The Virtuoso
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The Virtuoso

Inhalt / Kritik

The Virtuoso
„The Virtuoso“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 (Kino) // 7. April 2022 (DVD)

Skrupel? Die kennt der Auftragsmörder (Anson Mount) nicht. Wenn sein Boss (Anthony Hopkins) sagt, dass jemand sterben muss, dann ist das eben so. Doch seitdem eine unbeteiligte Frau bei einem seiner Jobs ums Leben gekommen ist, plagen ihn doch Zweifel und Schuldgefühle. Dabei hat er erst einmal anderweitig genug zu tun. Sein neuester Auftrag führt ihn in ein verschlafenes Kaff, wo er in einem kleinen Diner sein Opfer finden soll. Nur wer davon könnte es sein? Während er sich mit der lokalen Kellnerin (Abbie Cornish) unterhält, fällt sein Blick auf ein Paar (Richard Brake, Diora Baird), sowie einen einsamen Fremden (Eddie Marsan), die einzigen Gäste zur verabredeten Zeit. Dann stößt aber auch der Bezirkssheriff (David Morse) hinzu und durchkreuzt damit alle Pläne …

Durch die Augen eines Killers

Profikiller sind auch nur Menschen? Das ist eine grundsätzlich eine ganz spannende Vorstellung. Meistens tauchen sie in Filmen dann doch nur als Gegenspieler auf. Figuren, die ausgeschaltet werden müssen oder zumindest irgendwie umgangen werden müssen. The Virtuoso ist eines der eher seltenen Beispiele, bei denen einer, der diesen etwas anderen Beruf ausübt, im Mittelpunkt steht. So richtig viel Persönliches lernen wir über ihn dann aber doch nicht. Wir sehen ihn zwar zu Beginn, wie er in seiner abgelegenen Waldhütte einen Hund versorgt. Und auch der besagte Auftrag, bei dem eine Mutter ums Leben kommt, demonstriert, dass hinter der coolen Fassade ein tatsächlicher Mensch mit Gefühlen steckt. Das war es aber auch schon. Seine Hintergrundgeschichte bleibt im Verborgenen. Wir erfahren nicht einmal seinen Namen.

Das hat er mit den anderen Figuren im Film gemeinsam. Sie alle werden nur anhand ihres Berufes oder einer Beschreibung benannt, die unser namenlose Protagonist ihnen zukommen lässt. Das ist dann weniger auf eine Vergesslichkeit von Drehbuchautor James C. Wolf zurückzuführen. Vielmehr setzt The Virtuoso auf maximale Distanz, wenn hier Fremde unter Fremden sind, niemand die anderen kennt, allenfalls spekulieren kann. Im Gegensatz zu den sonstigen Aufträgen des Killers ist hier nämlich nicht klar, wer denn überhaupt umgebracht werden soll – und aus welchem Grund. Prinzipiell kommt jeder in Frage, der sich zu dem Zeitpunkt, der vom Boss genannt wurde, in dem Diner aufhält.

Die Suche nach dem Opfer

Das ist eine an und für sich interessante Umkehrung des aus Krimis bekannten Whodunnit-Prinzips. Wo dort Polizisten, Detektive oder sonstige Ermittelnde herausfinden müssen, wer einen Mord begangen hat, lautet die Aufgabe in The Virtuoso, das designierte Opfer zu finden. Das geht dann ebenfalls mit einer Spurensuche einher, sowie zahlreichen Spekulationen, die der Protagonist unter Verwendung eines Voiceovers mit dem Publikum teilt. Und auch sonst zeigt er sich von seiner mitteilungsbedürftigen Seite, wenn er immer wieder von seinem Beruf erzählt, von den Anforderungen, die dieser mit sich bringt, aber auch den Ritualen, die der Erzähler im Laufe der Zeit entwickelt hat, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.

Wer sich hiervon viel Action erhofft, der wird enttäuscht. Anders als etwa bei Bad Times at the El Royale, das ebenfalls von dem fatalen Aufeinandertreffen mehrerer Figuren an einem abgelegenen Ort erzählt, eskaliert The Virtuoso nie so wirklich. Von der kurzen Szene im Diner einmal abgesehen entsteht auch keine Atmosphäre des gegenseitigen Belauerns, wie es The Hateful 8 vorgemacht hat. Tatsächlich dürfte es nicht wenige geben, denen dieser Neo-Noir-Thriller zu langweilig und nichtssagend sein wird. Es ist nicht einmal so, dass eine größere Wendung im weiteren Verlauf unbedingt als solche durchgeht. Wer auch nur einigermaßen Erfahrung hat mit solchen Filmen, der weiß früh, was gespielt wird, wundert sich höchstens darüber, dass der Protagonist trotz vielfältiger Analysen das Offensichtliche übersieht.

Phlegmatisch und unheilvoll

Und doch ist The Virtuoso nicht ohne Flair. Das stimmungsvolle Ambiente des eingeschneiten Ortes mitten im Nirgendwo, an dem kaum einer zu leben scheint, lässt so manche inhaltliche Schwäche sekundär werden. Auch die Spielfreude des Ensembles, welches genau weiß, wie überzogen das hier bei aller Ruhe ist, trägt dazu bei, dass man mit dem von vielen verrissenen Thriller seinen Spaß haben kann. Der ganz große Nervenkitzel mag dabei vielleicht nicht rausspringen, dafür agieren die Leute hier dann doch etwas zu phlegmatisch. Immerhin: Die Neugierde, wer denn nun wen wie tötet, sorgt für ein wenig Spannung. Und auch die Atmosphäre zwischen entspannt und unheilvoll trägt dazu bei, dass man sich hiermit ein wenig die Zeit vertreiben und in aller Ruhe auf das unausweichliche Desaster wartet.

Credits

OT: „The Virtuoso“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Nick Stagliano
Drehbuch: James C. Wolf
Musik: Brooke Blair, Will Blair
Kamera: Frank Prinzi
Besetzung: Anson Mount, Abbie Cornish, Anthony Hopkins, Eddie Marsan, David Morse, Richard Brake, Diora Baird

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The Virtuoso
Fazit
In „The Virtuoso“ reist ein Profikiller an einen abgelegenen Ort, um dort einen Auftrag auszuüben. Der Film ist dabei eine interessante Umkehr des Krimiprinzips, wenn unter mehreren Verdächtigen nicht der Täter, sondern das Opfer gesucht werden muss. Richtig spannend ist der Neo-Noir-Thriller nicht, dafür aber atmosphärisch genug, um inhaltliche Schwächen ignorieren zu können.
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