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James Bond 007: Keine Zeit zu sterben

Inhalt / Kritik

James Bond 007 Keine Zeit zu sterben
„James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ // Deutschland-Start: 30. September 2021 (Kino) // 16. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich dachte der Geheimagent James Bond (Daniel Craig), dass er endlich sein Glück gefunden hätte. Denn Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux) könnte diejenige sein, die ihm dabei hilft, seine Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Doch es kommt anders, als die beiden von eben dieser Vergangenheit eingeholt werden. Fünf Jahre später ist Bond aus dem aktiven Dienst ausgestiegen, führt ein einfaches Leben mitten im Nirgendwo, fernab von den Gefahren, denen er jeden Tag ausgesetzt war. Dort wollte er alles vergessen. Aber dann steht auf einmal sein alter Freund, der CIA-Agent Felix Leiter (Jeffrey Wright) vor ihm und versucht, ihn für einen neuen Auftrag zu gewinnen. Und auch Nomi (Lashana Lynch) stattet ihm einen Besuch ab, seine Nachfolgerin beim englischen Geheimdienst. Tatsächlich ist die Neugierde Bonds geweckt, als er davon hört, dass ein geheimes Labor überfallen wurde …

Ein verspäteter Abschied

So ein Abschied kann schon echt schwer sein. Siehe James Bond 007: Keine Zeit zu sterben. Zunächst wollte Daniel Craig eigentlich gar nicht mehr die Rolle des berühmten Geheimagenten schlüpfen, der das Publikum seit bald 60 Jahren erfreut. Zwischendurch mussten die Dreharbeiten mehrfach unterbrochen werden. Und als der Film dann endlich fertig war, durchkreuzte die Corona-Pandemie sämtliche Pläne: Kaum einer der großen Blockbuster wurde derart oft im Terminkalender hin und her geschoben. Zwischendurch gab es sogar Überlegungen, ihn doch bei einem Streamingdienst abzuliefern. Und dann waren da natürlich noch die Diskussionen, wie sich die Figur Bond und damit die Reihe fortentwickeln kann. Ob es überhaupt noch eine Zukunft gibt für ein derartiges Urgestein der Filmgeschichte.

Dabei sieht es zunächst nicht danach aus, als würde der 25. offizielle Teil der Agentenreihe neue Wege beschreiten wollen. Tatsächlich ist James Bond 007: Keine Zeit zu sterben an vielen Stellen geradezu besessen von der eigenen Vergangenheit. Dass der Film Ereignisse des direkten Vorgängers Spectre wieder aufgreift, das war noch zu erwarten. Aber auch Casino Royale, der erste Auftritt Daniel Craigs als MI6-Agent, mit dem die zuvor eher unglücklich verlaufene Reihe wieder zurück in die Spur fand, spielt eine große Rolle. Und wenn Bond und Swann gemeinsam eine malerische und kurvige Berglandstraße entlangfahren, dann braucht es gar nicht das eingeworfene „We Have all the Time in the World“, damit Fans wissen: Hier wird gerade an Im Geheimdienst Ihrer Majestät erinnert. Von der Ahnengalerie ganz zu schweigen, die später prominent gezeigt wird.

Bekannt und doch anders

Ein derart gehäufter und wenig subtiler Fanservice kann natürlich schnell peinlich und plump werden. Tatsächlich hat man manchmal das Gefühl, dass Regisseur und Co-Autor Cary Joji Fukunaga mehr an einem Best of Bond interessiert war als daran, eine eigene Geschichte zu erzählen. Und doch ist James Bond 007: Keine Zeit zu sterben mehr als nur eine Ehrenrunde zum Abschluss. Auf der einen Seite werden zwar immer wieder bekannte Elemente ausgegraben, etwa die absurden Gadgets von Q (Ben Whishaw). Die Settings kommen einem zum Teil ebenfalls verdammt bekannt vor. Aber Fukunaga, der sich öffentlich recht kritisch gegenüber den frühen Bond-Filmen äußerte, unterwandert zum Teil die Erwartungen. Das kann mal ganz komisch sein, wenn eine vermeintlich bekannte Situation plötzlich eine ganz andere Wendung nimmt. Oder auch sehr emotional, das Ende dürfte für jede Menge Gesprächsstoff sorgen.

Dazwischen finden sich aber leider auch viele Szenen, die nicht wirklich mehr als Füllmaterial sind. Das betrifft gerade auch die Actionszenen, die sich zum Teil nicht aus der Geschichte ergeben, sondern einfach nur irgendwie reingequetscht wurden. Da sind schon manche Passagen dabei, bei denen man das Gefühl hat, dass die diversen Locations nur deshalb drin sind, damit die entsprechenden Fördergelder abgeschöpft werden konnten. Das fällt auch deshalb negativ auf, weil James Bond 007: Keine Zeit zu sterben mit einer Laufzeit von über 160 Minuten schon sehr exzessiv ist. Zu exzessiv für eine Geschichte, die nicht so wahnsinnig viel hergibt. Das Objekt, worum es geht und das zu Beginn des Films aus dem Labor geraubt wird, ist zwar interessant und auf bemerkenswerte Weise perfide. Drumherum ergibt da vieles aber kaum Sinn, weder im Hinblick auf die Handlung noch das Verhalten der Figuren.

Zwischen Wehmut und Neugierde

Aber auch wenn der Abschied Craigs nicht ganz der krönende Abschluss ist, den man sich erhofft hatte, der Unterhaltungsfaktor stimmt. Es gibt viel explosive Action, scharfe Wortwechsel, abwechslungsreiche Settings, dazu einen aus Tradition durchgeknallten Bösewicht – dieses Mal von Rami Malek verkörpert. Überhaupt ist das Ensemble wunderbar, sowohl die Alteingesessenen wie auch die Neuzugänge haben gute Szenen. Die Nachwuchsagentinnen – neben Lashana Lynch ist auch Ana de Armas als tatkräftige Spionin im Einsatz – sind sogar so gut, dass die Diskussion um einen weiblichen Bond überzeugende Argumente geliefert bekommt. Und doch wird es das Ende von James Bond 007: Keine Zeit zu sterben sein, welches am meisten in Erinnerung bleibt und bei dem es Fukunaga tatsächlich gelingt, einen Rückblick mutig neu zu denken. Hier treffen Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Neuanfang auf eine Weise zusammen, die einen wehmütig und neugierig in einem zurücklässt.

Credits

OT: „No Time to Die“
Land: UK, USA
Jahr: 2021
Regie: Cary Joji Fukunaga
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Cary Joji Fukunaga, Phoebe Waller-Bridge
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Linus Sandgren
Besetzung: Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomie Harris, Jeffrey Wright, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Ana de Armas, Rory Kinnear, David Dencik, Billy Magnussen

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Lange in Arbeit und mehrfach verschoben war „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ die Wartezeit wirklich wert – wenn auch mit Einschränkungen. So sind die Verweise auf die eigene Vergangenheit ebenso exzessiv wie die Actionszenen, die einfach irgendwie in die Geschichte gequetscht wurden. Gleichzeitig zeigt der 25. Teil der Reihe mögliche neue Wege auf und bleibt aufgrund eines emotionalen Endes in Erinnerung, welches schön den Bogen zurück schlägt.
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