The Ex – Du kannst ihr nicht entkommen

Eigentlich läuft es gerade richtig gut bei Katja (Vera Kincheva). Sie hat ihr eigenes Unternehmen gegründet, ist glücklich mit Sascha (Konstantin Beloshapka) liiert. Sogar eine Hochzeit der beiden steht bevor! Wäre da nur nicht ihre Eifersucht. Denn so richtig traut sie Sascha nicht, seitdem sie Nachrichten von seiner Ex auf dem Handy gefunden hat. Insgeheim, so ihre Befürchtung, läuft da doch noch was zwischen den beiden, was dieser aber vehement bestreitet. Während es so zunehmend zu Spannungen bei dem jungen Paar kommt, macht Katja noch andere unheimliche Erfahrungen und muss feststellen, dass an der Geschichte mehr dran ist …

Horror made in Russia

In den letzten Jahren hat es einen regelrechten Boom an russischen Filmen gegeben, die bei uns veröffentlicht werden. Ins Kino schafft es davon zwar kaum etwas. Zumindest im Heimkino hat man inzwischen aber doch eine recht breite Auswahl von Sportdramen über Kriegsfilme bis hin zu Science-Fiction. Und auch Horrorwerke finden sich immer mal wieder darunter. Richtig große Highlights waren zwar bislang nicht dabei, weshalb außerhalb der Zielgruppe kaum jemand Notiz von diesen Importen nahm. Immerhin gelang es den Filmen aber, typische Genreelemente mit russischen Besonderheiten zu kombinieren, sei es durch eine historische Komponente (Sputnik, Superdeep) oder indem bei Baba Yaga auf eine alte Legende zurückgegriffen wurde.

The Ex – Du kannst ihr nicht entkommen geht in die gegenteilige Richtung und versucht ganz modern zu sein. So dreht sich hier vieles um soziale Medien und wie wir damit umgehen, welche Nachrichten wir damit verschicken und die Form der Kommunikation. So ist ein Katalysator des Films, dass Sascha ständig Nachrichten von seiner Ex-Freundin erhält, die in die falschen Hände geraten – die seiner aktuellen Freundin. Blöd gelaufen. Tatsächlich befasst sich ein größerer Teil der Geschichte gar nicht mit dem Horror, sondern mit der Beziehung der beiden Hauptfiguren, die auf den ersten Blick so glücklich erscheint, bald schon aber in einer ziemlichen Krise steckt. Dabei wird mehr oder weniger offen gelassen, ob der Fehler nun bei Sascha oder Katja liegt. Eine gute Figur geben beide nicht ab. Attraktiv ist das Paar, sympathisch eher weniger.

Später Start, schnelles Ende

Aber das ist noch das geringere Problem bei The Ex – Du kannst ihr nicht entkommen. Gerade im Horrorbereich sind liebenswürdige Charaktere keine zwingende Voraussetzung. Schlimmer ist, dass es hier schon recht lange dauert, bis der Film mal tatsächlich loslegt und sagt, wohin er will. Das liegt auch daran, dass das Drehbuch zwischendurch vereinzelt Szenen und Figuren einbaut, die für die Hauptgeschichte völlig irrelevant sind. Es ist nicht einmal so, dass sie zur Atmosphäre etwas beizutragen hätten. Da drängt sich doch der Eindruck auf, Autor Vladimir Batrameev wusste nicht so recht, wie er seine Idee auf eine komplette Spielfilmlänge ausbauen soll. Das Ende ist dafür irritierend kurz. Es ist nicht einmal sonderlich gelungen, da es mehr Fragen aufwirft als beantwortet.

Zwischen dem etwas trägen Anfang und dem überhasteten Finale wird es immerhin solide. Regisseur Evgeniy Puzyrevskiy hat dabei sicherlich nicht den Anspruch, das Genre irgendwie revolutionieren zu wollen. Vielmehr setzt er auf übliche Bestandteile wie unheimliche Musik und Jump Scares. Das sieht dafür ordentlich aus, selbst wenn da ein bisschen viel Hochglanzoptik verwendet wird. The Ex – Du kannst ihr nicht entkommen wirkt mit der schicken Wohnung und dem Model-Paar eher wie eine Reklame als etwas, das dem realen Leben entnommen wurde. So richtig viel mitfiebern ist deshalb nicht angesagt. Stattdessen wird da etwas beliebig vor sich hingewerkelt, bis es dann in einem etwas absurderen letzten Kraftakt doch noch vorbei ist. Das tut nicht weh, muss aber auch nicht sein. Da waren andere russische Horrorfilme schon mal weiter und spannender.