Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei
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Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei

Inhalt / Kritik

Mary Bauermeister Eins und Eins ist Drei
„Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 (Kino)

Mary wer? Wer sich nicht gerade im Bereich Kunst auskennt, dem dürfte der Name Mary Bauermeister eher weniger sagen. Das hängt jedoch nicht zwangsläufig mit einem mangelnden Talent oder den anderen üblichen Faktoren zusammen, die darüber bestimmen, ob es jemand in diesem Geschäft zu was bringt. Sie interessierte sich einfach nicht sonderlich dafür. Stattdessen gehörte sie zu jener Bewegung Fluxus, die vor rund 60 Jahren den bisherigen Kunstbegriff in Frage stellte. Was genau Kunst ist, konnte die Deutsche zwar ebenfalls nicht beantworten. Sie war aber gemeinsam mit anderen zumindest der Auffassung, dass dies nicht allein die Entscheidung von Galerien sein sollte, die ihr Konzept anderen einfach vorsetzten.

Eine willensstarke Künstlerin

Das bedeutet jedoch nicht, dass Bauermeister nicht auch selbst in Galerien landete. Eine der amüsanten Stellen in Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei zeigt, wie sie noch immer ein bisschen mit der kommerziellen Seite dieses Geschäfts fremdelt. Wobei da sicher auch eine gewisse Sturheit hineinspielt. Denn dass sie stur ist, daraus macht sie kein Geheimnis. 85 Jahre ist die Künstlerin inzwischen alt, weshalb sie sich den Luxus gönnt, keine großen Kompromisse mehr eingehen zu wollen. Nicht dass sie das als junge Frau unbedingt getan hätte. Regisseurin Carmen Belaschk zeigt ihre Protagonistin als willensstarke Frau, die ihren eigenen Weg gesucht hat – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Es blieb auch im Privaten nicht ohne Folge.

Letzteres spielt eine erstaunlich große Rolle in Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei. Belaschk gibt zwar auch historische Einblicke in das Schaffen der Künstlerin. Doch die bleiben eher kurz und vage. Wer sich von der Dokumentation beispielsweise eine Aufarbeitung der Fluxus-Bewegung erhofft oder eine Einordung derselben im Vergleich zu anderen Bewegungen, der wird nicht wirklich schlauer. Stattdessen darf die Protagonistin viel aus ihrem Leben erzählen, später auch der Sohn. Wenn Externe zu Wort kommen, dann haben sie nicht so wahnsinnig viel beizutragen. Bauermeister sei eine große und bedeutende Künstlerin heißt es da, ohne jedoch viel Fundament dafür mitgeben zu wollen. Der Film droht da zu einer dieser bloßen Held*innen-Lobgesänge zu werden, die man im Bereich der biografischen Dokus viel zu oft findet.

Was vom Künstlerleben übrig bleibt

Viel spannender ist, bei den diversen Ecken und Kanten Bauermeisters dabei zu sein und ihr auch einfach mal beim Machen zuzusehen. Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei zeigt eine Frau, die sich dem künstlerischen Schaffen verbunden fühlt, selbst dann wenn sie am Strand sitzt. Denn einfach mal nichts tun, das ist für sie keine Option. Sie tut und schafft, selbst im hohen Alter, macht Pläne, von denen sie selbst nicht weiß, ob sie noch in Erfüllung gehen. Aber man weiß ja nie. Dabei verschließt sie die Augen vor der Realität nicht. Im Gegenteil: Sie spricht offen davon, dass ihr nicht zuletzt wegen der Krebserkrankung nicht mehr viel Zeit bleiben wird.

Auf diese Weise wird die Doku auch zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit und der Frage: Was bleibt eigentlich von mir übrig? Selbst wer nichts mit der Kunst Bauermeisters anfangen kann oder sich grundsätzlich weniger für solche Überlegungen interessiert, kann hier daher einiges finden, wofür es sich Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei anzuschauen lohnt. Der Film ist dabei gleichermaßen das Porträt einer spannenden Frau mit sehr viel Persönlichkeit wie auch eine eher universelle Beschäftigung mit dem Leben und der Suche nach Lebenswegen. Die können dann auch in einer Galerie enden. Und wenn nicht: auch gut.

Credits

OT: „Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Carmen Belaschk
Drehbuch: Carmen Belaschk
Musik: Simon Stockhausen
Kamera: Raphael Hustedt

Bilder

Trailer

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„Mary Bauermeister – Eins und Eins ist Drei“ begleitet die gleichnamige Kölner Künstlerin während beruflicher wie auch privater Momente. Auch wenn etwas mehr Hintergründe und Kontexte nicht verkehrt gewesen wären, ist das hier doch ein spannender Einblick in das Leben einer willensstarken Frau.
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