Für Norman (Jordan Waller) war eigentlich immer klar, dass sein Leben irgendwie falsch ist. Der schüchterne junge Mann ist einfach nicht dafür gemacht, die Familienmetzgerei fortzuführen. Seine forschere Schwester Annabelle (Kathryn Wilder) hat ohnehin kein Interesse daran, schließlich hat sie jeden Fleischkonsum beendet. Als die beiden Zwillinge erfahren, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter gar nicht ihre Mutter ist, sind sie daher gar nicht so sehr überrascht. Sie sind vielmehr neugierig, wie denn ihre wahre Mutter ist. Und so machen sie sich auf den Weg von England bis nach Australien zu dem abgelegenen Ort Two Heads Creek, der ursprünglichen Heimat der Familie. So richtig heimisch fühlen sie sich dort aber auch nicht, dafür verhalten sich die Leute in der kleinen Gemeinde einfach zu komisch. Und tatsächlich ist der Ort nicht so idyllisch, wie sie im Vorfeld glaubten …
Die Provinz als Hort des Bösen
Es gibt im Genre des Horrorfilms eine lange, traditionsreiche und oft blutige Reihe an Beispielen, die im Grunde immer auf dieselbe Erkenntnis hinausläuft: Halt dich bloß von der Provinz fern! Wenn dort nicht gerade irgendwelche Fabelwesen umherschwirren oder alte Geister die modrigen Gemäuer heimsuchen, sind es die Menschen, die dir nichts Gutes wollen. Vor allem der auf deftige Schlachtplatten ausgelegte Backwoods Horror Bereich ist gut bestückt, Erfolgsreihen wie The Texas Chain Saw Massacre oder Wrong Turn zeigten, wie zurückgebliebene Hinterwäldler alle Stadtmenschen abschlachten, die den Fehler machten, vom Weg abzukommen. Eine etwas kunstvollere Variante dieser Idee stellte Midsommar dar, ein folkloristischer Albtraum am helllichten Tag.
Two Heads Creek greift dieses beliebte Motiv ebenfalls auf, orientiert sich dabei an den derberen Vertretern dieses Subgenres. Die britisch-australische Coproduktion tut dies jedoch mit sehr viel mehr Humor. Noch bevor die eigentliche Geschichte beginnt, demonstriert Drehbuchautor Jordan Waller, der auch die Hauptrolle übernahm, dass er das alles gern ein wenig auf die Schippe nehmen möchte. Das ist teilweise sogar recht amüsant. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden grundverschiedenen Geschwistern geben zum Beispiel hin und wieder Anlass zum Schmunzeln. Sehr schön ist auch der plumpe Rassismus, den die britische Nachbarschaft den beiden Polen entgegenbringt – umso mehr als sich herausstellt, dass sie gar nicht polnischen, sondern australischen Ursprungs sind.
Viel Blut und derber Humor
In Australien einmal angekommen, nehmen die etwas bissigeren Gags jedoch deutlich ab. Stattdessen geht Two Heads Creek lieber zu einem körperlichen Humor über, wenn schon die bloße Erwähnung von Geschlechtsteilen oder Sex für Unterhaltung sorgen soll. Das wird dann zwar nicht so unerträglich billig wie bei so mancher US-Komödie. Ein bisschen langweilig ist die Horrorkomödie aber schon, zumal sich diverse Gags auch wiederholen. Die Geschichte an sich ist ohnehin alles andere als originell. Wer aus diesem speziellen Segment schon Filme gesehen hat, der weiß schon früh, worauf das alles hinauslaufen wird. Einiger Wendungen im späteren Verlauf zum Trotz: Das meiste hat man dann doch schon sehr oft und nicht unbedingt schlechter gesehen.
Die eher sparsamen Ideen werden dafür umso großzügiger mit Blut, Gedärmen oder anderen brutal vom Körper entfernten Bestandteilen beschmiert. Two Heads Creek entdeckt da schon sein Herz für Splattereinlagen. Wer solche Filme gerne sieht und mehr an Spaß als an Spannung interessiert ist, für den kommt das hier schon in Frage. Außerdem sind die Figuren ein Pluspunkt. Klar, Tiefgang darf man nicht erwarten. Aber sie sind doch zumindest mit so viel Freude überzeichnet, dass das ansteckend wirkt. Mit entsprechend angepassten Erwartungen angerückt, geht der Film also schon in Ordnung und erfüllt seinen Zweck. Mehr als Durchschnitt ist die Horrorkomödie aber kaum.
OT: „Two Heads Creek“
Land: UK, Australien
Jahr: 2019
Regie: Jesse O’Brien
Drehbuch: Jordan Waller
Musik: Ryan Elliott Stevens
Kamera: Samuel Baulch
Besetzung: Jordan Waller, Kathryn Wilder, Gary Sweet, Kerry Armstrong, Stephen Hunter, Helen Dallimore
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