Eigentlich hatte sich Marcus (Lil Rel Howery) das so richtig schön vorgestellt: eine Woche Urlaub in einem Resort in Mexiko, wo er seiner Freundin Emily (Yvonne Orji) endlich einen Heiratsantrag machen kann, vor einer richtig romantischen Kulisse. Doch daraus wird nichts. Ausgerechnet ihr Zimmer steht nicht mehr zur Verfügung, nachdem die Gäste in der Präsidentensuite mit ihrem Jacuzzi eine Überschwemmung verursacht haben. Ersatz? Fehlanzeige. Als Marcus notgedrungen seinen Antrag in der Hotellobby macht, lernen sie Ron (John Cena) und Kyla (Meredith Hagner) kennen – ausgerechnet besagte Gäste aus der Präsidentensuite. Gerührt von dem Antrag und um sie für das verlorene Zimmer zu entschädigen, laden die beiden das Paar daher ein, den Rest des Urlaubs bei ihnen zu verbringen. Nach einigem Zögern willigen Marcus und Emily ein, ohne zu ahnen, auf welches Chaos sie sich damit einlassen …
Die Sehnsucht nach Urlaub
Ein bisschen darf man sich ja immer darüber wundern, welchen Sinn es genau macht, Sommerfilme erst dann zu veröffentlichen, wenn der Sommer praktisch schon rum ist. Beckenrand Sheriff zum Beispiel, das erst Anfang September in die Kinos kommt, wenn die Freibadsaison mehr oder weniger abgeschlossen wurde. Oder auch Vacation Friends, das Ende August noch einmal daran erinnern soll, wie das so war, als man ganz unbeschwert Urlaub machen konnte. Wobei das mit dem unbeschwert hier so eine Sache ist. Die Situation eskaliert in dem Film so schnell, dass man sich bald gar nicht mehr so sicher ist, ob das noch erstrebenswert ist oder nicht.
Einen gewissen Charme hat die alles-egal-Einstellung von Ron und Kyla dabei natürlich schon. Nicht wenige nutzen Urlaubsreisen gern, um mal ein bisschen die Sau rauszulassen und das zu tun, was ihnen daheim versagt bleibt. In Vacation Friends eskaliert das aber sofort zu Exzessen, die dann doch ein wenig abschreckend wirken. Doch gleich ob man das nun befürwortet oder nicht, führt das zu einem Problem: Die Komödie haut gleich zu Beginn so viel Zeug raus, dass es naturgemäß schwierig wird, das später noch zu toppen. Also versuchte man es erst gar nicht und gestaltet die zweite Hälfte deutlich ruhiger. Tatsächlich passiert über weite Strecken praktisch nichts, die Geschichte kommt zum Erliegen, die Langeweile zieht ein.
Ein größtmöglicher Kontrast
Nicht dass die erste Hälfte für sich genommen tatsächlich spannend oder abwechslungsreich wäre. Vacation Friends setzt da ganz klassisch auf einen größtmöglichen Kontrast zwischen den Figuren. Auf der einen Seite haben wir das etwas steife Paar Marcus und Emily, das Wert auf Konventionen legt, eine brave 08/15-Vorstellung des Glücks hat und alles genau plant. Ihnen gegenüber stehen zwei, für die es keine Regeln gibt. Für die es nicht einmal ein Morgen gibt, weil sie nur für den Moment leben. Dass eine solche Konstellation nicht ganz einfach ist, das ist klar. Der Film fängt damit jedoch relativ wenig an. Die Draufgänger ziehen ihr Ding einfach durch, ohne Rücksicht auf Verlust oder andere Ansichten. Marcus und Emily lassen sich irgendwann mitreißen, auch wenn sie später das so nicht mehr wahrhaben wollen.
Dass sich das mit der Zeit ändern wird, ist keine wirkliche Überraschung. Zwar hätte es Möglichkeiten gegeben, von diesem Standardpfad abzuweichen. Hin und wieder sieht es auch kurz danach aus, als würde da tatsächlich etwas Unerwartetes geschehen. Doch daraus wird nichts. Vacation Friends ist, hat man erst einmal die anfängliche Chaosphase überstanden, geradezu quälend vorhersehbar. Nur vereinzelt findet sich mal ein willkürliches Element, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass gleich fünf Leute an dem Drehbuch geschrieben haben. So durfte sich dann jeder irgendwelche Witze ausdenken, die später zusammengeworfen wurden, ohne dass sich jemand um einen Zusammenhalt gekümmert hätte. Oder eine Entwicklung.
Kaum Stimmung
Vereinzelt kann das dann schon mal lustig sein. Wobei das dann weniger auf die Gags an sich zurückgeht, sondern vielmehr die unbändige Anarcho-Energie von John Cena (Fast & Furious 9, The Suicide Squad) und Meredith Hagner (Palm Springs). Doch auch der volle Einsatz der beiden kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie öde Vacation Friends letztendlich ist. Zwar verzichtete man auf die peinlichen Witze, wie man sie des Öfteren in US-Komödien findet, wenn schon die Vorstellung von Sex oder Exkrementen lustig sein soll. Eine überzeugende Alternative hat man hier aber nicht gefunden. Und auch der Versuch der Ernsthaftigkeit, wenn auf einmal die große Freundschaft beschworen wird, ist gescheitert. Der Film ist so nichtssagend, dass man sich im Anschluss gleich selbst wieder einen Urlaub wünscht.
OT: „Vacation Friends“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Clay Tarver
Drehbuch: Tom Mullen, Tim Mullen, Clay Tarver, Jonathan Goldstein, John Francis Daley
Musik: Rolfe Kent
Kamera: Tim Suhrstedt
Besetzung: John Cena, Lil Rel Howery, Yvonne Orji, Meredith Hagner, Robert Wisdom, Lynn Whitfield, Andrew Bachelor
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