Für Wickie steht fest, dass er unbedingt mit seinem Vater Halvar und den anderen Wikingern auf Abenteuerreise gehen möchte. Doch so oft der Junge auch fragt, immer wieder muss er sich anhören, er sei noch zu klein und unerfahren, um sich auf ein solches Wagnis zu begeben. Bis zu dem Tag, als das Abenteuer unerwartet zu ihm kommt. Zunächst ist die Freude groß, als Halvar mit einem mysteriösen Schwert auftaucht. Als dieses jedoch daraufhin Wickies Mutter in eine Goldstatue verwandelt, ist es höchste Zeit, dass der Junge den anderen beweist, was in ihm steckt. Und so macht er sich gemeinsam mit dem Krieger Leif und seiner Cousine Ylvi auf den Weg zu einer fernen Insel, auf der dieser Fluch wieder aufgehoben werden soll …
Unverwüstliche Zeichntrickklassiker
In den 1970ern und 1980ern wurden Unmengen an Animeserien produziert, welche auf europäischen Kinderbüchern basierten: Die Biene Maja etwa, Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen oder auch Heidi. Bis heute sind diese Titel unvergessen, weshalb immer wieder Versuche gestartet werden, von deren nachhaltiger Popularität zu profitieren. So gibt es von allen drei Klassikern inzwischen auch am Computer generierte Animationsserien. Bei Die Biene Maja wurden zusätzlich auch Kinofilme produziert, welche auf eben dieser CGI-Optik basieren. Über die Ergebnisse kann man sich immer streiten. Sie scheinen aber erfolgreich genug zu sein, um immer wieder für Nachschub zu sorgen.
Das auf einer Buchreihe von Runer Jonsson basierende Wickie und die starken Männer gehört ebenfalls in diesen Club japanischer Zeichentrickdauerbrenner. Erst war es Michael Bully Herbig, der mithilfe zweier Realfilme an die Beliebtheit alter Kindheitstage anknüpfen wollte, 2014 folgte die obligatorische CGI-Serie. Eric Cazes, der schon bei dieser Regie führte, bekam nun mit Wickie und die starken Männer: Das magische Schwert die Gelegenheit, das Werk nun auch als fürs Kino produzierten Animationsfilm fortzusetzen. Wobei die Geschichte um das zu Gold machende Schwert nicht nur deutlich länger ist als die Folgen der Fernsehserie. Sie wurde auch mit einem erkennbar größeren finanziellen Budget umgesetzt.
Hübsch anzusehen
Tatsächlich ist Wickie und die starken Männer: Das magische Schwert erstaunlich hübsch geworden. Während es vielen CGI-Produktionen der unteren Preisklasse an dem Charme der Zeichentrickvarianten mangelt, schlägt sich das von Studio 100 Animation produzierte Wikingerabenteuer durchaus wacker. Die Designs werden der bekannten 70er Jahre Version gerecht, ergänzen diese aber um moderne Technik. So ist die Darstellung des Wassers oder auch der Inseln gelungen. Auch wenn man natürlich kein Effektfeuerwerk im Stil der großen US-Studios erwarten darf, die regelmäßig 150 Millionen Dollar in einen Film stecken: Da wurde schon mit Liebe zum Detail vorgegangen, die Umsetzung ist sauber, die Farben sind angenehm gewählt. So ist das Abenteuer zwar schön bunt, es erschlägt einen aber nicht damit.
Sympathisch ist auch, wie hier die nordische Mythologie eingearbeitet wurde. Vereinzelt findet sich diese natürlich immer mal wieder in Filmen und Serien wieder, etwa in Ragnarök oder der Figur Thor aus den Marvel Comics. Wickie und die starken Männer: Das magische Schwert zeigt aber, wie viel Potenzial in all dem noch steckt. Dieses wird zwangsläufig nur angekratzt, schließlich richtet sich der Film an ein jüngeres Publikum. Die finsteren Seiten fallen deshalb ohnehin weg. Stattdessen gibt es wie so oft einen tierischen Sidekick in Gestalt eines kecken Eichhörnchens, welche die Expedition begleitet. Gebraucht hätte es dieses sicher nicht, da es den Film an den Stellen ein Stück weit austauschbar macht. Es stört aber auch nicht weiter.
Verspätet, aber willkommen
Das lässt sich insgesamt über den Film als solchen auch sagen. Die großen Begeisterungsstürme beschwört Wickie und die starken Männer: Das magische Schwert eher nicht herauf, dafür fehlt dann doch noch irgendwo die Originalität und vielleicht den Mut, auch mal ein bisschen mehr zu machen. Von den besagten nordischen Elementen einmal abgesehen ist hier wenig, was man nicht so schon kennt. Aber das muss ja nicht automatisch schlecht sein. Es ist sogar ganz schön, dass das bereits 2019 in Frankreich gestartete Abenteuer nach den diversen Verschiebungen doch noch den Weg zu uns findet. Zumal die Grundidee, dass ein schmächtiger Junge dank seiner Cleverness das schafft, was die bärenstarken Machokerle nicht hinbekommen, heute mindestens so willkommen ist wie damals vor knapp 50 Jahren.
OT: „Wickie und die starken Männer: Das magische Schwert“
Land: Frankreich, Deutschland, Belgien
Jahr: 2019
Regie: Eric Cazes
Drehbuch: Oliver Huzly, Sophie Decroisette, Frédéric Lenoir, Eric Cazes
Vorlage: Runer Jonsson
Musik: Ute Engelhardt
Animation: Studio 100 Animation
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