Eigentlich wollten Lupin und Jigen nur ihrer Lieblingstätigkeit nachgehen und einen besonders wertvollen Edelstein entwenden. Doch das ist gar nicht so einfach, geraten sie dabei doch zwischen die Fronten zweier benachbarter Länder, die seit einem Anschlag auf eine Opernsängerin kräftig mit den Säbeln rasseln. Und so finden sich die zwei kurze Zeit später schon auf der Flucht wieder. Hinzu kommt, dass ihnen der Auftragsmörder Yael Okuzaki bereits auf den Fersen ist, der Jigen erledigen soll. Für den Gauner wird das zu einem echten Problem, hat der Killer doch bislang nie sein Ziel verfehlt …
Ein zu seltener Gast
Lupin III gehört sicher zu den großen Franchises in Japan, auch wegen der Langlebigkeit: Seit dem Debüt in den späten 1960ern gab es neben den Mangas und gelegentlichen Realfilmen vor allem zahllose Animeauftritte. Mehrere Serien wurden produziert, dazu einige Kinofilme. Und natürlich die Specials, welche viele Jahre lang jährlich erschienen. Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein ist ein solches Special, wenngleich es nicht zu den „normalen“ Specials zählt. Vielmehr handelt es sich um eine Art Spin-off der Serie The Woman Called Fujiko Mine, die selbst eine Art Spin-off war. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Produktionen aus dem Franchise steht hier nämlich nicht der Meisterdieb Lupin III, sondern die ebenfalls diebische Fujiko Mine im Mittelpunkt.
Ein hiesiges Publikum muss das nicht interessieren. Zum einen ist The Woman Called Fujiko Mine nie in Deutschland erschienen, was die Veröffentlichung der Specials etwas kurios macht. Zum anderen stehen bei Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein dann doch Lupin sowie der Meisterschütze Jigen im Mittelpunkt. Fujiko wiederum hat nur ein paar kleinere Auftritte, die in erster Linie zu dem Zweck eingebaut wurden, die körperlichen Vorzüge der Diebin zu betonen. Zumindest das haben Special und Serie gemeinsam: Sie sind deutlich sexueller angelegt als die eher familienfreundliche Interpretation von Monkey Punchs Mangas. Sie sind auch düsterer: Der Humor, den man aus den meisten Filmen kennt, die es hierher geschafft haben, fehlt nahezu völlig.
Atmosphärisch und visuell gelungen
Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein erinnert daher stärker an die Anfänge, beispielsweise die erste Serie von 1971, bei der die späteren Studio Ghibli Masterminds Hayao Miyazaki und Isao Takahata Regie führten. Allerdings ist der Zeichenstil nicht ganz so rau. Das federführende Animationsstudio Telecom Animation Film, ein Tochterunternehmen des Traditionsstudios Tokyo Movie Shinsha, nutzt die modernen Möglichkeiten des Animes, bleibt gleichzeitig aber den Designs des Dauerbrenners treu. Das ist technisch sauber gelöst und alles in sich stimmig. Auch bei den Hintergründen gibt es keinen Grund zum Meckern, zumal der Anime an die unterschiedlichsten Orte führt.
Inhaltlich ist Lupin III – Daisuke Jigens Grabstein eher schlicht, was aber nicht sonderlich verwundert. Mit einer Länge von rund 50 Minuten entspricht das hier der einer Doppelfolge. Ein größerer Teil der Geschichte befasst sich damit, wie Lupin und Jigen auf der Flucht vor dem Auftragsmörder sind oder umgekehrt ihn jagen. Wie das Ganze ausgeht, dürfte jetzt zwar nicht sonderlich überraschen. Das Katz-und-Maus-Spiel ist aber so packend und atmosphärisch umgesetzt, dass das Special sich tatsächlich im oberen Bereich der langjährigen Reihe platziert. Wer verschmerzen kann, dass einige der üblichen Verdächtigen kaum bis gar nicht auftreten und der Anime nicht den schelmischen Humor pflegt, den man sonst kennt, der findet hier einen guten Einstieg.
OT: „Jigen Daisuke no Bohyō“
Land: Japan
Jahr: 2014
Regie: Takeshi Koike
Drehbuch: Yuuya Takahashi
Vorlage: Monkey Punch
Musik: James Shimoji
Animation: Telecom Animation Film
Wer mehr über Lupin III und seine Crew erfahren möchte: In unserem Themenspecial verraten wir mehr zur Historie des Meisterdiebs.
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