Prey Netflix
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Prey (2021)

Inhalt / Kritik

Prey Netflix
„Prey“ // Deutschland-Start: 10. September 2021 (Netflix)

Bald ist es soweit, die Hochzeit von Roman (David Kross) und Lisa (Livia Matthes) steht bevor! Vorher heißt es aber erst, noch einmal ein Ausflug in einen Nationalpark zu machen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Albert (Hanno Koffler) und den drei Freunden Peter (Robert Finster), Vincent (Yung Ngo) und Stefan (Klaus Steinbacher) will er noch einmal die Natur erleben, viel wandern, zwischendurch steht eine Kanufahrt auf dem Programm. Doch dieser Plan nimmt ein jähes Ende, als auf einmal ein Schuss fällt. Zunächst glauben die fünf, dass dies ein Versehen gewesen sein muss, der Schütze einfach nicht aufgepasst hat. Schnell wird ihnen jedoch klar, dass da tatsächlich jemand ist, der gezielt Jagd auf sie macht …

Gejagt in der Wildnis

Auch wenn Deutschen gerne einmal nachgesagt wird, sie können keine Genrefilme: Zumindest im Thrillerbereich mangelt es nicht gerade an Versuchen. Mangelt es nicht an Filmschaffenden, die sich eindeutig an internationalen Produktionen orientieren. Einer davon ist Thomas Sieben. Der hat vor einigen Jahren den Entführungsthriller Kidnapping Stella gedreht, der ursprünglich mal fürs Kino gedacht war, dann aber doch bei Netflix landete. Dort feiert nun auch Prey Premiere, das neue Werk des deutschen Regisseurs und Drehbuchautoren. Das tut es allerdings ziemlich leise: So richtig viel Werbung wurde um den Film nicht gemacht. Es gab auch keine Festivalteilnahmen, wie etwa bei Blood Red Sky kürzlich, einem weiteren deutschen Netflix-Film aus dem Genreumfeld.

Das mag aber auch damit zusammenhängen, dass der Film kein vergleichbar absurdes Szenario hat, mit dem man Werbung machen könnte. In einer abgelegenen Gegend von jemand anderem gejagt zu werden, ist nun wirklich kein sehr origineller Einfall. Dieses Szenario hat es im Genreumfeld unzählige Male gegeben. Neben den zahlreichen Vertretern des Backwoods Horror, bei denen irgendwelche Wilden über Stadtmenschen herfallen, griffen auch zahlreiche Survivalthriller das Thema auf. Get Duked! machte aus dem Stoff eine humorvolle Variante. Prey sind solche Witze nicht vorgesehen. Oder überhaupt etwas, das mit Spaß zu tun hat. Stattdessen geht es hier anderthalb Stunden lang betont ernst zu.

Von internen und äußeren Kämpfen

Sicher, am Anfang darf noch ein wenig herumgealbert werden. Aber schon da merkt man, dass das keine richtige Spaßveranstaltung ist. Immer wieder baut Sieben Anspielungen und Hinweise ein, dass die Freundschaft unter den fünf nicht übermäßig belastbar ist. Das hat mehr von einer Zweckgemeinschaft. Das mag dann etwas irritieren. Es hilft auch nicht unbedingt dabei, sonderlich viel Anteilnahme zu zeigen, wenn denn mal die Jagd auf sie eröffnet wird. Wenn die fünf schon selbst so wenig Lust aufeinander haben, warum sollte es dann beim Publikum anders sein? Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine bloße Nachlässigkeit. Vielmehr setzt Prey bewusst auf diese fehlende Harmonie, wenn die fünf später um ihr Überleben kämpfen.

Als Konzept ist das so verkehrt nicht. Wenn du auf der Flucht vor einem unbekannten Jäger auch noch gegen die Leute ankämpfst, mit denen du eine Schicksalsgemeinschaft bildest, dann ist das ein potenziell spannendes Szenario. Prey macht aber viel zu wenig draus. Gerade im Hinblick auf Hintergrundinformationen gelingt es dem Thriller nicht, das richtige Maß zu finden. Bei den fünf erfährt man letztendlich zu wenig, wer sie sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen, trotz exzessiver Flashbacks, die einen aus dem Geschehen reißen. Auch bei der Gegenseite gibt es Defizite, da reicht es nur für eine Pseudoerklärung, welche die Jagd weniger rätselhaft macht, gleichzeitig aber nichts erklärt. Und dann wäre da noch der missglückte Twist zum Ende, den man gleichzeitig meilenweit kommen sieht und der dabei noch nicht einmal relevant ist. Es ergibt sich daraus keine wirkliche Konsequenz.

Atmosphärische Waldaufnahmen

Dafür ist das Setting gut gelungen. Kameramann Andreas Berger (Anatomie 2) zeigt den Wald als einen Ort, der gleichzeitig ursprünglich und doch bedrohlich ist. Später gewinnt er noch surreale Qualitäten hinzu, wenn die Gejagten in abgelegenen Gebäuden Halt machen, auf der Suche nach Schutz und Antworten. Atmosphärisch macht Prey daher schon einiges richtig. Umso bedauerlicher ist, dass der Film keinen entsprechenden Inhalt zu bieten hat, vieles hier einfach nicht wirklich durchdacht ist. Das ließe sich verschmerzen, wenn der Thriller wenigstens tatsächlich spannend wäre. Aber auch in der Hinsicht bleibt der Film unter seinen Möglichkeiten, es fehlen die interessanten Szenen. Trotz einzelner guter Elemente, zu denen das eigentlich auch talentierte Ensemble zählt: Mehr als Durchschnitt ist das hier nicht.

Credits

OT: „Prey“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Thomas Sieben
Drehbuch: Thomas Sieben
Musik: Michael Kamm, Maximilian Stephan
Kamera: Andreas Berger
Besetzung: David Kross, Hanno Koffler, Maria Ehrich, Robert Finster, Livia Matthes, Yung Ngo, Klaus Steinbacher

Bilder

Trailer

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In „Prey“ begeben sich fünf Männer auf einen Ausflug in die Natur und werden bald von einem Unbekannten verfolgt, der Jagd auf sie macht. Inhaltlich hat der Thriller deutliche Defizite, ist an vielen Stellen zu einfallslos, macht an anderen mehr, ohne dass daraus ein Nutzen entstehen würde. Dafür ist die Inszenierung des bedrohlichen Waldes geglückt.
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