Jaguar Netflix
© Netflix/Manuel Fernández-Valdés

Jaguar – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Jaguar Netflix
„Jaguar“ // Deutschland-Start: 22. September 2021 (Netflix)

Spanien in den 1960ern: Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs endeten auch die von den Nazis verübten Gräueltaten. Doch von Gerechtigkeit keine Spur, haben sich doch unzählige dieser Verbrecher ins Ausland abgesetzt, wo sie unter einer anderen Identität ein völlig neues Leben führen, unbehelligt von der Justiz. Die junge Spanierin Isabel Garrido (Blanca Suárez), die den Schrecken der Konzentrationslager am eigenen Leib erfahren hat, will dem aber nicht tatenlos zusehen. Ihr Ziel ist es, Otto Bachmann (Stefan Weinert) ausfindig zu machen, der seinerzeit grausame Experimente durchgeführt und den Tod zahlreicher Menschen zu verantworten hat. Dabei ist sie nicht die einzige, wie sie eines Tages feststellt. Bald ist sie Teil einer Gruppe, zusammen mit Lucena (Iván Marcos), Castro (Óscar Casas), Sordo (Adrián Lastra) und Marsé (Francesc Garrido), und macht mit den Männern Jagd auf den untergetauchten Nazi …

Wo sind all die Nazis hin?

Mehr als 75 Jahre ist das Ende der Schreckensherrschaft durch die Nationalsozialisten inzwischen her. Doch irgendwie, so richtig abgeschlossen wird das Thema wohl niemals sein. So finden noch immer Gerichtsprozesse statt, bei denen selbst Greise und Greisinnen jenseits der 90 noch angeklagt werden, auf ihre Weise zu dem Verbrechen des Holocausts beigetragen zu haben. Das mag im Sinne der Gerechtigkeit wichtig sein, tatsächlich befriedigend ist es aber nicht. Der Sieg über das Böse ist hier nur symbolischer Natur. Und so spielen Filme und Serien dann doch lieber zu deutlich früheren Zeitpunkten, wenn es noch richtig was zählt, einen Nazi zur Strecke zu bringen. Siehe etwa die spanische Netflix-Serie Jaguar, bei der eine Gruppe von Männern und Frauen das Gesetz selbst in die Hand nimmt.

Zum Teil erinnert die Geschichte natürlich schon an den Fall Adolf Eichmann, der nach Argentinien geflohen war und dort 1960 auf spektakuläre Weise von israelischen Agenten entführt wurde – siehe Operation Finale. Tatsächlich nimmt Jaguar auch Bezug auf diesen Vorfall, hat mit diesem direkt aber nichts zu tun. Es geht in der Serie auch nicht um staatlich angeordnete Aktionen. Stattdessen stehen ein paar Einzelpersonen im Mittelpunkt, die selbst auf die eine oder andere Weise Opfer der Nazis wurden, und im Verbund diese nachträglich bestrafen wollen. Im Grunde handelt es sich hierbei also um einen Rachethriller, wie sie im B-Movie-Bereich quasi täglich veröffentlicht werden. Nur eben mit einem historischen Kontext.

Zwischen Action und Holzhammer-Drama

Das bedeutet dann auch zwangsläufig, dass moralische Fragen irgendwann angesprochen werden. Dürfen ein paar Privatpersonen selbst eingreifen, wenn die Justiz versagt hat? Und wie weit dürfen sie gehen? Bis es so weit kommt, ist Jaguar aber in erster Linie an Unterhaltung interessiert: Wir leisten fünf Leuten Gesellschaft, die mal unter Einsatz ihrer Spürnase, mal mit purer Waffengewalt ihrem Ziel langsam näherkommen. Das ist regulären Agentengeschichten nicht unähnlich. Da geht es darum, Spuren zu verfolgen, die Vergangenheit auszugraben, ohne dass der Gesuchte vorzeitig Wind davon bekommt. Das ist durchaus spannend: Wie und wo werden sie ihn schnappen? Und welchen Preis werden sie dafür zu zahlen haben?

Nach einem recht tempo- und actionreichen Mittelteil wird es zum Ende der sechs Folgen hin aber deutlich weniger packend. An und für sich wäre die Geschichte selbst dann noch für eine höhere Spannung gut. Es wird aber zu wenig draus gemacht, die Konfrontation entwickelt einfach nicht die notwendige Intensität. Stattdessen versucht Jaguar, das zuvor mehr mit anspruchsloser Unterhaltung beschäftigt war, auf einmal richtig emotional zu werden. Überzeugend ist dieser Wechsel aber nicht. Es ist sogar recht ärgerlich, wie hier mit dem Holzhammer um sich geschwungen wird, in der Hoffnung, das Publikum damit zu Tränen zu prügeln. Das darf man natürlich bewegend finden. Irgendwie ist es aber schon auch ärgerlich, wie hier das ernste Thema missbraucht wird. Wen das nicht stört, der schaut hier rein, zumindest streckenweise macht die spanische Serie Spaß.

Credits

OT: „Jaguar“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Carlos Sedes, Jacobo Martínez
Drehbuch: Ramón Campos, Gema R. Neira, Moisés Gómez Ramos, Salvador S. Molina, David Orea
Musik: Federico Jusid
Kamera: Jacobo Martínez
Besetzung: Blanca Suárez, Iván Marcos, Óscar Casas, Adrián Lastra, Francesc Garrido, Stefan Weinert, Julia Möller, Alicia Chojnowski

Bilder

Trailer

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In „Jaguar“ macht eine Gruppe Jagd auf einen Nazi, der im Spanien der 1960er untergetaucht ist. Über weite Strecken steht dabei der Unterhaltungsfaktor an erster Stelle, in einer Mischung aus Spionagearbeit und krachender Action. Das Ende der ersten Staffel enttäuscht jedoch, wenn es auf einmal um große Gefühle gehen soll, was hier recht plump umgesetzt wurde.
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