Bingo Hell Amazon Prime Video
© Amazon Prime Video/Blumhouse

Bingo Hell

inhalt / Kritik

Bingo Hell Amazon Prime Video
„Bingo Hell“ // Deutschland-Start: 1. Oktober 2021 (Amazon Prime Video)

Für Lupita (Adriana Barraza) ist Oak Springs nicht einfach nur ein Ort, an dem sie lebt. Sie ist der Ort. Zumindest sieht sie das so, weshalb sie keine Gelegenheit ungenutzt lässt, sich in der Nachbarschaft einzubringen. Doch auch sie kann nicht verhindern, dass sich die Gegend zunehmend verändert und sie sich immer weniger zu Hause fühlt. Als dann auch noch die Bingohalle von Mr. Big (Richard Brake) übernommen wird und der daraus ein mit grellen Lichtern und viel Glitzer aufgemotzte Mega-Variante macht, reicht es ihr. Am liebsten wäre es ihr ja, wenn sie alle gemeinsam den Ort meiden würden. Wären da nur nicht diese obszön hohen Preise, die man gewinnen kann. Aber das hat alles seinen Preis, wie die Einwohner und Einwohnerinnen bald feststellen …

Eine Horror-Reihe mit Anlaufschwierigkeiten

Es ist ungefähr ein Jahr her, dass Amazon Prime Video mit einer neuen Reihe an den Start ging, welche das horrorhungrige Publikum anlocken sollte, das gerade in der Zeit zu Halloween Futter sucht. Das klang eigentlich ganz vielversprechend, umso mehr, da sich der Streamingdienst mit Blumhouse Productions zusammentat. Schließlich dürfte es derzeit keine Produktionsstätte geben, deren Name vergleichbar zu einem Symbol für das Genre geworden ist. Umso enttäuschender war das Ergebnis. Black Box hatte ein paar interessante Elemente. The Lie war ein überflüssiges Remake. Evil Eye und Nocturne konnte man sich gleich ganz sparen. Welcome to the Blumhouse war weit von dem erhofften Highlight entfernt.

Nun startet das zweite Quartett an Filmen. Doch auch wenn die Erwartungen dieses Mal von vornherein niedriger waren als beim ersten Schwung, schafft es die Reihe, diese reduzierten Erwartungen noch zu unterbieten. Während Black as Night ein mäßiger Vampir-Kampf ist, der abwechselnd langweilt und sich an inhaltlichen Ambitionen überhebt, da ist Bingo Hell nahe an einem Totalausfall. Dabei ist die Idee an und für sich nicht schlecht. Das in Filmen zunehmend beliebte Thema der Gentrifizierung wird mit einem dämonischen Bingo-Veranstalter kombiniert. Da trifft ein beliebtes Rentnerspiel auf eine brutale Ausschlachtung der geheimsten Wünsche. Und Geld natürlich. Denn wer kann dazu schon Nein sagen? Außer Lupita vielleicht.

Zwischen Satire und Langeweile

Das Ganze hat zudem ein beträchtliches satirisches Potenzial. Bei Bingo Hell wird nicht nur die Gentrifizierung ein bisschen aufs Korn genommen, sondern auch die stark materialistische Ausrichtung der Menschen. Nur: Irgendwie wird dieses Potenzial nie genutzt. Der Film wird überhaupt nie wirklich lustig. Am besten sind noch die Szenen mit Richard Brake (The Virtuoso), der ja immer für ein bisschen over-the-top-Grimassen zu haben. Der US-Amerikaner ist zudem ein immer wieder für Genre-Titel gebuchter Schauspieler. Aber er wird viel zu wenig eingesetzt. Stattdessen haben in erster Linie die Alten Screentime bekommen. Auch das kann lustig sein, wie Cockneys Vs. Zombies vor einigen Jahren zeigte, als Rentner und Rentnerinnen den Kampf mit Zombies aufnahmen.

Bingo Hell gelingt es aber nicht, aus dieser absurden Situation etwas zu machen. Es ist nicht einmal so, dass der Film in irgendeiner Form spannend wäre, so wie man es von einem Horror-Vertreter erwarten durfte. Vereinzelt geht es zwar mal etwas mehr zur Sache, aber kaum genug, um die entsprechende Zielgruppe bei Laune zu halten. So schön es ist, dass hier der mexikanischen Regisseurin und Co-Autorin Gigi Saul Guerrero die Chance auf einen eigenen Film gegeben wurde, ihren Ruf als Horror-Hoffnung bestätigt sie hier nicht. Ihr Mix aus Komik und Schrecken funktioniert weder als das eine noch das andere. Am Ende gibt es hier lediglich etwas irgendwie zusammengerührtes Etwas, bei dem nie klar wird, was das überhaupt sein soll. Etwas, das in der Form wirklich niemand gebraucht hat.

Credits

OT: „Bingo Hell“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Gigi Saul Guerrero
Drehbuch: Gigi Saul Guerrero, Shane McKenzie, Perry Blackshear
Musik: Chase Horseman
Kamera: Byron Werner
Besetzung: Adriana Barraza, L. Scott Caldwell, Joshua Caleb Johnson, Richard Brake

Trailer

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„Bingo Hell“ erzählt von einer sich verändernden Nachbarschaft, von streitlustigen Rentnerinnen und einem dämonischen Bingo-Anbieter. Das hört sich interessant an, ist es aber nicht. Der Film funktioniert weder als Komödie noch als Horrorfilm, sondern irrt seltsam ziellos durch die Gegend und verpasst es dabei, in irgendeiner Form unterhaltsam zu sein.
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