Die letzten anderthalb Jahre waren weltweit Menschen dazu gezwungen, einmal ihr Leben zu überdenken, etwas Neues zu versuchen und sich auch von Vertrautem zu verabschieden. Schließlich hat die Corona-Pandemie uns erkennen lassen, dass vieles, was wir für selbstverständlich nahmen, das gar nicht ist. Dass ein „weiter so“ keine wirkliche Option ist. Reset nimmt auf dieses einschneidende Ereignis Bezug, sowohl im Titel wie auch im Film selbst. Schließlich kam die Pandemie so plötzlich, dass auch die Dreharbeiten der Dokumentation beeinflusst waren. Da ist es ganz natürlich, dass man zumindest für einen Moment innehält und sich fragt, was man da eigentlich tut und wie es weitergehen soll. Eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der existenziellen Krise sollte hier aber niemand erwarten. Es ist nicht einmal so, dass im Stil von Das Jahr, das unsere Erde veränderte die konkreten Auswirkungen dieser besonderen Zeit gezeigt würden.
Sport an fernen Orten
Stattdessen thematisiert Reset etwas, das man erst einmal nicht mit der aktuellen Lage in Verbindung bringen würde: Sport. Genauer nimmt uns der Dokumentarfilm an einige weit entfernte Orte wie den Polarkreis oder Französisch-Polynesien und zeigt, wie eine Reihe junger Menschen den verschiedensten Sportarten nachgehen, wie etwa dem Surfen oder dem Skifahren. Das hört sich erst einmal wenig spektakulär an, ist aber doch sehenswert. Da wären zum einen die Naturkulissen, die bei dem Publikum den einen oder anderen sehnsuchtsvollen Seufzer auslösen dürften. Gerade die unberührte Anmutung lässt einen als Stadtmenschen, der Monate Lockdown hinter sich hat, das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit erahnen.
Reine Entspannung ist das hier aber nicht. Tatsächlich geht es zeitweilig sogar richtig spannend zu, wenn die Sportarten doch ein bisschen mehr anvisieren als das, was man vielleicht vom eigenen Urlaub so gewohnt ist. Wenn zum Beispiel beim Speed Flying, einer Extremvariante des Gleitschirmfliegens, Hänge herabgesegelt wird, darf man schon einmal die Luft anhalten. Es kommen in Reset zudem ein paar neuartige Geräte zum Einsatz, die den bekannten Sportarten noch mal ein paar unbekannte Seiten abgewinnen. Wer sich also dafür interessiert, wie neue Trends versucht werden, der bekommt bei Regisseur Thierry Donard schon ein bisschen was zu sehen. Der Franzose hat da eine Vorliebe für alles, was irgendwie aufregend sein kann.
Schöne Bilder mit spärlichem Inhalt
Der Film legt es dann auch mehr darauf an, das Publikum mitzureißen und irgendwie emotional zu packen. Inhaltlich ist er hingegen etwas dünn. Während man zwar das eine oder andere über die Technik dieser Sportarten erfährt, fehlen Kontexte jeglicher Art. Man weiß nicht einmal wirklich, wer diese ganzen Leute sind, denen man da zuschaut. Hin und wieder mal darf in Reset doch mal bedächtig über etwas gesprochen werden, gerade an der Stelle, an der Corona sich auf einmal in den Dreh drängt. Und auch das Thema Nachhaltigkeit wird angesprochen, schließlich befindet man sich unter Menschen, die ganz nah an der Natur sein wollen. Das ist im Idealfall auch mit einem Umweltbewusstsein verbunden.
Dennoch sollte sich von der Dokumentation niemand ernsthaft erwarten, etwas über nachhaltigen Sport oder tatsächliche Inspirationen für unseren verantwortungsbewussten Umgang mit der Welt zu erfahren. Sinn und Zweck des Films ist es, das Publikum zu beeindrucken, zu unterhalten, ein bisschen staunen zu lassen. Und zumindest das ist Donard gelungen: Reset mag letztendlich zwar näher an einem Imagefilm sein als einem tatsächlich erzählenden Werk. Aber wenn die Bilder derart umwerfend sind, darf man schon auch mal ein wenig den Kopf ausschalten und einfach nur die Flut an Eindrücken genießen, welche über einen hinwegfegen. Das ist dann sicherlich nur bedingt zum Nachmachen geeignet. Aber einfach nur zuschauen ist ja ebenfalls nicht verkehrt.
OT: „Reset“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Thierry Donard
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