In San Francisco lebt die Engländerin Jessica Barrett (Juliet Mills) seit vielen Jahren mit ihrem Mann Robert (Gabriele Lavia), einem erfolgreichen Musikproduzenten, sowie ihren beiden Kindern. Während der Vorbereitungen für die Geburtstagsparty ihres jüngsten Sohnes Ken gesteht Jessica, dass sie abermals schwanger ist, was ihren Mann zwar erfreut, jedoch auch beunruhigt, da sich schon bald zeigt, dass die Schwangerschaft sehr viel anders verläuft als die vorherigen. So wird Jessica schwer krank, leider unter Stimmungsschwankungen und wird gegenüber ihm wie auch den Kindern immer mal wieder ausfällig. Eine Untersuchung bei ihrem Frauenarzt bringt zwar keine Erklärung für die Krankheit, jedoch stellt dieser fest, dass die Schwangerschaft sehr weit fortgeschritten ist und sich der Fötus rasant entwickelt. In den kommenden Wochen verschlechtert sich Jessicas Zustand, die nun von seltsamen Visionen geplagt wird, in der sie von einem geheimnisvollen Mann verfolgt wird und von schlimmen Albträumen geplagt wird. Einer Freundin der Familie teilt sie schließlich mit, dass sie sich Gedanken darüber gemacht hat, das Kind abzutreiben, da sie schlimme Befürchtungen hat, was die Geburt angeht.
Eines Nachts scheint sich Jessicas vollends zu verwandeln, erbricht eine schleimige Masse und greift sowohl Robert als auch die Kinder an. Stunden später wird Robert von jenem Mann angesprochen, der Jessica in ihren Visionen begegnet ist, und welcher behauptet, zu wissen, was mit ihr vorgehe und nur er ihr helfen könne. Entgegen den Rat von Jessicas Arzt willigt der verzweifelte Robert ein, dass der Mann, der sich als Dimitri vorstellt, einen Blick auf seine Frau wirft und sich dem Dämon, der von ihrem Körper Besitz ergriffen hat, stellt. Was keiner weiß, ist, dass Dimitri dabei eine ganz eigene Agenda verfolgt.
Die vielen Besessenen des Kinos
Wie viele andere europäische Filmemacher und Produzenten steht auch der Name Ovidio G. Assonitis für den Trend eine erfolgreiche Formel oder Geschichte, meist aus dem US-amerikanischen Kino, zu replizieren, wenn auch mit diversen kleinen Veränderungen. Gerade der unglaubliche kommerzielle Erfolg von William Friedkins Der Exorzist löste eine regelrechte Flut von Nachahmern aus, die versuchten, auf dieser Welle mitzureiten, so auch Beyond the Door, der in Deutschland auch unter dem Titel Wer bist du? bekannt ist. Mit diesem gelang es Assonitis und seinem Ko-Regisseur Roberto D’Ettorre Piazzoli, an den Erfolg der Vorlage anzuknüpfen, was einen längeren Rechtsstreit zur Folge hatte, war Warner Brothers verständlicherweise wenig erfreut über die recht freche Art und Weise, wie hier von ihrem Film abgekupfert wurde.
In einem Interview soll Assonitis einmal gesagt haben, dass er sich bewusst ist, dass sein Name wohl nicht mit besonders kunstvollen oder originellen Filmen in Verbindung gebracht wird, er aber hofft, dass sich Zuschauer auch noch Jahre später an seinen Werken erfreuen werden. Dieses recht bescheiden klingende Statement soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, wie überdeutlich die Parallelen zwischen Beyond the Door und Der Exorzist sind, wobei sogar einige Szenen fast eins zu eins übernommen worden sind. So spuckt auch Jessica schon nach kurzer Zeit eine an Spinat erinnernde Substanz ihrem Mann und anderen Besuchern entgegen und ihr Make-Up, wenn der Dämon von ihr Besitz ergreift, ist dem der jungen Linda Blair in Friedkins Film täuschend ähnlich.
Dennoch wäre es unfair und zudem nicht korrekt, Beyond the Door lediglich als Nachahmer zu betrachten. Trotz des Handlungsortes San Francisco geht von Assonitis und Piazzolis Film ein ganz eigener, europäischer Charme aus, der zum einen von den Darstellern herrührt, wie beispielsweise dem aus Bis das Blut gefriert bekannten Richard Johnson oder einem Darsteller wie Gabriele Lavia (Rosso – Farbe des Todes). Besonders jedoch ist es die Kameraarbeit Piazzolis sowie die Filmmusik Franco Micalizzis, welche dem Film zumindest ästhetisch eine ganz eigene Identität gibt und gerade in den Traumsequenzen gut zur Geltung kommt.
Der Teufel und die Mutter
Darüber hinaus erlaubt sich Beyond the Door in den entscheidenden Momenten Abweichungen von Friedkins Film. Insbesondere die Tatsache, dass es nun die Mutterfigur ist, welche vom Teufel besessen ist, gibt der Geschichte einige interessante Nuance, wenn es um Geschlechterbilder geht oder generell über das „Anderssein“, eines der zentralen Themen des Horrorgenres. Nicht alleine die Attacken und Visionen sind es, die das Ehepaar verstören, sondern vor allem jene Ausreißer aus dem Alltag oder dem Normalen, wenn beispielsweise Julie anfängt, einen unerklärlichen Appetit auf weggeworfene Bananenschalen zu entwickeln oder beginnt, sich gegen ihre beiden Kinder zu Wehr zu setzen, welche es anscheinend zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, ihre Eltern zu tyrannisieren und die sie bei vielen sich bietenden Gelegenheiten gar beleidigen. In diesen Szenen merkt man Darstellerin Juliet Mills an, wie sie diese Attacken mit einer Mischung aus Bösartigkeit und Genugtuung einer Frau spielt, die es gewohnt ist, einfach nur die Hausfrau zu sein und hinter ihrem Mann zu verschwinden.
Bei all den Aspekten, in denen sich Beyond the Door von seinem großen Vorbild unterscheidet, muss man dennoch attestieren, dass vor allem gegen Ende die Handlung sehr auseinander läuft und man zu viele Stränge miteinander verknüpfen wollte, die wohl eher als Anspielungen gedacht sind auf andere, ebenfalls sehr erfolgreiche Produktionen des Genres wie Roman Polanski Rosemaries Baby oder Richard Donners Das Omen. Darüber hinaus wird insbesondere bei der englischen Exportfassung des Filmes deutlich, wie träge der Film insgesamt ist, mit vielen Sequenzen und Nebensträngen, welche nicht sonderlich überzeugend gespielt und geschrieben sind.
OT: „Chi sei?“
Land: Italien, USA
Jahr: 1974
Regie: Ovidio G. Assonitis, Roberto D’Ettorre Piazzoli
Drehbuch: Ovidio G. Assonitis, Antonio Troisio, Roberto D’Ettorre Piazzoli
Musik: Franco Micalizzi
Kamera: Roberto D’Ettorre Piazzoli
Besetzung: Juliet Millis, Gabriele Lavia, Richard Johnson, Nino Segurini, Elizabeth Turner, Barbara Fiorini, David Colin Jr., Vittorio Fanfoni
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