Schmid), dem sie bei einer Party über den Weg läuft, sorgt für ein paar frische Impulse. Doch vor lauter Aufbruchstimmung beginnt sie, vieles aus den Augen zu verlieren – darunter auch ihre beste Freundin Imke (Corinna Harfouch) …

Alles auf Anfang

Man ist doch nie zu alt für einen Neuanfang! Das zumindest haben uns in den letzten Jahren Filme wie Britt-Marie war hier oder Tanz ins Leben gezeigt, in denen Frauen eines etwas reiferen Alters noch mal sich selbst finden durften und mussten. Dort waren es treulose Männer, welche die Protagonistinnen dazu zwangen, alles noch mal auf den Prüfstein zu legen. Auch bei Immer der Nase nach sind es äußere Umstände, welche Tanja dazu zwingen, an sich zu arbeiten und sich neu zu orientieren. Ausnahmsweise und sympathischerweise geht es hier aber mal nicht darum, dass Frau nur ein Anhängsel von Mann war und jetzt auf eigenen Beinen stehen muss. Tanja ist nicht nur jünger als die Figuren in den obigen Filmen, sondern auch selbständiger. Dass sie derzeit niemanden hat, nimmt sie nicht als Problem wahr.

Zumindest am Anfang versucht sich Immer der Nase nach dann auch an einer gesellschaftlichen Relevanz. Wenn Tanja davon betroffen ist, dass immer mehr Läden schließen und deshalb keine Schaufensterdeko mehr brauchen, dann greift der Film Entwicklungen auf, die über die persönliche Krise hinausgehen. Und auch beim Thema Online versucht sich Regisseurin und Drehbuchautorin Kerstin Polte daran, aus der kleinen Blase auszubrechen, in der es sich ihre Protagonistin gemütlich gemacht hat. Sonderlich tiefsinnig wird es dabei jedoch nicht. Eigentlich beschränkt sich die ZDF-Komödie darauf, mit dem Kontrast von neuen Medien und alten Berufen zu arbeiten und dabei die Anpassungsschwierigkeiten zu zeigen.

Alles irgendwie nett

Insgesamt hat der Film nicht so wahnsinnig viel zu sagen, trotz zaghafter Ansätze. Er ist auch nicht übermäßig komisch. Dann und wann wird es mal amüsanter, etwa wenn Tanja mit einer riesigen Nase aus Pappmaché durch die Gegend läuft, die ein Kunde nicht mehr braucht. Die Szene zum Schrottfischen geht ebenfalls in Ordnung, auch wenn das mehr mit der ungewöhnlichen Tätigkeit zusammenhängt als den Einfällen des Drehbuchs. Dieses ist dann doch eher sparsam. Wer großzügig ist, darf an dieser und weiteren Stellen Immer der Nase nach als entspannt bezeichnen. Man darf es aber auch ein bisschen langweilig und belanglos finden, wie hier eine Situation an die nächste gereiht wird, ohne dass es zu großen Erkenntnissen oder Konsequenzen kommt. Da wird schon an der Grenze vom Universellen zum Banalen gearbeitet. Die TV-Komödie plätschert ziemlich vor sich hin.

Dafür ist auf das Ensemble Verlass. Hauptdarstellerin Claudia Michelsen (Das Ende der Wahrheit) zeigt nachvollziehbar und mit viel Möglichkeit zur Identifikationsfläche, wie jemand durchs Leben schlingert, ohne große Dramen, aber auch ohne wirklich glücklich zu sein. Corinna Harfouch und Angela Winkler, welche Tanjas Mutter spielt, sind sowieso immer über jeden Zweifel erhaben. Gemeinsam gelingt ihnen dadurch schon, dass da immer mal wieder etwas dabei ist, wofür sich das Einschalten lohnt. Aber es reicht nicht aus, um aus Immer der Nase nach mehr als eine eher durchschnittliche TV-Produktion zu machen, die zwar schon nett ist, aber trotz des Anspruches auf lebensnahe Aussagen kaum Eindruck hinterlässt.

Credits

OT: „Immer der Nase nach“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Kerstin Polte
Drehbuch: Kerstin Polte
Musik: Hannes Gwisdek, Marco Meister, Robert Meister
Kamera: Katharina Bühler
Besetzung: Claudia Michelsen, Corinna Harfouch, Helgi Schmid, Lena Klenke, Stephan Szász, Thelma Buabeng, Banafshe Hourmazdi, Larissa Sirah Herden

Bilder

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In „Immer der Nase nach“ muss eine Frau um die 50 sich noch einmal neu finden. Das ist einerseits schon lebensnah präsentiert und gut umgesetzt. Das Drehbuch glänzt aber nicht unbedingt mit nennenswerten Einfällen. Die Komödie plätschert meistens vor sich her, wird nie so richtig unterhaltsam oder tiefgründig und ist irgendwann einfach vorbei.
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