Army of Thieves Netflix
© Netflix/Stanislav Honzik

Army of Thieves

Inhalt / Kritik

Army of Thieves Netflix
„Army of Thieves“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2021 (Netflix)

Mit seiner Arbeit als Bankangestellter kann Sebastian Schlencht-Wöhnert (Matthias Schweighöfer) nicht so wahnsinnig viel anfangen. Seine Leidenschaft gilt vielmehr dem Knacken von Safes. Er dreht sogar Videos zu dem Thema, auch wenn die niemanden interessieren. Umso überraschter ist er daher, als er eine Nachricht erhält, die ihn zu einem geheimen Treffpunkt lotsen. Dort angekommen, stellt er fest, dass er an einem speziellen Wettbewerb für Safeknacker teilnehmen soll. Nachdem er dort sein Talent unter Beweis gestellt hat, erfährt er endlich, was diese Geschichte bedeutet: Er soll gemeinsam mit Gwendolin (Nathalie Emmanuel), Korina (Ruby O. Fee), Brad Cage (Stuart Martin) und Rolph (Guz Khan) legendäre Safes knacken. Das ist zwar völlig unmöglich, zumindest nach Sebastians Ansicht. Neugierig ist er aber schon. Und so machen sich die fünf bald an die Arbeit, verfolgt vom Interpol-Agenten Delacroix (Jonathan Cohen) …

Langfristig geplant

Wir wissen es alle: Ist ein Film erfolgreich, stehen die Chancen nicht schlecht, dass da irgendwann eine Fortsetzung folgt. Dabei geht der Trend inzwischen dahin, Fortsetzungen schon einzuplanen, noch bevor der erste Teil draußen ist. Besonders Optimistische konzipieren sogar gleich ein ganzes Franchise, Cinematic Universe, wie man gerne dazu sagt. Dass Zack Snyder für ein solches zu haben, ist kein Geheimnis. Das DC Cinematic Universe geht schließlich maßgeblich auf ihn zurück. Dennoch, seine Pläne zu Army of the Dead sind schon ein bisschen dreist. Noch bevor der Film auf Netflix erschien, wurde bereits das Prequel-Spin-off Army of Thieves angekündigt. Inzwischen sind eine Animationsserie und eine Fortsetzung in Planung. Obendrein gibt es noch zwei Kurzfilme. Für einen Film, der erst vor einem halben Jahr überhaupt erschient, ist das schon ziemlich viel.

Zumal der Reihe schon mit dem zweiten Teil irgendwie die Ideen ausgehen. Der Charme bei Army of the Dead lag bekanntlich darin, dass ein klassischer Heist Movie mit einer Zombie-Apokalypse verbunden wird. Minutiöse, langwierige Vorbereitung und krachende Splatter-Action? Das klang nach einem ziemlichen Widerspruch. Snyder gelang es aber, diese konträren Genres zusammenzufügen und daraus jede Menge Spaß zu quetschen. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die Figuren, die alle stark überzeichnet waren und sehr auf Kontraste angelegt waren. Clever oder raffiniert war das weniger, aber es funktionierte. Man leistete dem Himmelfahrtskommando einfach gern Gesellschaft, während es mitten in der Untotenschwemme einen prall gefüllten Safe suchte.

Wo sind all die Zombies hin?

Safes gibt es in Army of Thieves einige, dazu eine komplett neue Crew, die sich um den Fanliebling Ludwig Dieter schart, der hier noch nicht so heißt. Das andere Element, welches den ersten Film bestimmte, hingegen nicht: Zombies. Diese werden zwischendurch zwar mal angesprochen. Für die Geschichte sind sie aber völlig irrelevant, weil zu weit weg. Das ist nicht nur irritierend, weil damit ausgerechnet das Besondere von Army of the Dead ausgeschaltet wird. Man hätte zudem meinen können, dass das schon länger angekündigte Prequel vielleicht die Hintergründe der Zombie-Apokalypse erläutern würde. Wie kam es eigentlich dazu? Stattdessen dreht sich alles nur um den Safeknacker und die Leute, mit denen er unterwegs ist.

Bei Army of the Dead funktionierte dieser Fokus auf die Chaostruppe noch ganz gut, weil die Figuren zwar wenig tiefgründig waren, aber doch ganz spaßig überzogen. Die neue Crew kommt da nicht einmal ansatzweise mit. Die Charaktere sind sogar ziemlich langweilig. Nicht einmal Ludwig selbst macht dabei noch Spaß, trotz des großen Einsatzes von Matthias Schweighöfer, der dieses Mal selbst Regie führt. Beim letzten Mal war das unterhaltsam, weil der Safeknacker inmitten des Zombiemassakers so völlig fehl am Platze war. Außerdem war er eben nur einer von vielen. Plötzlich in den Mittelpunkt gerückt, wird aus dem charmanten Nerd ein zunehmender Nervfaktor. Das ist dann irgendwann einfach zu viel.

Nur selten gelacht

Zu wenig sind dafür die Einfälle in punkto Humor. Klar, die eine oder andere amüsante Idee gibt es schon. Die wird meistens dann aber gleich mehrfach verwendet, bis sie ihren Witz verloren hat. Für einen Film, der über zwei Stunden dauert, reicht das hinten und vorne nicht aus. Eher enttäuschend sind auch die Szenen, in denen die Safes geknackt werden. Natürlich, etwas Vergleichbares wie die legendäre Safeszene in Rififi braucht man bei einem solchen Film nicht zu erwarten. Hier wird schließlich mehr Wert auf Tempo gelegt als auf tatsächliche Arbeit. Ein bisschen Mühe hätte man sich aber geben können. Stattdessen sehen wir nur wieder und wieder, wie Ludwig am Safe lauscht und dieser irgendwann wie von Zauberhand aufgeht. Wenn man schon ein Element so in den Mittelpunkt stellt, sollte dieses dann auch ausgearbeitet sein. Das ist dann zwar trotz der zahlreichen Mängel noch alles irgendwie nett. Aber eben auch überflüssig: Lust auf weitere Teile im Franchise macht das hier nicht.

Credits

OT: „Army of Thieves“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Matthias Schweighöfer
Drehbuch: Shay Hatten
Musik: Hans Zimmer, Steve Mazzaro
Kamera: Bernhard Jasper
Besetzung: Matthias Schweighöfer, Nathalie Emmanuel, Guz Khan, Ruby O. Fee, Stuart Martin, Jonathan Cohen, Peter Simonischek

Bilder

Trailer

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War „Army of the Dead” noch eine amüsante Mischung aus Heist Movie und Zombie-Apokalypse, geht es beim Prequel „Army of Thieves“ ausschließlich um Ersteres. Der Film büßt dadurch einen Großteil seines Reizes aus. Da die Safeknack-Szenen langweilig sind und tatsächlich witzige Einfälle eher selten, ist die Actionkomödie ein letztendlich überflüssiger Versuch, ein Franchise aus dem Boden zu stampfen.
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