Der Schock ist groß bei der Klasse an der Covington High, als plötzlich die Schülerin Katelyn in einer gewaltigen Blutfontäne explodiert. Keiner weiß, was diese Explosion ausgelöst hat, auch die Polizei steht vor einem Rätsel. Und was noch schlimmer ist: Niemand kann sagen, ob das ein Einzelfall bleiben wird. Zumindest Mara (Katherine Langford) ist davon überzeugt, dass dies nur der Anfang sein könnte. Und sie soll mit dieser düsteren Vorahnung recht behalten, wenn in Folge immer mehr aus der Klasse diesem Phänomen zum Opfer fallen. Während die Behörden und Wissenschaftler fieberhaft nach einer Erklärung und einer Lösung suchen, heißt es für die Jugendlichen, irgendwie ihr Leben weiterzuführen. Halt findet Mara dabei zum einen bei ihrer besten Freundin Tess (Hayley Law), aber auch dem Filmnerd Dylan (Charlie Plummer), der die Todesgefahr nutzt, um seine seit Langem gehegten Gefühle Mara gegenüber zu offenbaren …
Ein Film jenseits aller Genregrenzen
Und es gibt sie doch noch, die Filme, die so eigenwillig sind, dass man sie in keine Schublade packen kann. Siehe Zerplatzt. Schon ein Blick auf die Genrezugehörigkeit provoziert das eine oder andere Fragezeichen. Horror würde passen, schließlich geht es um das plötzliche und sehr brutale Ableben von Menschen. Gleichzeitig passt aber auch Komödie, wenn die Figuren dem Alptraum mit viel Humor begegnen. Zwischendurch verlieben sich zwei davon ineinander, was das Werk zu einer Romanze macht. Es wird sehr dramatisch, wenn es um ganz existenzielle Fragen geht. Natürlich ist auch der Mystery-Aspekt nicht zu verleugnen, schließlich versuchen alle herauszubekommen, was es mit den seltsamen Explosionen auf sich hat. Und selbst Science-Fiction ist immer mal wieder als Annäherung zu lesen, wenn der Film beschrieben werden soll, wohl wegen des Fokus’ auf die wissenschaftlichen Experimente.
Das klingt nach einem heillosen Chaos. Klingt danach, als habe da jemand nicht gewusst, was er genau tut. Erstaunlicherweise ist die Adaption des Romans Spontaneous von Aaron Starmer aber tatsächlich in sich stimmig und vereint die so unterschiedlichen Elemente zu einem Werk, das gleichermaßen bizarr und alltäglich ist. Nicht das Phänomen als solches steht im Mittelpunkt von Zerplatzt, selbst wenn dieses das Leben aller dominiert. Stattdessen interessiert sich der Film in erster Linie für die Menschen, die von diesem Phänomen betroffen sind. Zum Teil geschieht das post mortem: Die ersten beiden Opfer werden nach ihrem Tod noch von den anderen vorgestellt, bekommen Gesichter, bekommen Vorgeschichten, an die sich die anderen erinnern. Wo im Horrorgenre die Toten reine Wegwerfware sind, da bewahrt sich dieser Film hier auf rührende Weise seine Menschlichkeit.
Ein mitreißendes Paar
Im Fokus stehen aber natürlich in erster Linie Mara und Dylan, die vom Tod umgeben das Leben und einander kennenlernen. Die sich öffnen und erste Erfahrungen mit der Liebe sammeln. Und auch das ist ungewöhnlich: Romantik im Kontext der Gefahr wirkt oft sehr aufgesetzt, die wenigsten Liebesgeschichten in einem vergleichbaren Genreumfeld überzeugen. Diese hier tut es. Zerplatzt erzählt vielleicht sogar eine der schönsten Liebesgeschichten der letzten Jahre, wenn zwei ungewöhnliche Teenager eine Beziehung eingehen und sich zu öffnen lernen. Das funktioniert auch wegen der Besetzung so gut: Katherine Langford (Cursed – Die Auserwählte) und Charlie Plummer (The Clovehitch Killer) bilden ein hinreißendes Paar, voller Lebenslust und Neugierde und Humor. Es macht so viel Spaß, den beiden dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam die Welt erkunden, dass man dabei glatt vergisst, was drumherum geschieht.
Und doch ist Zerplatzt keine Verharmlosung der Ereignisse. Vielmehr führt der Film die Kostbarkeit von Leben vor Augen. Und die Grausamkeit. Niemand von den jungen Menschen habe dieses Schicksal verdient, heißt es zu einem späteren Zeitpunkt. Damit ist vordergründig natürlich der plötzliche Explosionstod gemeint. Tatsächlich handelt der Film aber von den alltäglichen Schicksalsschlägen, mit denen sich die jungen Menschen auseinandersetzen müssen. Da geht es um Selbstfindung, im klassischen Coming-of-Age-Stil. Und es geht um Unsicherheit. Eine der emotionalsten Szenen im Film zeigt, wie sich mehrere Schüler und Schülerinnen an der Katastrophe die Schuld geben, weil sie der eigenen Ansicht nach nicht gut genug waren. Die Tragödie wird dabei zu einem Symbol für die inneren Kämpfe, die sie alle austragen und mit denen sie allein gelassen wurden.
Lebensbejahend und tröstlich
Die eigentlichen Explosionen werden dabei zur Nebensache. Wer sich nur ihretwegen den Film anschauen will, den wird das hier eher frustrieren oder enttäuschen. Ansonsten ist Zerplatzt aber ein echter Geheimtipp mit einer sehr schönen lebensbejahenden Aussage. Klar, ganz subtil ist es nicht, wie sich Regisseur und Drehbuchautor Brian Duffield (Underwater – Es ist erwacht) dafür einsetzt, das Leben so gut es geht zu nutzen. Dieses ist selbst ohne unerklärliche Todesphänomene zu kurz, um sich von anderen etwas vorschreiben zu lassen. Aber es ist charmant und unterhaltsam, was der Filmemacher aus diesem Stoff gemacht hat. Und auch wenn einen die Geschichte an mehren Stellen durch die Mangel nimmt und man gar nicht mehr weiß wohin mit all dem Schmerz: Es hat eben auch etwas Tröstliches und Befreiendes, wie hier alles trotzdem weitergeht, es ein Leben mit und nach der Tragödie geben kann.
OT: „Spontaneous“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Brian Duffield
Drehbuch: Brian Duffield
Vorlage: Aaron Starmer
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Aaron Morton
Besetzung: Katherine Langford, Charlie Plummer, Hayley Law, Piper Perabo, Rob Huebel, Yvonne Orji
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