Kayla Forester (Chloë Grace Moretz) braucht einen neuen Job, und zwar dringend. Da trifft es sich ganz gut, dass im Luxushotel Royal Gate Personal für die Traumhochzeit des Promipaares Ben (Colin Jost) und Preeta (Pallavi Sharda) gesucht wird. Entsprechende Erfahrungen hat Kayla zwar nicht, dafür einen erstklassigen Lebenslauf, den sie zuvor einer Mitbewerberin geklaut hat. Tatsächlich erhält sie die Stelle ohne größere Schwierigkeiten, sehr zum Missfallen des Eventmanagers Terence Mendoza (Michael Peña), der für die Organisation der Feierlichkeiten zuständig ist. Es gibt da nur ein kleines Problem: Jerry. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause hat es sich die Maus ausgerechnet in ihrem Hotel gemütlich gemacht, Kayla soll das Ungeziefer beseitigen. Und sie weiß auch schon wie: Kater Tom, der Erzfeind von Jerry …
Mensch vs. Animationsfigur
Dass in Realfilmen nicht-reale Elemente auftauchen, ist keine Seltenheit. Waren früher etwa am Computer erstellte Spezialeffekte noch etwas Besonderes, kommen große Filme heute ohne diese kaum noch aus. Wobei in den meisten Fällen zumindest versucht wird, dass diese sich harmonisch ins Geschehen einfügen und man als Zuschauer und Zuschauerin nicht merkt, dass das gerade nicht „echt“ ist. Ein Spezialfall sind jedoch solche Werke, bei denen gezielt Schauspieler mit animierten Figuren interagieren. Dort kommt es dann schon mal ganz bewusst zu einem solchen Bruch. Das kann sehr gut funktionieren, wie seinerzeit bei Falsches Spiel mit Roger Rabbit, bei dem zwei Welten aufeinanderprallten und durch die Absurdität Komik erzeugt wurde. Auch Space Jam fand genügend Fans, wenn auf einmal die Looney Tunes mit einem Basketballspieler gemeinsame Sache machten.
Tom & Jerry ist nun ein Fall, bei dem das mit der Zusammenarbeit gar nicht funktioniert. Dabei war im Vorfeld sogar ein wenig Optimismus angesagt, als die Designs des aus unzähligen Kurzfilmen und Fernsehserien bekannten Duos präsentiert wurden. Denn auch wenn die Figuren nun am Computer gezeichnet worden sind anstatt auf traditionelle Weise, zumindest die charakteristische Mimik der beiden wurde gut eingefangen. Die Kombination mit realen Schauspielern und Orten ist jedoch weniger gut gelungen. Man versuchte hier schon, die tierischen Helden irgendwie stimmig zu integrieren. Dennoch wirken sie immer, als würden sie nicht ganz reinpassen, ohne dabei jedoch den besagten Bruch zu erreichen, sind also irgendwo auf der Hälfte liegengeblieben.
Wo stecken die beiden?
Die Optik ist jedoch noch das geringste Problem. Viel schlimmer ist, dass der Film keinen Spaß macht. Der Reiz bei Tom & Jerry lag ursprünglich immer darin, wie die beiden sich gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht haben und dabei schon auch recht rabiat werden konnten. Dass das heute so nicht mehr geht, ist klar. Da haben sich die Zeiten zu sehr gewandelt. Dann braucht es aber schon etwas als Ersatz. Gestritten wird in dem Film dabei immer noch, gerade zu Beginn. Das geschieht zunächst im überschaubaren Rahmen, darf später dann richtig eskalieren. Tatsächlich unterhaltsam sind diese Szenen zwar nur bedingt. Immerhin wird man hier aber daran erinnert, wofür die Figuren ursprünglich überhaupt standen.
Ansonsten konzentriert sich Regisseur Tim Story (Shaft) auf irritierende Weise auf die menschlichen Figuren. Konflikte gibt es dort ebenfalls, jedoch ohne den Slapstickfaktor. Allenfalls ein paar spitze Bemerkungen werden ausgepackt. Das ist nicht nur ziemliche Zeitverschwendung. Es hat schließlich schon seine Gründe, weshalb Tom & Jerry eigentlich immer ohne Menschen auskam. Man verpasste darüber hinaus, bei den Menschen irgendetwas Interessantes zu erzählen. Gerade der Handlungsstrang um das Brautpaar, welches offensichtliche Defizite bei der Kommunikation hat, ist ziemlich langweilig und passt überhaupt nicht zu dem Chaos rund um die Erzfeinde.
Lieblos zusammengeschustert
Tatsächlich beschleicht einen nach einer Weile das Gefühl, dass Tom & Jerry dem Titel zum Trotz eigentlich gar nicht als Film mit den beiden beliebten Zeichentrickfiguren konzipiert war, sondern diese erst nachträglich eingebaut wurden. Wer also einen Film im Stil der früheren Auftritte erhofft, der wird enttäuscht. Und auch der Rest kann sich die Komödie mehr oder weniger sparen. Den besten Eindruck hinterlässt noch Chloë Grace Moretz als dreiste Betrügerin, selbst wenn diese Charakterzeichnung nicht wirklich konsequent verfolgt wird. Und selbst mit ihr fehlt das überzeugende Argument, sich den Film anzuschauen. Dann doch lieber die frühen Auftritte noch einmal auspacken. Die waren nicht nur kürzer, sondern auch deutlich unterhaltsamer.
OT: „Tom & Jerry“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Tim Story
Drehbuch: Kevin Costello
Musik: Christopher Lennertz
Kamera: Alan Stewart
Besetzung: Chloë Grace Moretz, Michael Peña, Colin Jost, Pallavi Sharda, Rob Delaney, Ken Jeong
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