Nach dem Tod ihrer Mutter wissen die beiden Schwestern Olivia (Addy Miller) und Claire (Elizabeth Birkner) nicht wohin. Schließlich ist der Vater im Ausland und kann sich um die zwei nicht kümmern. Und so soll erst einmal ihre Tante Beth (Jan Broberg), die einzige Verwandte der Schwestern, sie bei sich aufnehmen. Die hält nicht viel davon, will die beiden am liebsten sofort wieder wegschicken. Am Ende lässt sie sich nach gutem Zureden erweichen, stellt jedoch einige Regeln auf, an die sich die Mädchen zu halten haben – darunter das Verbot, im Haus herumzustreichen. Als Claire dies dennoch tut, stößt sie auf eine Reihe von mysteriösen Spiegeln, auf denen wie von Geisterhand eine Schrift erscheint und die ihr versprechen, dass ihre Mutter zurückkommt. Dafür muss sie lediglich eine bestimmte Formel dreimal aufsagen …
Lieblos zusammengeklaut
Wenn ein Horrorfilm gleich zu Beginn eine Referenz zu Alice hinter den Spiegeln einbaut, dann weckt das schon einige Erwartungen. Schließlich ist Lewis Carrolls Nachfolger von Alice im Wunderland ein mit Rätseln, Gedanken und Sonderbarkeiten gefülltes kleines Wunderwerk. Von Behind You würde das wohl keiner behaupten. Vermutlich hat man dort den kurzen Auszug aus dem Gedicht Jabberwocky, welches sich in eben diesem Buch befindet, nur deshalb eingebaut, weil der Film etwas mit Spiegeln zu tun haben wollte. Also nahm man ein Element aus dem berühmten Buch, auch wenn dieses weder im Bezug zu Spiegeln steht noch zu dem, was nach der kleinen Lesestunde geschieht. Man hätte es auch einfach weglassen können.
Störend ist der Einstieg natürlich nicht, dafür ist er viel zu kurz. Aber er ist doch symptomatisch für einen Film, der einfach ein bisschen was aus der Horrorhistorie zusammenklaut und denkt, dass das so schon passt. Dass ein Spiegel hier zum Tor zu einer anderen Welt wird, dafür hat sich nun wirklich niemand kreativ verausgabt. Das gehört mehr zu den Standardsymbolen. Eine dämonische Kreatur auf ein unschuldiges Kind loszulassen, welches verführerischen Versprechen glaubt, wäre mit der Bezeichnung Idee auch sehr geschmeichelt. Behind You macht an diesen und vielen anderen Stellen einfach nur das, was unzählige andere Horrorfilme zuvor auch getan haben. Ambitionen, darüber vielleicht auch mal hinauszugehen, die gab es nicht.
Schöne Bilder, langweiliges Ende
Nur hin und wieder zeigt das Regie- und Drehbuchduo Andrew Mecham und Matthew Whedon auch mal den Willen, ein bisschen was Eigenes zu machen. Dazu gehört beispielsweise eine etwas größere Ambivalenz bei den Menschen, wer denn nun gut und wer böse ist. An manchen Stellen können sich die Bilder von Behind You auch sehen lassen. Ein bisschen offensiv ist das Rot zwar schon, das die beiden hier jedes Mal auspacken, wenn es gerade übernatürlich werden soll. Für sich genommen sind die Aufnahmen aber schon stimmungsvoll, etwa wenn Cassie an einer Reihe von Spiegeln vorbeiläuft und der Film eine leicht traumartige bis märchenhafte Atmosphäre entwickelt. Der Streifen hält hier recht ansehnlich die Balance aus Verführerischem und Bedrohlichem.
Ist aber erst einmal die Katze aus dem Sack – oder eben aus dem Spiegel – baut der Film zunehmend ab. Zwar intensiviert sich die Handlung: Anstatt immer nur über das Böse zu wispern, darf es nun richtig bekämpft werden. Wenn dieser Kampf aber ähnlich einfallslos wie das zuvor ist, bringt das relativ wenig. Gerade im letzten Drittel zieht sich Behind You schon sehr. Das macht aus dem Film keine Katastrophe, da gibt es in dem Bereich dämonischen Horrors deutlich Schlimmeres. Es fehlt jedoch ein überzeugender Grund, warum es denn nun ausgerechnet dieser Genrevertreter sein muss nicht einer der tausend anderen, die eine ähnliche (Nicht-)Geschichte zu erzählen haben.
OT: „Behind You“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Andrew Mecham, Matthew Whedon
Drehbuch: Andrew Mecham, Matthew Whedon
Musik: Christian Davis
Kamera: Benjamin Allred
Besetzung: Addy Miller, Elizabeth Birkner, Jan Broberg, Philip Brodie, Aimee-Lynn Chadwick
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