Mille milliards de dollars Tausend Milliarden Dollar
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Tausend Milliarden Dollar

Inhalt / Kritik

Mille milliards de dollars Tausend Milliarden Dollar
„Tausend Milliarden Dollar“ // Deutschland-Start: 27. Mai 1982 (Kino) // 9. Juli 2021 (DVD)

Als er von einer Geschäftsreise zurück nach Paris kommt, wird der Journalist Paul Kerjean (Patrick Dewaere) von einem Unbekannten kontaktiert, der angeblich sensible Informationen über einen Industriellen und Politiker hat. Dieser hielt sein Privatleben in der Öffentlichkeit weitestgehend bedeckt und gilt auch in politischer Hinsicht als Mann mit weißer Weste, wobei der Unbekannte nun behauptet, er habe mehrere Milliarden Dollar erhalten für einen Deal mit der international operierenden Firma G. T. I., deren Aufsichtsratssitzung Kerjean während seiner Geschäftsreise beiwohnen durfte. Über Gespräche mit der Ex-Frau des Politikers (Jeanne Moreau) sowie den Aufnahmen eines Privatdetektivs erhält der Reporter noch mehr Material, was die Theorie seiner Quelle zu bestätigen scheint und Kerjean als Grundlage für einen Artikel genügt. Die Enthüllungen des Textes sind explosiv und entfachen in ganz Frankreich einen Sturm der Entrüstung über die Korruption in der Politik. Als dann aber besagter Politiker tot in seinem Wagen gefunden wird, ist Kerjean einer der wenigen Menschen, die keinesfalls an einen Suizid glauben.

Entgegen den Bitten seiner Vorgesetzten setzt er seine Nachforschungen fort, dieses Mal in Richtung der Firma G. T. I., was deren Führungsetage gar nicht gutheißt. Als der Reporter auf Warnungen nicht reagiert, geraten er und seine Familie ins Fadenkreuz des Konzerns, der Killer anheuert, um Kerjean endgültig zum Schweigen zu bringen. Dieser kann nur knapp einem Attentat entgehen, was ihn zu weiteren Recherchen treibt, welche die wahren Pläne der G. T. I. enthüllen. Zudem merkt er, wie er selbst zum Instrument für den Konzern geworden ist – ein Fehler, den er, schon alleine wegen seiner Schuldgefühle, korrigieren will.

Ein Wirtschaftskrieg

Mit Filmen wie Der Clan der Sizilianer (1969) bewies Regisseur Henri Verneuil, dass er nicht nur ein talentierter Genreregisseur ist, sondern zeigte auch sein Interesse für wirtschaftliche, soziale und politische Zustände Frankreichs, die das Leben jedes Einzelnen definieren. Darüber hinaus betrachtete er mit Skepsis die Verwicklungen von Konzernen mit der Politik, was meistens weniger auf das Wohl des Bürgers hinauslief, sondern eher auf die Maximierung von Profit, wobei Entwicklungen wie eine rasch voranschreitende Globalisierung ihren Beitrag dazu leisteten, dass sich diese Umstände verschärften. Auf Basis des gleichnamigen Sachbuchs von Robert Lattès entstand 1982 der Politthriller Tausend Milliarden Dollar, der viele dieser Bedenken beinhaltet und anhand eines fiktiven Beispiels zeigt, welche Macht Konzerne in der Welt von heute haben.

Im Grunde kann man einen Film wie Tausend Milliarden Dollar auch als eine Art Kriegsfilm betrachten. Wie ein James-Bond-Film muten viele der Szenen in Verneuils Werk an, nur mit dem Unterschied, dass sich sein Held nicht in einem Konflikt wähnt und sich noch an klaren Linien wie Gut und Böse orientiert, obwohl die Fronten in diesem Krieg längst nicht so klar und deutlich sind, wie er es gerne hätte. Dafür hat eine viel einflussreichere Institution, nämlich der Konzern das Sagen, der, schon in den Szenen, welche dessen Treffen zeigen, an eine Schaltzentrale der Macht oder eine Art Stabstreffen erinnert, bei dem nicht einfach nur Börsenkurse der Bilanzen verhandelt werden, sondern gleich der Verlauf der ganzen Welt, welche die Chefs gleich unter sich aufteilen. „Wir sind doch nicht die Mafia,“ heißt es an einer Stelle, was gerade im Kontext des Finales des Films deutlich zeigt, dass hier gerade die Legitimation eines Verbrechens stattfindet, alles im Namen des Profits. Es sind gerade solche Stellen, welche die düstere Vision Verneuils beschreiben, dessen Figuren mit einer Art von Zynismus und Verachtung auftreten, wie es nur das europäische Kino zu seiner Blütezeit vermochte.

Instrumente der Macht

Jedoch geht diese Vision noch weiter, vor allem da Verneuil als Helden einen Verfechter der Wahrheit vorstellt. In seiner letzten Rolle glänzt Patrick Dewaere als ein Menschen, der unter die Räder eines Machtapparates zu kommen droht, gegen den er sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mittel wehrt. Dewaere spielt Kerjean als einen Mann mit großem Berufsethos und einem klaren moralischen Kompass, auch wenn er damit umzugehen gelernt hat, welches Auswirkungen seine Artikel haben können, selbst in persönlicher Hinsicht, wie die Szenen mit seiner Ex-Frau und dem gemeinsamen Sohn zeigen. Er ist ein Mensch, der sich nicht benutzen lassen will oder einspannen will für eine bestimmte Agenda, wobei er ahnt, dass genau dies passiert.

Auf ästhetischer Ebene überzeugen zudem die Bilder von Kameramann Jean-Louis Picavet, besonders wenn es um die Darstellung des Konzerns geht, seiner kalten, anonymen Räumlichkeiten sowie seiner Embleme der Macht. Wenn es tatsächlich etwas zu kritisieren gibt an Tausend Milliarden Dollar, dann ist dies das etwas mutlose Finale, welches mit dem düsteren Ton der vorherigen Geschichte bricht und daher unpassend erscheint.

Credits

OT: „Mille milliards de dollars“
Land: Frankreich
Jahr: 1982
Regie: Henri Verneuil
Drehbuch: Henri Verneuil
Musik: Philippe Sarde
Kamera: Jean-Louis Picavet
Besetzung: Patrick Dewaere, Caroline Cellier, Michel Auclair, Charles Denner, Anny Duperey, Jeanne Moreau, Mel Ferrer

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„Tausend Milliarden Dollar“ ist ein spannender und hochaktueller Politthriller Herny Verneuils. Mit einem grandiosen Ensemble besetzt und toll inszeniert ist dieser Film eine wahre Entdeckung für Freunde des Verschwörungskinos, auch wenn sich viele eventuell am Ende stören werden.
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