Jazz on a Summer‘s Day Jazz an einem Sommerabend
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Jazz an einem Sommerabend

Inhalt / Kritik

„Jazz on a Summer’s Day“ // Deutschland-Start: 5. August 2021 (Kino)

In diesem Sommer nach dem Lockdown, aber immer noch im Zeichen der Pandemie werden langsam aber sicher auch wieder Außenveranstaltungen möglich. Während diese in den Medien und der Politik als Superspreader-Events und teils sogar vernachlässigbare Freizeitveranstaltungen gesehen werden, ist wohl nicht nur regelmäßigen Konzertbesuchern klar geworden, dass diese mehr als nur das sind, definieren sie doch das kulturelle Geschehen einer Stadt und sind feste Termine in den Kalendern vieler Menschen, der Besucher wie auch der Künstler. Wie viele andere Festivals erging es auch dem Newport Jazz Festival im Jahre 2020, als es im Zuge des Lockdowns die bereits eingeladenen Künstler wieder ausladen musste und seine Tore für dieses Jahr schließen musste, was in vielfacher Hinsicht bedauerlich ist, blickt das von George Wein und Elaine Lorillard ins Leben gerufen Festival doch auf eine traditionsreiche Geschichte zurück. Über die Jahre gaben sich dort Größen der Musikszene die Klinke in die Hand, von Muddy Waters, Frank Sinatra, James Brown, Aretha Franklin, Duke Ellington, Dizzy Gillespie und Ray Charles (um nur einige Namen zu nennen) haben viele auf der Bühne in Newport, Rhode Island gespielt und das Publikum in ihren Bann gezogen.

Dabei waren die Anfänge des Festivals durchaus etwas holprig und vom Widerstand seitens der Gemeinde geprägt. Im Jahre 1954 wurde das erste Festival, damals noch in einem sehr kleinen Rahmen, veranstaltet und zog schon zu dieser Zeit eine beachtliche Zuschauerzahl von 13.000 Menschen an. Da die Gemeinde diesem Ansturm nicht gewachsen war und sich auch generell die Wertschätzung für Jazz in Grenzen hielt, brauchte es einige Zeit und viel Überzeugungsarbeit seitens Wein und Lorillard, bis das Festival sich durchsetzen konnte und zu einer festen Größe in der Kultur der Stadt wurde. Um dessen Akzeptanz und Popularität wohl noch zu erweitern, entstanden Dokumentation wie Bert Sterns Jazz an einem Sommerabend, der die 1959er Ausgabe des Festivals begleitete und nun, nach ausgiebiger Restauration, in den deutschen Kinos zu sehen sein wird. Das Line-up dieses Jahrgangs war durchaus beachtlich und versammelte mit Louis Armstrong, Thelonious Monk, Anita O’Day, Chuck Berry und Mahalia Jackson einige ganz große Namen der Jazz-, Rock- und Gospelszene.

Der Sound eines Sommers

Sterns Dokumentation ist mehr als nur ein Konzertmitschnitt, bei dem sich ein Set an das nächste anreiht. Neben den Auftritten der einzelnen Künstler und teils auch der Soundchecks vor der Show fängt die Kamera auch das Drumherum ein, vor allem aber das Geschehen in der kleinen Gemeinde, in der zeitgleich die Qualifikationen zur Segelregatta America’s Cup stattfanden. Entsprechend überfüllt ist es auf den Straßen, die voll von Passanten und Ausflüglern sind, die sich einer der beiden Veranstaltungen (oder gar beiden hintereinander) anschließen wollen. Während noch die letzten Klänge von Chuck Berry ertönen oder Anita O’Day eine verspielt-fröhliche Interpretation eines Liedes gibt, wechselt das Bild hin zu einer Gruppe Jugendlicher, die es sich in einem Haus – in den Zimmern und auf dem flachen Dach – gemütlich gemacht hat, ausgelassen tanzt und diesen Sommer genießt, zu welchem die Künstler gerade den passenden Soundtrack liefern.

Dieser Moment, in dem Menschen zusammenkommen und die Musik feiern, bildet das Zentrum des Festivals und damit auch von Jazz an einem Sommerabend. Interessant ist Sterns Dokumentation auch, wenn man sie als Zeitdokument betrachtet, denn gerade Aufnahmen, in denen afroamerikanische Zuschauer neben hellhäutigen sitzen, scheinen zunächst auf die 1959 noch sehr präsente Rassentrennung zu verweisen, dann aber wieder auf die besondere Macht der Musik, zu der alle tanzen oder zumindest den Kopf nicken und damit zumindest für einen kurzen Moment einander zu verstehen scheinen.

Credits

OT: „Jazz on a Summer’s Day“
Land: USA
Jahr: 1959
Regie: Bert Stern
Drehbuch: Albert D’Annibale, Arnold Perl
Kamera: Courtney Hafela, Ray Phalean, Bert Stern

Bilder

Trailer

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"Jazz an einem Sommerabend" ist eine unterhaltsame Musikdokumentation. Neben den tollen Künstlern, die Regisseur Bert Stern und sein Team, filmen, ist es die Musik wie auch die Bedeutung dieser für die Gemeinde und die Menschen, welche den Rhythmus dieses wertvollen Zeitdokuments ausmacht.
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