Jeder Künstler blickt am Ende der Karriere auf meist sehr viele Projekte zurück, wobei einige vielleicht eher Auftragsarbeiten waren und andere wiederum solche, auf die man besonders stolz ist. Doch meist gibt es noch eine kleine Anzahl an Arbeiten, an denen besonders viel Herzblut hing, auch wenn sie vielleicht nicht die Anerkennung erhielten, die man ihnen gerne zugestanden hätte. Besonders bitter hingegen ist es, wenn diese gar nicht erst zustande kamen, aufgrund einer fehlenden Finanzierung oder mangelnden Interesses von Produzenten. Gerade im Filmgeschäft ist die Anzahl der nicht vollendeten oder nach wie vor nur auf dem Reißbrett existierenden Produktionen schier unendlich lang.
Während Terry Gilliam nach zwei Anläufen es schließlich doch schaffte, The Man Who Killed Don Quixote zu vollenden, konnte Stanley Kubrick sein ambitioniertes Projekt über das Leben Napoleon Bonapartes nicht vollenden, trotz einer, für den Regisseur typischen, gründlichen Vorbereitung, über welche ein von Alison Castle herausgegebenes Buch von 2018 Auskunft gibt. Auch wenn das Zustandekommen dieser Projekte vielleicht nicht maßgeblich ist für eine erfolgreiche Karriere im Filmgeschäft, so bleibt bei vielen Filmemachern wie auch Darstellern eine gewisse Verbitterung bestehen darüber, dass eben diese eine Geschichte, an die man mit solcher Leidenschaft glaubte, nicht vollendet werden konnte.
Ein weiteres Beispiel für ein solches Projekt ist The Day of the Champion, ein Film, welcher als einer der ersten die Welt der Formel 1 und ihre Fahrer zeigen sollte und mit Steve McQueen einen der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspieler der 1960er in der Hauptrolle besetzt hatte. Zusammen mit John Sturges, jenem Regisseur, mit der er schon Die glorreichen Sieben und Gesprengte Ketten gedreht hatte, wollte McQueen den ersten authentischen Film über die Welt des Rennsports drehen. In seiner Dokumentation Steve McQueen: The Lost Movie beschreibt Dokumentarfilmer Alex Rodger die Genese des Projekts von der ersten Idee bis zum ersten Drehtag sowie die Geschichte dessen Scheiterns und der Gründe hierfür. Neben Interviews mit Biografen McQueens und Filmkritikern oder Archivinterviews mit John Sturges und Regisseurkollege John Frankenheimer greift Rodgers auf noch nie gesehen Aufnahmen von den Dreharbeiten zu The Day of the Champion zurück, wodurch man einen Eindruck von der Ambition und dem Detailgrad der Produktion erhält.
Der beste Rennfahrerfilm aller Zeiten
Bis heute gilt Steve McQueen als der Inbegriff von Coolness und steht aufgrund seiner Rollen in Filmen wie Bullitt oder Getaway für eine Art des Schauspielens, die gerade durch das Unterkühlte und etwas Distanzierte überzeugt, teils sogar mehr als das Method Acting mancher Kollegen seiner Zunft. In der ersten Hälfte seiner Dokumentation verfolgt Rodgers die Karriere des Schauspielers sowie seine Passion für den Rennsport und schnelle Autos, die McQueen letztlich zu dem Sachbuch The Cruel Sport: Grand Prix Racing 1959-1967 von Robert Daley brachte, in welchem er und der ebenfalls vom Rennfahren begeisterte Sturges die erste authentische Sicht auf diese glamouröse, aber auch sehr gefährliche Sportart sahen. So wird Steve McQueen: The Lost Movie auch eine Geschichte über die Leidenschaft dieser beiden Männer, für die The Day of the Champion mehr war als nur ein Job.
Dann aber ist Rodgers Dokumentation auch eine Geschichte des Scheiterns, welche gewissermaßen sinnbildlich ist für die Marketingpolitik des Filmgeschäfts sowie den Einfluss, den Schauspieler wie McQueen aufgrund ihres Ruhms hatten. Alleine die spektakulären Aufnahmen des abgebrochenen Projekts lassen den Film erahnen, der entstanden wäre und der diesen Sport wie auch seine Fahrer ernst nimmt.
OT: „Steve McQueen: The Lost Movie“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Alex Rodger
Drehbuch: Alex Rodger
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