Untold Breaking Point
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Untold: Breaking Point

Inhalt / Kritik

Untold Breaking Point
„Untold: Breaking Point“ // Deutschland-Start: 7. September 2021 (Netflix)

Die Veröffentlichung von Untold: Breaking Point findet, wenn auch zufällig, beinahe zum perfekten Zeitpunkt statt. Zum einen dürfte das Interesse an Tennis aufgrund der außergewöhnlichen Leistung des deutschen Profis Peter Gojowczyk (welcher ohne Trainer oder großes Team bei den US Open antritt und gegenwärtig zum ersten Mal in seiner sportlichen Laufbahn im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers steht) zumindest hierzulande etwas angestiegen sein, was dieser Folge der Netflix-Reihe wohl ein paar zusätzliche Views verschaffen dürfte. Zum anderen wurde mit dem Fall Naomi Osaka das Thema geistige Gesundheit im Sport, genauer im Tennissport, etwas mehr in den Vordergrund gerückt, ein Thema welches generell eher als Tabu gehandhabt wird. Die Topspielerin brach Mitte August bei einer Pressekonferenz in Tränen aus und deutete letzte Woche gar ihr Karriere-Ende an – sie ist gerade einmal 23 Jahre alt. Bereits bei den French Open im Mai stieg sie vorzeitig aus und offenbarte, seit 2018 unter Depressionen zu leiden.

Untold: Breaking Point bedient sich wie die meisten der bisherigen Episoden eines zweideutigen Titels. Im Tennissport bezeichnet der Breakball (auf englisch break point) den Moment, in dem ein Spieler nur noch einen weiteren Punkt benötigt, um den aktuellen Ballwechsel zu gewinnen. Mit dem Fokus auf geistiger Gesundheit bezeichnet der breaking point den Moment, in dem der Spieler sinnbildlich zerbricht. Das passierte dem ehemaligen Tennisspieler Mardy Fish, welcher im Mittelpunkt dieser Folge steht. Ende der 1980er-Jahre war es um den amerikanischen Tennissport nicht gut bestellt, weshalb ein spezielles Trainingsprogramm ins Leben gerufen wurde, um junge Talente zu fördern, unter anderem auch Fish. Im Alter von 18 Jahren wurde er Profi und konnte sich nach anfangs leidlichem Erfolg schließlich auf Platz 7 der Weltrangliste spielen, sogar einen Sieg über Rafael Nadal erzielte er. Der beinahe kometenhafte Aufstieg brachte leider Negatives mit sich, vor allem in Form von mentalem Druck, dem Fish wenig entgegenzusetzen hatte. 2012 schließlich wurden die Panikattacken so schlimm, dass er eine Begegnung auf dem Tennisplatz mit Roger Federer absagen musste.

Tabuthema ohne Voyeurismus

Eine Sonderstellung nimmt Untold: Breaking Point innerhalb der Reihe aber nicht nur wegen des vermeintlichen Tabuthemas ein. Während die formalen Stilmittel – Archivaufnahmen, Interviews – ebenso beibehalten werden wie der hohe Production Value, ist diese Folge erneut von Chapman und Maclain Way inszeniert, wie bereits Untold: Crimes und Penalties; zum ersten Mal in der Reihe wird der Regiestuhl also von denselben Leuten besetzt. Es ist kein reißerisches Thema, es bietet keinen voyeuristischen Reiz wie jene aus den bisherigen Episoden. Es ist ein unangenehmes Thema, eines das von vielen ignoriert oder bestenfalls lächerlich gemacht wird. Diese Diskrepanz zu Untold: Crimes und Penalties, welche fraglos und im positiven Sinne des Wortes die reißerischste Episode ist, zeigt wie breit die Way-Brüder (welche im Übrigen die gesamte Dokuserie produzierten) aufgestellt sind, wird das Thema hier doch respektvoll aufbereitet.

Objektiv betrachtet ist das Schlimmste, was bei einem Tennismatch passieren kann, es zu verlieren. Objektiv betrachtet gibt es keinen rationalen Grund, sich vor einem Tennismatch zu fürchten. Es ist nicht wie bei einem Kampf, bei dem Blutverlust, Knochenbrüche oder in Extremfällen sogar das Ableben realistische Konsequenzen sind, die einen im Vorhinein einschüchtern können. Ängste sind aber nicht rational. Geistige Gesundheit wird oft deshalb kleingeredet, da anders als bei einem Knochenbruch der Schaden für Außenstehende nicht wahrnehmbar ist. Das macht ihn aber nicht weniger real. Geistige Gesundheit ist nicht nur im Profisport wichtig. Wer Depressionen hat oder jemanden mit Depressionen kennt, möge sich bitte an die Deutsche Depressionshilfe wenden.

Credits

OT: „Untold: Breaking Point“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Chapman Way, Maclain Way
Kamera: Caleb Heller
Musik: Robinton Hobbs

Bilder

Trailer

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„Untold: Breaking Point“ nimmt sich eines lange Zeit totgeschwiegenen Themas an und arbeitet anhand der Laufbahn des ehemaligen Tennisprofis Mardy Fish heraus, welchen Einfluss die geistige Gesundheit auf Profisportler haben kann.
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