One Lane Bridge Arte
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One Lane Bridge – Staffel 1

Inhalt / Kritik

One Lane Bridge Arte
„One Lane Bridge – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 9. September 2021 (Arte)

Als am Ufer des Sees Wakatipu nahe der neuseeländischen Kleinstadt der Farmer Andrew „Grub“ Ryder (Dean O’Gorman) tot aufgefunden wird, scheint die Lage klar zu sein: Er hat sich das Leben genommen, indem er von der Brücke gesprungen ist. Und doch, irgendwie ist die Sache seltsam. Wie kam er überhaupt dorthin? Schließlich wurde kein Auto gefunden und die Farm ist meilenweit entfernt. Für den gerade hierher versetzten maorischen Police Detective Ariki Davis (Dominic Ona-Ariki) ist deshalb klar, dass da jemand nachgeholfen haben muss. Zudem hat er bei der Brücke, über die viele Geschichten erzählt werden, das Gefühl, dass irgendetwas an ihr anders ist. Während er diesem Gefühl nachgeht, kommt es immer wieder zu Konflikten – gerade auch mit seinem Chef Stephen Tremaine (Joel Tobeck), der mit den Alleingängen des Neuen so seine Probleme hat …

Viel Drama vor schönen Kulissen

Allzu oft bekommen wir die neuseeländischen Landschaften in Filmen und Serien ja nicht zu sehen. Das ist schade, bieten sie doch dankbare Kulissen für die unterschiedlichsten Geschichten, von magischem Coming-of-Age (Whale Rider) über tiefgründige Dramen (Das Piano) bis zu den Fantasyschlachten von Der Herr der Ringe. Die Mischung aus Idylle und Ursprünglichkeit hat ihren ganz eigenen Reiz, umso mehr wenn sie mit dem Gefühl verbunden ist, dass unter der schönen Oberfläche viel Unausgesprochenes wartet. Darin erinnert auch One Lane Bridge, eine bereits 2020 produzierte Serie, die dank Arte nun auch ihren Weg zu uns findet. Und das ist nicht nur der Bilder wegen eine gute Nachricht.

Im Grunde handelt es sich dabei um eine Krimiserie, wie wir sie seit Broadchurch recht oft gesehen haben. Anstatt wie früher üblich in dem Genre jede Folge einen neuen Fall auszugraben, zieht sich hier ein einziger Fall über alle sechs Episoden hinweg. Die hinzugewonnene Zeit wird jedoch nicht in eine komplexere Geschichte investiert, sondern in eine Vertiefung der Charakterdarstellungen. One Lane Bridge nimmt zwar den Tod des Farmers zum Aufhänger, ist aber ebenso sehr ein Drama rund um die Menschen, die dort leben. Vor allem die Angehörigen des Verstorbenen werden genauer beleuchtet, die schon seit Ewigkeiten die Farm betreiben, nun aber an ihre Grenzen stoßen. Es rentiert sich alles nicht mehr, die Frage steht im Raum: Wie soll es in Zukunft weitergehen?

Ausflüge ins Spirituelle

Gleichzeitig ist One Lane Bridge sehr mit der Vergangenheit beschäftigt. Das sind Krimis natürlich immer zu einem gewissen Grad, schließlich geht es darum herauszufinden, was vorgefallen ist und warum wer ein Motiv für einen Mord haben sollte. Was die neuseeländische Variante jedoch von den herkömmlichen Krimis unterscheidet, ist das spirituelle Element. Schon als Kind soll Davis eine gewisse Neigung zu Visionen gehabt haben. Der aktuelle Todesfall verstärkt dies noch mal, wobei dabei immer etwas offen bleibt, wie viel davon auf ihn direkt zurückzuführen ist, wie viel auf die Brücke, von der es heißt, sie würde eine Verbindung zu den Toten darstellen. Zumal der Polizist nicht der einzige ist, der sich von einer rein faktenbasierten Weltsicht verabschiedet, dabei Omen und Zeichen zu sehen glaubt.

Wobei One Lane Bridge nie so weit geht, zu einer tatsächlichen Fantasyserie zu werden. Die Einsichten des maorischen Polizisten helfen zwar bei der Ermittlung, stehen aber nie im Mittelpunkt. Das gilt auch für die Ermittlungen an sich: Zwischendurch geht es irgendwie nicht mehr so recht voran, weil über alles Mögliche gesprochen wird, nicht aber über den Fall. Das wiederum hat Auswirkungen auf das Pacing. Zwar ist die Staffel mit sechs Folgen à 45 Minuten nicht übermäßig lang. Dennoch wäre das noch etwas kompakter gegangen, zwischendurch zieht sich die Serie schon mal ein wenig.

Trotz Längen sehenswert

Im Großen und Ganzen lohnt sich die Angelegenheit aber. Da wären zum einen die erwähnten Bilder, die für sich genommen schon Grund genug sind, hier einmal reinzuschauen. Gerade auch die Kombination dieser Natur mit dem Mystischen sorgt für einen ganz eigenen Reiz, den man so in diesem Genre nicht findet. Hinzu kommt die Hauptfigur Davis, die für Spannung und Spannungen sorgt. Natürlich: Eigenwillige Polizisten und Polizistinnen sind in Krimis kein Seltenheitsfall. Inzwischen gehören Macken da zur Grundausstattung. Aber es hat doch Unterhaltungswert, wie er in One Lane Bridge seinen Vorgesetzten zur Weißglut treibt und eine Untersuchung vorantreibt, die sein Chef längst beerdigt haben wollte. Umso mehr macht das Ende der Staffel neugierig, welches zwar den Fall abschließt, dafür aber ein anderes großes Fragezeichen hinterlässt.

Credits

OT: „One Lane Bridge“
Land: Neuseeland
Jahr: 2020
Regie: Peter Burger, Danny Mulheron
Drehbuch: Pip Hall, Philip Smith
Musik: Claire Cowan
Kamera: Rewa Harré
Besetzung: Dominic Ona-Ariki, Joel Tobeck, Alison Bruce, Dean O’Gorman, Aidee Walker, Nathalie Morris, Sara Wiseman, Jared Turner, Peter McCauley, Ryan O’Kane

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=c2CTxI2Ef7Q

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„One Lane Bridge“ nimmt uns mit in eine neuseeländische Kleinstadt, in der ein rätselhafter Todesfall die Polizei auf Trab hält. Die Serie kombiniert dabei Krimi mit einem Porträt der dortigen Gemeinschaft, idyllische Landschaften mit einer starken spirituellen Note. Das ist allein schon wegen der atmosphärischen Bilder wegen sehenswert, auch wenn sich die Geschichte zwischendurch etwas zieht.
Leserwertung49 Bewertungen
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von 10