Die Zukunft gehört den Kindern und Jugendlichen. Und so sollten es eigentlich sie sein, die weitreichende Entscheidungen zur Welt treffen oder zumindest bei diesen involviert sein. Schließlich sind sie diejenigen, die später damit leben müssen. In der Realität sieht das bekanntermaßen anders aus. An der Macht sind, allen gegenteiligen Bestrebungen zum Trotz, noch immer überwiegend alte weiße Männer. Die letzte Bundestagswahl hat mal wieder vor Augen geführt, dass Jugendliche als Zielgruppe kaum berücksichtigt werden. Umso beeindruckender ist, wie viele von ihnen das Schicksal inzwischen in die eigene Hand nehmen wollen. Allen voran die „Fridays for Future“-Bewegung hat gezeigt, dass es in der vermeintlich so apathischen Altersgruppe jede Menge Leute gibt, die zum Kämpfen bereit sind.
Unterwegs mit drei jungen Aktivistinnen
Dear Future Children stellt drei dieser jungen Leute vor, stellvertretend für das weltweite Phänomen engagierter Jugendlicher. Dabei beschränkt sich Regisseur Franz Böhm nicht allein auf das naheliegende Thema des Klimaschutzes. Angesprochen wird dieses natürlich, daran führt kein Weg vorbei. Genauer ist es Hilda, welche sich in Uganda in diesem Bereich engagiert und die dieses so wichtige Anliegen vorträgt. Das tut sie mit viel Leidenschaft. Zwar genießt sie nicht die Popularität von Greta Thunberg, deren Auftritt bei den Vereinten Nationen in die Geschichte einging. Wenn sie den Raubbau an der Erde und damit der Zukunft ihrer Altersgenossen und Altersgenossinnen anprangert, dann geschieht das aber mit nicht weniger Eifer und Überzeugung.
Das gilt auch für Rayen, die wir in Chile besuchen. Bei ihr ist es weniger der Klimaaspekt, der ihre Aktionen bestimmt. Vielmehr ist es die soziale Ungleichheit, die sie antreibt. Dass die Schere immer weiter auseinandergeht, ist dabei natürlich ein globales Ereignis, für das es bislang keine Lösung gibt. Für das es wohl aber auch keine Lösung geben soll, da nun einmal diejenigen an der Macht sind, die von der Ungerechtigkeit profitieren. Anstatt sich diesem Status Quo zu ergeben, wird die junge Frau aber selbst aktiv. Dear Future Children begleitet die Studentin dabei, wie sie auf der Straße für eine bessere Zukunft kämpft. Das kann auch wortwörtlich sein: Immer wieder kommt es in dem südamerikanischen Land zu gewalttätigen Begegnungen zwischen der Polizei und Protestierenden.
Rückschlag und Hoffnung
Für Pepper sind solche Auseinandersetzungen Alltag. Die unter einem Pseudonym auftretende junge Frau gehört zu der breiten Gruppe von Aktivisten, die in Hongkong für das Überleben der Demokratie streiten. Die Bilder der Massenproteste gingen seinerzeit um die Welt. Dear Future Children wagt einen kleinen Blick hinter die Kulissen und verrät ein wenig über die Abläufe. Wobei der Film notgedrungen im Vagen bleibt, da aus Gründen der Sicherheit viele anonym bleiben mussten. Die Stärke dieser Aktionen lag schließlich darin, dass viele Leute zusammenkamen, ohne dass die Regierung wusste, wer das ist und wie sie sich organisieren. Doch so eindrucksvoll diese Proteste waren, am Ende konnten sie nicht verhindern, dass China mit aller Macht den Widerstand unterdrückte und schon den Widerstand an sich für illegal erklärte.
Doch trotz dieses massiven Rückschlags: Der Dokumentarfilm, der auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2021 Uraufführung hatte, versteht sich eher als Mutmacher. Dear Future Children nutzt die drei thematisch so unterschiedlichen Bereiche, um das Publikum zu inspirieren. An möglichen Betätigungsfeldern mangelt es schließlich nicht. Selbst wer das Glück hat, in einer Demokratie zu leben, in der man nicht für Widersprich niedergeknüppelt wird, wird genügend Missstände und Ungleichgewichte finden, gegen die etwas unternommen werden sollte. Dabei macht der Film klar, dass man diese Aufgabe nicht zwangsläufig der Politik oder einer Gesellschaft überlassen muss. Veränderungen können überall ihren Anfang nehmen. Es braucht aber jemanden, der sich traut, diesen Kampf aufzunehmen.
OT: „Dear Future Children“
Land: Deutschland, UK, Österreich
Jahr: 2021
Regie: Franz Böhm
Musik: Hannes Bieber, Leonard Küßner
Kamera: Friedemann Leis
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