Als ein New Yorker Polizist brutal zugerichtet in einem U-Bahn-Tunnel aufgefunden wird, stehen seine Kollegen und Kolleginnen vor einem Rätsel. Wer könnte das nur getan haben? Als die Polizei noch weitere Opfer in den eigenen Reihen zu beklagen hat, dämmert es Zeke Banks (Chris Rock) und seinem neuen Kollegen William Schenk (Max Minghella), dass jemand da draußen in Anlehnung an den berühmten Jigsaw-Killer gezielt Jagd auf Polizisten macht und diese für Korruption und andere Verbrechen bestrafen möchte. Während die beiden nach dem Täter suchen, um weitere Morde zu verhindern, wendet sich Zeke auch an seinen Vater Marcus Banks (Samuel L. Jackson). Dieser war selbst viele Jahre bei der Polizei und weiß daher um die diversen furchtbaren Vorkommnisse hinter den Kulissen. Aber wird ihnen dieses Wissen bei der Jagd auf den mysteriösen Mörder helfen?
Ein Horror ohne Ende
Horrorfilme sind nicht nur wegen ihrer großen Gewinnspannen bei den Studios sehr beliebt – man kann mit einem geringen Millionenbetrag das Vielfache wieder einspielen. Sie lassen sich zudem oft beliebig fortsetzen, indem entweder der Protagonist oder der Antagonist jedes Mal wiederkehrt und die Jagd aufs Neue beginnt. Kein Wunder also, dass kein anderes Genre vergleichbar viele Endlosreihen erhält. Paranormal Activity, Chucky und Wrong Turn bringen es beispielsweise jeweils auf mehr als fünf Teile. Halloween und Freitag der 13. sind inzwischen schon bei zweistelligen Zahlen angekommen. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Solange die Einnahmen stimmen, wird das Böse immer wiederkehren.
Das sieht man auch an Saw. Der 2004 veröffentlichte Schocker um einen mysteriösen Mann, der tödliche und sadistische Spiele treibt, war eigentlich mit dem siebten Teil Saw 3D: Vollendung abgeschlossen. Schließlich starb damit der Antagonist, der als Klammer für die einzelnen Geschichten diente. Aber der Film war 2010 so erfolgreich, dass sieben Jahre später mit Jigsaw doch noch ein weiterer Ausflug in die Spielhölle folgte. Seinerzeit tat man sich noch ein wenig schwer damit, den eigentlich schon toten Killer wieder sinnvoll ins Geschehen zu integrieren. Bei Saw: Spiral versuchte man das erst gar nicht und machte deshalb von Anfang an klar, dass hier ein Nachahmer am Werk ist – womit der Weg für unzählige weitere Fortsetzungen bereits frei ist.
Größere Stars, mehr Ambitionen
Wobei Saw: Spiral schon auch etwas eigene Wege geht. So fällt beispielsweise sofort auf, dass mit Chris Rock und Samuel L. Jackson auf einmal zwei tatsächliche Stars mitmischen, während zuvor eher mit C-Prominenz gearbeitet wurde, um die Kosten niedrig zu halten. Vor allem ersterer hinterlässt seine Spuren: So geht die Neuausrichtung nicht nur auf eine Idee von ihm zurück, der bekannte Komiker bringt auch ein wenig Humor in die Horrorreihe. Vor allem aber zahlt sich das Engagement der beiden für die gemeinsamen Szenen aus. Die sind zwar nicht übermäßig häufig, machen aber durchaus Spaß, wenn sich die zwei als Vater-Sohn-Gespann ständig in den Haaren liegt. Ein Grund dafür ist die unterschiedliche Interpretation des Berufs als Polizist. Während Zeke ein Außenseiter ist, seitdem er einen korrupten Kollegen verraten hat, ist sein alter Herr ein Polizist alter Schule: Ich bin das Gesetz.
Saw: Spiral hat damit eine gesellschaftskritischere Note, als man es von der Reihe gewohnt ist. Wo es früher oft nur darum ging, möglichst gemeine Fallen aufzustellen, da sollen diese einem höheren Zweck dienen. Ob das jetzt zusammenpasst, darüber kann man sich streiten. Es ist auch nicht so tiefgründig, wie der Film tut. Aber dieses Spiel mit einer moralischen Ambivalenz ist nicht ohne Reiz. Man weiß hier gar nicht so genau, wer da jetzt eigentlich der Böse ist. Auf Brutalität muss deshalb übrigens niemand verzichten. Regisseur Darren Lynn Bousman, der zuvor einige andere Teile der Reihe inszenierte und später unter anderem St. Agatha und Abattoir – Er erwartet dich! drehte, hat noch immer Spaß an Maschinerien, welche die unglückseligen Opfer in Stücke reißen, amputieren oder anderweitig größere körperliche Schäden hinterlassen.
Am Ende zu wenig
Bei denen schimmern dann auch immer die perfiden Anfänge durch, mit der die Reihe einst startete: Es geht nicht allein um physische Folter. Dennoch, so richtig spannend ist der Film nicht. Das liegt sicherlich auch daran, dass Anteilnahme bei den Opfern nicht zuletzt der schwachen charakterlichen Ausprägungen wegen irgendwie nicht so wirklich funktioniert. Es fehlt der Grund, warum einen ihr Schicksal nahegehen sollte. Verschwendet ist zudem der Aspekt der Ermittlung. Obwohl Saw: Spiral in der Tradition von Thrillern steht, in denen die Polizei einen Serienmörder jagt, tun die Protagonisten nicht wirklich viel Substanzielles, um Mr. X zu schnappen. Stattdessen laufen sie ziellos durch die Gegend, bis sich die Wege dann doch noch kreuzen. Das Ergebnis kann man sich dann schon anschauen. Für einen echten Neustart ist das aber zu wenig.
OT: „Spiral: From the Book of Saw“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Darren Lynn Bousman
Drehbuch: Josh Stolberg, Peter Goldfinger
Musik: Charlie Clouser
Kamera: Jordan Oram
Besetzung: Chris Rock, Samuel L. Jackson, Max Minghella, Marisol Nichols
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