Onna jigoku uta: Shakuhachi benten Women Hell Song
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Woman Hell Song

 

Inhalt / Kritik

Underwater Love Women hell Song
„Woman Hell Song“ // Deutschland-Start: 19. März 2021 (Blu-ray)

In ihrer Heimat Japan ist die gesuchte Verbrecherin Okayo (Tamaki Kotaro) besser bekannt unter ihrem Spitznamen „Benten“, den sie bekommen hat wegen der großflächigen Tätowierung auf ihrem Rücken, welche eine buddhistische Gottheit zeigt. Schon aus vielen Gefängnissen und vor vielen Polizeibeamten ist sie geflohen, sodass es Genturo Honda (Shusaku Muto) genug ist, nachdem er sie abermals einfangen musste. Anstatt Okayo aber zurück zu ins Gefängnis zu bringen, händigt er sie dem Gangster Ginji (Jun Yoshida) aus, der den vielversprechenden Spitznamen „Die Viper“ trägt. Nachdem der Kauf abgeschlossen ist, vergewaltigen Ginji und seine Männer immer wieder die junge Frau, die am Schluss getötet werden soll, jedoch wird die Gruppe von einem Angreifer überrascht, der nicht nur Okayo befreit, sondern auch Ginjis Männer umbringt.

Drei Jahre später ist Okayo immer noch auf der Suche nach ihrem Retter von damals, immer auf der Hut vor der Polizei, die sie nach wie vor sucht. Was sie nicht weiß, ist, dass Ginji den Angriff überlebt hat, auf Rache sinnt und mit einem seiner Gefolgsmänner nur auf den richtigen Moment wartet, um Okayo zu attackieren. Währenddessen hat Benten erfahren, was mit Honda geschah, der nun nicht mehr Mitglied der Polizei ist, sondern der wohlhabenden Besitzer einer Textilfirma und in einer prächtigen Villa wohnt. Als sich Okayos Wege mit denen eines Fremden kreuzen, der viel über sie weiß, könnte ihre Suche nach ihrem Retter auch ein Ende haben, jedoch muss sie auf der Hut sein, denn neben Ginji ist nun auch Honda wieder hinter ihr her, der nun weiß, dass seine Feindin von damals noch lange nicht tot ist.

Sex und Macht

Als das Genre des japanischen Erotikfilms, kurz pinku genannt, in den 1960er und 1970er Jahren seine beste Zeit erlebte, waren es unter anderem Regisseure wie Koji Wakamatsu, Hisayasu Sato oder Mamoru Watanabe, die durch ihre Werke das Genre nachhaltig prägten. Auch wenn dies beim besten Willen nicht für alle Pink-Filme gilt, so zeichnete sich eine Vielzahl von Produktionen nicht nur durch ihre Sex-Szenen und Exploitation-Elemente aus, sondern vor allem durch ihren teils scharfen sozialen wie auch politischen Kommentar, nicht zuletzt was die Rolle der Frau in der japanischen Bevölkerung anging. In diesem Kontext ist auch Mamoru Watanabes Woman Hell Song zu verstehen, der sich zwar an die äußerst populäre Red Peony Gambler-Filmreihe anlehnt, aber in Bezug auf die Darstellung von Sexualität und Weiblichkeit sowohl ästhetisch wie auch erzählerisch eigene Wege geht.

In den besten Beiträgen des Pink-Films ist der Sex nicht nur einfach Mittel zum Zweck, auch wenn eine gewisse Anzahl solcher Szenen vom Vertrag her vorgesehen war, sondern war integriert in die Themen des Werkes. Im Falle von Woman Hell Song ist Sex weniger ein Ausdruck von Zuneigung oder Leidenschaft, aber dafür eine Beweis für Unterdrückung und Macht, was in oft demütigenden und schmerzhaften Erfahrungen für die Protagonistin mündet, wie man anhand der Vergewaltigungsszenen bemerkt. Eine der wohl unerträglichsten Szenen zeigt Honda, in seiner Rolle als Geschäftsmann, wie er ein neues Mädchen „austestet“, was darin mündet, dass er ihr die Kleider vom Leib reißt und sie wiederholt schlägt und verletzt, trotz der verzweifelten Bitten der jungen Frau, er möge sie doch in Ruhe lassen und Mitleid haben. Neben den Bildern ist es auch immer wieder das Sounddesign, was solche Sequenzen unbequem macht, doch auch betont, dass Mitleid in dieser streng maskulinen und auf Macht und Einfluss basierenden Gesellschaft nicht zu erwarten ist.

Der weibliche Outlaw

Naturgemäß bleiben solche Taten nicht ohne Folgen und wirken sich aus auf die Art und Weise, wie Menschen miteinander agieren und zu sich selbst stehen. Watanabes Inszenierung und Atsushi Yamatoyas Drehbuch zeigen eine Gesellschaft der Spitzel sowie der Repression, in der man die wahren Emotionen verbergen muss, wenn man nicht will, dass einem Gewalt angetan wird. Frauen sind in gewisser Hinsicht „Freiwild“ und nicht im Besitz ihrer Körper, die jederzeit Gefahr laufen, vergewaltigt oder verletzt zu werden. In dieser Hinsicht ist die von Katori Tamaki gespielte Okayo/Benten sowohl Außenseiterin wie auch Rebellin, hat sie doch beschlossen, sich nicht nur nicht anzupassen, sondern sich auch mit Händen und Füßen zu wehren, was sie, alleine schon aufgrund ihrer Schwertkampfausbildung, zu einer gefährlichen Gegnerin macht.

Allerdings ist Okayo/Benten keinesfalls lediglich die blutige Rächerin. Ähnlich wie die Figuren, die ihre Kollegin Meiko Kaji in den Lady Snowblood-Filmen oder der Sasori-Reihe spielt, ist auch Tamakis Figur auf der einen Seite Kämpferin, aber auch eine sehr leidenschaftliche Frau, was freilich eine Seite ist, die sie nur selten zeigt.

Credits

OT: „Onna jigoku uta: Shakuhachi benten“
Land: Japan
Jahr: 1970
Regie: Memoru Watanabe
Drehbuch: Atsushi Yamatoya
Musik: Ikutaro Hayashi
Kamera: Seiji Ikeda
Besetzung: Tamaki Katori, Noriko Tatsumi, Rima Aoyama, Jiro Kokubu, Shinji Hino, Masayashi Nogami, Shusaku Muto, Jun Yoshida

Bilder

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„Woman Hell Song“ ist ein gelungener Beitrag zum Sub-Genre des Pink-Films. Nicht nur ästhetisch, sondern auch schauspielerisch überzeugt Memoru Watanabes Film, der mit einem beißenden Kommentar, was das Patriarchat und die Stellung der Frau angeht, aufwartet.
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