Irgendwas stimmt nicht im Kopf von Evan McCauley (Mark Wahlberg): Immer wieder hat er das Gefühl, ein anderes Leben zu führen oder erlebt in Träumen irgendwelche Szenen, in denen er nicht er ist. Da er zudem zur Gewalt neigt, ist er auf seine Medikamente angewiesen, die ihn unter Kontrolle halten sollen. Jedoch ist das Geld bei ihm knapp, niemand will für die notwendigen Pillen bezahlen. Und so schmiedet er für einen Gangster stattdessen ein Katana, welches er gegen den begehrten Stoff eintauschen will. Weshalb er dieses Schwert schmieden kann, weiß er selbst nicht so genau. Ebenso wenig, warum er mit diesem umgehen kann, als die Lage plötzlich eskaliert. Und es wird noch seltsamer, denn bei der Polizei wird er von einem Mann namens Bathurst (Chiwetel Ejiofor) bedrängt, der von irgendwelchen vergangenen Kriegen schwafelt. Doch dann wird er von Nora Brightman (Sophie Cookson) gerettet, die ihm verrät, dass er einer der 500 Infinites weltweit ist, die sich an vergangene Leben erinnern können …
Eine verspätete Unendlichkeit
In den letzten anderthalb Jahren wurden so viele Filme zu Streamingdiensten abgeschoben, dass man kaum noch den Überblick darüber behalten kann. Zumal es die verschiedensten Konstellationen aus reinem Abodienst, Premium-VoD und parallelem Kinostart gab. Insofern darf man sich über weitere Beispiele kaum wundern. Und doch, bei Infinite – Lebe unendlich ist es auf den ersten Blick eigenartig. Nicht nur dass inzwischen die Kinos weltweit wieder aufhaben, wenngleich in reduzierter Form, weshalb jeder neue Kinoabschied etwas verwundert. Es handelt sich zudem um eine durchaus höher budgetierte Produktion, die mit Mark Wahlberg einen echten Superstar vorzuweisen hat. Während in anderen Ländern der Film dann wenigstens als Stream noch beworben wurde, um neue Abonnenten anzulocken, erscheint er bei uns klammheimlich auf Amazon Prime Video, ohne große Marketingaktionen, völlig ohne Pressearbeit. Die meisten werden nicht einmal gewusst haben, dass der Film erscheint.
Der Grund dafür dürfte sein, dass inzwischen auch die Letzten an dem Projekt beteiligten Leute aufgegeben haben, das Werk noch irgendwie unters Volk zu bringen. Zumindest in den USA war die Resonanz recht gering, kaum jemand sprach über den Film. Die Presse verriss ihn sogar weitgehend. Und tatsächlich gibt es nicht so wahnsinnig viel Gutes, was man über Infinite – Lebe unendlich sagen kann. Dabei ist die zugrundeliegende Geschichte nicht ohne Potenzial. Einen Science-Fiction-Thriller rund um das Thema Wiedergeburt, das kann schon funktionieren. Nur hat die Adaption des Romans The Reincarnationist Papers von D. Eric Maikranz so gar nichts zu erzählen. Sie hat nicht einmal wirklich was zu zeigen – das tut sie dafür mit richtig viel Aufwand.
Viel Krach, wenig Inhalt
Mit einer bombastischen Verfolgungsjagd geht der Film los, die einerseits für Spannung sorgen soll und gleichzeitig ein bisschen Grundlagenarbeit betreibt. Dass das Publikum im Anschluss mehr weiß als der Protagonist, ist nicht weiter tragisch. Seine Einarbeitungsphase ist vergleichsweise kurz und zumindest einigermaßen unterhaltsam. Sowohl die Szene mit den Karikatur-Gangstern wie auch die in der Polizei sind so überzogen, dass sie noch irgendwie Spaß machen. Problematisch wird es, sobald sich Infinite – Lebe unendlich der eigentlichen Geschichte zuwendet. Oder dem, was hier als Geschichte verkauft werden soll. Letzten Endes läuft es den aus dem Fantasybereich bekannten Konflikt heraus, dass unsterbliche Seelen irgendwann einfach keinen Bock mehr haben und deshalb ein bisschen über die Stränge schlagen. Hier geht es dann mal wieder um das Ende der Welt.
Sonderlich einfallsreich ist das nicht, sondern lediglich die x-te Variation derselben Superheldengeschichte, die andauernd erzählt wird. Es ist nicht einmal so, dass der Held dabei übermäßig interessant wäre. Oder sonst eine der Figuren. Man könnte ja meinen, dass ein Bewusstsein, das mehrere Jahrhunderte alt ist, ein paar Eigenheiten entwickelt hat. Stattdessen sind die hier völlig farblos. Das ist vor allem dann schwierig, wenn Infinite – Lebe unendlich auf einmal versucht, doch etwas auszusagen und eine Form der Tiefe vorgaukelt. Denn dafür ist das zu dünn. Nuancen braucht man ebenfalls nicht zu suchen, weder vom Drehbuch, noch von den Schauspielern her. Regisseur Antoine Fuqua (The Equalizer, Olympus Has Fallen) interessiert sich dann doch mehr für die Actionszenen aus dem Computer. Wem das reicht, der bekommt hier schon ein bisschen was zu sehen. Ansonsten ist der Film so langweilig, als hätte man ihn bereits im vergangenen Leben gesehen. Und dem davor.
OT: „Infinite“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: Ian Shorr
Vorlage: D. Eric Maikranz
Musik: Harry Gregson-Williams
Kamera: Mauro Fiore
Besetzung: Mark Wahlberg, Chiwetel Ejiofor, Sophie Cookson, Jason Mantzoukas, Rupert Friend, Toby Jones, Dylan O’Brien
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