Eigentlich hatte Asia (Erica Landolfi) nur nett sein wollen, als sie im Supermarkt einem Fremden ihr Handy leiht. Kurze Zeit später muss sie jedoch feststellen, dass sie das besser nicht getan hätte. Denn auf einmal findet sie dort eine App, die schon ein wenig unheimlich ist. Nicht nur, dass sie auf einmal irgendwelche seltsamen Sachen sehen kann. Laut App hat sie auch nur noch einige Stunden zu leben. Zunächst hält sie das nur für einen geschmacklosen Streich, den ihr jemand gespielt hat. Doch je mehr der Tag verstreicht, umso stärker wird in ihr die Überzeugung, dass da vielleicht tatsächlich etwas dran ist. Aber was tun? Löschen kann sie die App nicht. Wenn überhaupt, muss sie sich auf die Regeln des Spiels einlassen – und damit die tödlichen Folgen in Kauf nehmen …
Vorsicht, todbringende App!
Eine widerspenstige App, die dir anzeigt, wie lang du noch zu leben hast? Da könnte einem der Horrorfilm Countdown aus dem Jahr 2019 einfallen. Dort stellten eine Reihe von Protagonisten und Protagonistinnen fest, dass die neueste Handyapp tatsächlich vorher weiß, wann die jeweiligen User sterben müssen. Das ist nicht nur als Idee ein wenig unheimlich, sondern brachte unangenehme Nebenwirkungen mit sich. Wer zum Beispiel versuchte, die technologische Prophezeiung auszutricksen, der wurde unmissverständlich daran erinnert, dass das so jetzt beschlossene Sache ist. Sprich: Wer sein Todesurteil bekommen hat, der entkam diesem nicht mehr, gleich was er da tut.
Bei dem schon ein Jahr zuvor produzierten, bei uns jedoch erst deutlich später veröffentlichten You Die – Du lebst noch 24 Stunden ist man da schon etwas großzügiger. Niemand muss sterben, nur weil er die App auf dem Handy hat. Es gibt da schon einen Ausweg: Die betroffene Person muss die App bei jemand anderem aufs Handy packen. Das führt jedoch nicht dazu, dass im Stil des Spiels um die heiße Kartoffel immer nur einer die Niete gezogen hat. Die Weitergabe der todbringenden App verschiebt nur das Unausweichliche um ein paar Stunden. Danach braucht es ein neues Opfer, weshalb aus einem Einzelschicksal bald eine drohende Pandemie wird.
Die hektische Suche nach einem Opfer
Das ist als Idee natürlich schon sehr schön perfide. Wo es bei anderen Fluch-Wechselspielen wie Ring zumindest theoretisch die Möglichkeit gibt, dem Ganzen zu entkommen, ist der Tod hier unausweichlich. Das gibt dem Film noch einmal eine intensivierte Dringlichkeit. Mit jedem weiteren, der Teil dieser App wird, reduziert sich schließlich der Pool an noch zu infizierenden Menschen. Leider wird der letzte Aspekt in You Die – Du lebst noch 24 Stunden nicht so ganz ausgereizt. An manchen Stellen gelingt es dem italienischen Film zwar, den hohen Zeitdruck zu verdeutlichen, wenn irgendwo ganz schnell noch ein Opfer hermuss, um Zeit zu gewinnen. Dieser ist jedoch kein besonderer Fokus des Horrorstreifens, auch wenn das naheliegend gewesen wäre.
Stattdessen erfreut sich das immerhin vier Namen umfassende Regieteam daran, Asia und eine Handvoll anderer App-Infizierte in unheimlichen Situationen zu zeigen. Die sind nicht übermäßig abwechslungsreich. Meistens beschränkt man sich darauf, aus dem Nichts irgendwelche grotesken Gestalten zu zeigen, bei denen auf den ersten Blick klar ist, dass sie irgendwie den Tod ankündigen. Das muss dann reichen. Zusammen mit den exzessiven Jump Scares – die Gestalten tauchen gerne aus dem Nichts auf – ist das sicherlich kein Beispiel für gehobene Horrorkunst. Vielmehr schockiert You Die – Du lebst noch 24 Stunden damit, dass so viele Leute Teil des Kreativteams waren und dennoch kreative Einfälle Mangelware sind. Da hätte es oft ein Zufallsgenerator auch getan, der ein Prinzip in zahlreichen Variationen wiederholt.
Nicht genügend draus gemacht
Doch auch wenn da inhaltlich auf jeden Fall mehr drin gewesen wäre, fürs Mittelfeld reicht das hier noch. Dann und wann finden sich tatsächlich ein paar stimmungsvolle Aufnahmen, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Die moralische Komponente, wenn in You Die – Du lebst noch 24 Stunden Menschen nur weiterleben, indem sie andere zum Tode verurteilen und ihnen heimlich die App aufspielen, sorgt ebenfalls dafür, dass der Film sich von vielen inszenatorisch ähnlichen Werken unterscheidet. Trotzdem ist es schade, dass man hier nicht doch größere Ambitionen zeigte. Und auch bei den Dialogen gibt es einige Defizite, die so nicht notwendig gewesen wären und den Unterhaltungsfaktor schmälern.
OT: „You Die: Get the App, Then Die“
Land: Italien
Jahr: 2018
Regie: Alessandro Antonaci, T3, Daniel Lascar, Stefano Mandalà
Drehbuch: Alessandro Antonaci, Daniel Lascar, Stefano Mandalà
Kamera: Davide Piazzolla
Besetzung: Erica Landolfi, Carola Cudemo, Simone Valentino, Simone Moretto, Micol Damilano, Alice Piano, Rocco Marazzita
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