Seit nunmehr 20 Jahren hat Bundesagent Aaron Falk (Eric Bana) seine Heimat, das verschlafene Dorf Kiewarra, hinter sich gelassen und auch nicht mehr vorgehabt, dorthin zurückzukehren. Die Einladung zu Beerdigung eines Jungendfreundes und dessen Familie ruft ihn aber wieder in die Gemeinde zurück, an die er nicht unbedingt positive Erinnerungen verknüpft und welche ihn bereits in der Kirche erwartungsgemäß verhalten empfängt. Doch im Moment stehen die Einwohner unter dem Eindruck der Tragödie eines Familienmordes, bei dem sein einstiger Freund seine Frau und seinen kleinen Sohn umgebracht haben soll, bevor er sich einige Kilometer entfernt selbst richtete. Die Angehörigen, die Aaron an seine Schuld von damals erinnern, weswegen er gezwungen war, die Gemeinde zu verlassen, zwingen ihn schließlich, in Kiewarra zu bleiben und an den im Sande verlaufenen Ermittlungen teilzunehmen. Nicht nur die Feindseligkeit der Einwohner, die ebenfalls nicht vergessen haben, dass auch Aaron einst im Zentrum einer Morduntersuchung stand, macht dem Ermittler bei seiner Arbeit zu schaffen. Auch die Hitze ist unerträglich und die damit verbundene, schon über 300 Tage anhaltende Dürre hat bereits viele Farmer um ihren Lebensunterhalt gebracht.
Trotz der widrigen Umstände und der Widerstände bei den Befragungen von Zeugen gelingt es Aaron eine Spur zu finden, die ihn zu einer altern Freundin führt und darüber hinaus geradewegs in die Tat von damals, die seiner Freundin das Leben kostete und Aaron bis heute in den Augen der Dorfbewohner gebrandmarkt hat. Nicht nur verdichten sich die Zeichen, dass Lukes Schuld alles andere als gesichert ist, sondern er vielmehr Opfer eines Komplotts wurde und einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Die große Hitze
Die australische Landschaft und ihr teils menschenfeindliches Klima bilden den Hintergrund für Jane Harpers Bestseller Hitze, der die Vorlage für Robert Connollys Thriller The Dry – Die Lügen der Vergangenheit liefert, welcher bereits im Programm der letzten Fantasy Filmfest Nights zu sehen war. Gedreht wurde der Film im australischen Staat Victoria, der für seine langen Hitzeperioden bekannt ist und damit nicht nur das Setting des Romans spiegelt, sondern zudem Connollys Film bisweilen wie eine Art Neo Noir wirken lässt, wenn auch bei gnadenloser Hitze und Helligkeit. Dabei ist es nicht nur das Setting und das Klima, das The Dry zu einem unterhaltsamen und spannenden Film macht, sondern nicht zuletzt Eric Bana, der als Ermittler mit einer düsteren Vergangenheit ebenso viel zu verstecken hat wie einige der Dorfbewohner.
Wie für einen modernen Thriller oder Neo Noir üblich, sind es nicht nur die menschlichen Charaktere, die im Zentrum stehen. Die vielen Totalen und Panoramaaufnahmen unterstreichen den Eindruck einer Landschaft, die ebenso Paradies wie auch die sprichwörtliche Hölle auf Erden sein kann, wenn man alleine von den Temperaturen ausgeht. Immer wieder ist es vor allem der orangene Staub sowie der bereits brüchige Boden, der wie eine Metapher für die Erinnerungen und die Gewalt wirkt, die es langsam aber sicher an die Oberfläche zieht und bereits den Menschen einen Großteil ihrer Lebensgrundlage entzogen hat. Dementsprechend verloren wirken die Figuren wie auch die Gemeinde an sich vor diesem Panorama, dieser Natur und dieser Hitze, die sich vollends auszulöschen droht und einen Kontrast bildet zu jener Vergangenheit, oder zumindest wie sie der von Eric Bana gespielte Protagonist wahrnimmt.
Die Sünden einer kleinen Gemeinde
Dass hinter der Oberfläche dieser kleinen Gemeinde einiges brodelt, bekommt man schon bei der ersten Szene mit, die sinnbildlich für die Herangehensweise der Regie steht, welche sich mehr auf Andeutungen spezialisiert, die immer konkreter werden oder einen hinters Licht führen. So ist die Stimmung in der kleinen Kirche nicht nur wegen der Hitze draußen am Siedepunkt angelangt, denn die Gesichter wie auch das sichtliche Unwohlsein Aarons beim Betreten des Gotteshauses lassen auf eine noch viel komplexere Geschichte schließen, welche bereits zu diesem Zeitpunkt in die Vergangenheit führt. Immer wieder changiert Connollys Film zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, oder vielmehr der Erinnerung des Protagonisten an seine Jugend, an eine Art Ur-Sünde, welche den Grundstein legte für diese Mischung aus Aggression, Trauer und Feindseligkeit, die man in jeder Szene spürt.
Insgesamt kann The Dry auf ein sehr talentiertes Ensemble zurückgreifen, wobei vor allem Eric Bana als Ermittler hervorsticht, der auf der Suche nach der Wahrheit sich zudem mit seiner eigenen Geschichte und seiner Schuld beschäftigen muss. Zerrissen zwischen beruflichen Ethos und einem Drang, wie auch sein Umfeld, vieles für sich zu behalten spielt Bana diese Figur, die immer näher an den Kern eines tragischen Unglücks kommt.
OT: „The Dry“
Land: Australien, USA
Jahr: 2020
Regie: Robert Connolly
Drehbuch: Robert Connolly, Harry Cripps
Musik: Peter Raeburn
Kamera: Stefan Duscio
Besetzung: Eric Bana, Robert Connolly, Steven Hutensky, Jodi Matterson
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