Baking Impossible Netflix
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Baking Impossible – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Baking Impossible Netflix
„Baking Impossible“ // Deutschland-Start: 6. Oktober 2021 (Netflix)

In Baking Impossible treten neun Teams an, um sich verschiedenen Challenges zu stellen, die sich alle darum drehen, aus essbaren Dessertbestandteilen funktionsfähige Dinge herzustellen, die bestimmte Belastungen aushalten müssen. Jedes Team besteht dabei aus zwei Leuten, einem baker und einem engineer, welche unter dem Kofferwort bakineers zusammengefasst werden. Jede Challenge gibt bestimmte Spezifikationen vor, welche das Produkt aufweisen, und informiert über die jeweiligen Stresstests, welche es bestehen muss. Die Jury besteht aus Dr. Hakeem Oluseyi, seines Zeichens Astrophysiker, Joanna Chang, Besitzerin der in mehreren Städten vertretenen Flour Bakery, und Andrew Smyth, der sicher auch irgendetwas im Leben erreicht hat, aber ähnlich wie in Metallkunst: Showdown am Schweißgerät ist das alles hier schon recht leicht zu vergessen. Die Show scheint zudem nicht so sonderlich an ihm interessiert zu sein, sondern fokussiert sich lieber auf die beiden anderen Jurymitglieder; was schon recht merkwürdig ist angesichts der Tatsache, dass er nicht nur das bakineering erfunden hat, sondern darüber hinaus als einziger beruflich beide Fachgebiete abdeckt und somit der kompetenteste Judge ist.

Werke, die beeindrucken

Der routinierte Host Justin Willman kommt relativ sympathisch rüber und scheint Spaß an seinem Mitwirken zu haben. Bereits 2010 hostete er die themenverwandte Realityshow Last Cake Standing, seine Netflix-Serie Magie für die Menschen erfreut sich ebenfalls einiger Beliebtheit. Die Aufgaben, welche den Teilnehmern gestellt werden, sind unter der Prämisse der Show betrachtet gut durchdacht und stellen gute Herausforderungen dar. Was die Kandidaten aber den Vorgaben entsprechend kreieren, ist – zumindest optisch und handwerklich, später dazu mehr – mit Abstand das Beste. Fraglos kommt hier jede Menge Talent zum Einsatz, selbst die Werke der Teams, welche eliminiert werden, sind beeindruckend. Sei es ein wassertaugliches Piratenschiff, ein gottverdammter Roboter oder eine ganze Minigolfstation, alles jeweils aus überwiegend essbaren Teilen hergestellt – was hier gezeigt wird, ist nicht selten fantastisch. Die Backwerke sind nicht nur sehr schön anzusehen; dass das Ganze dann auch noch funktionstüchtig ist, zeugt vom meisterlichen Können der Beteiligten.

Zelebrierung des Dekadenten

Nachdem wir das alles klargestellt haben, können wir die Dinge nun beim Namen nennen. Die ganze Show ist unglaublich affektiert, die Reaktionen der Kandidaten auf neue Aufgaben oder Enthüllungen sind teilweise derart überkandidelt, dass nur zu hoffen bleibt, dass das alles geskriptet ist, nur wirkt es leider bei den meisten recht genuin. Die Juroren legen da schon ein besseres Verhalten an den Tag, aber wenn in der zweiten Folge Chang einen chocolate cake with peanut butter mousse probiert und während ihrer Bewertung „the cake is a little bit dry“ sagt, erinnert die von der Show inszenierte Reaktion darauf an die Treehouse of Horror II-Folge von Die Simpsons, als Homer das verwunschene Truthahnsandwich isst – was dort lustig war, hier aber eher zum Augenrollen anregt. Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass sich das nicht grundsätzlich von anderen Realityshows unterscheidet und gewisse Leute wohl gezielt für so etwas ausgewählt werden. Während frühere Generationen von ihren Eltern noch ein „mit dem Essen wird nicht gespielt!“ hörten und akzeptierten, wird solch gesundem Menschenverstand heutzutage mit einem fremdschaminduzierenden „OK Boomer“ entgegengetreten; so beeindruckend die Kreationen sein mögen, das hier ist nichts anderes als dekadente Nahrungsmittelverschwendung, für die sich alle Beteiligten selbst zu feiern scheinen.

Nicht alles, das gut aussieht, ist gut

Wer darauf hoffte, dass das in den letzten zwei Folgen – welche aus welchen Gründen auch immer eine Woche nach den ersten sechs veröffentlicht wurden – irgendwie revidiert oder das Thema auch nur adressiert werden würde, es irgendeinen pfiffigen Twist gäbe, der wird leider enttäuscht. Die tragischen Backstorys (no pun intended) einiger Teilnehmer, die wohl dazu designt sein sollen, eine emotionale Bindung des Zuschauers zu erzeugen, unterstreichen zusätzlich gut, was hier generell für eine Mentalität herrscht. Einer war zum Beispiel dyslexisch, aber in der Schule dachten die Lehrer, er wäre einfach nur faul. Wem das nicht das Herz bricht, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. An einigen Stellen ist die Show in gewisser Hinsicht etwas anbiedernd, lehrt uns dadurch aber doch unfreiwillig eine Lektion: Nur weil die Zutaten aus aller Welt und fair trade sind, muss der Kuchen am Ende nicht zwangsläufig schmecken.

Credits

OT: „Baking Impossible“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Steve Hryniewicz
Kamera: Adam Biggs
Mitwirkende: Justin Willman, Hakeem Oluseyi, Joanna Chang, Andrew Smyth

Bilder

Trailer

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„Baking Impossible“ ist affektiert zur Schau gestellte Dekadenz. Der Host macht einen guten Job und die von den Teilnehmern hergestellten Kreationen wissen durchaus zu beeindrucken, letzten Endes ist die Show aber nichts anderes als Zeit- und Nahrungsmittelverschwendung.
Leserwertung29 Bewertungen
4.5