Auch wenn der Inhalt martialischer Natur ist: Eigentlich ist das jährliches Nachspielen des Tiroler Volksaufstandes von 1809 immer eine recht friedliche Angelegenheit. Doch dieses Mal ist es anders, denn einer der Teilnehmer wird mithilfe einer Armbrust ermordet. Aber weshalb? Bei ihrer Suche nach Antworten lernen die ermittelnden Sonja Schwarz (Chiara Schoras) und Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) mehr über die Geschichte dieser Schlacht sowie über das Opfer, einen pensionierten Polizisten. Gleichzeitig haben sie jeweils privat viel um die Ohren. So flirtet Undercover-Agent Riccardo (Stefano Bernardin), dem Schwarz nähergekommen ist, mit der Umweltpolitikerin Maria Senoner (Picco von Groote). Kerschbaumer wiederum leidet darunter, dass Sofia Lanthaler (Sinja Dieks) im Rahmen eines Zeugenschutzprogrammes weggehen wird …
Ein Opfer der Vergangenheit
Kaum eine Krimireihe legt derart viel Wert auf länger angelegte Geschichten wie die ARD-Produktion Der Bozen-Krimi. Bei ihr ist es nicht unüblich, wenn einzelne Handlungsstränge sich über mehrere Fälle hinweg erstrecken und schon mal parallel erzählt werden, während irgendein neuer Mord geschieht. Eigentlich standen die Zeichen jetzt auf Neuanfang. Schließlich befassten sich die Teile zehn bis zwölf damit, wie nach langer Zeit die großen Mafia-Gegenspieler/-innen zur Strecke gebracht werden. Am Ende von Zündstoff waren die relevanten Leute tot, der seit dem ersten Film tätige Commissario Capo ist fort. Auch bei Kerschbaumer und Lanthaler sah es so aus, als würden sie aus der Reihe geschrieben. Das bedeutet völlig neue Perspektiven.
Stattdessen kommt es doch anders. Kerschbaumer bleibt, leidet aber sehr unter der Situation. Schwarz wiederum hat so ihre Schwierigkeiten mit ihrem neuen Freund, der bei den vorangegangenen Teilen eingeführt wurde. Der Bozen-Krimi: Mord am Penser Joch, Teil 13 der Reihe, bleibt damit eng an der Vergangenheit. Der Kriminalfall selbst ist ohnehin gleich doppelt in dieser verankert. Nicht nur dass der Mord im Rahmen der historischen Spiele stattfindet, die auf ein über dreihundert Jahre altes Ereignis verweisen. Das Motiv, so wird bald klar, hat ebenfalls mit einer älteren Geschichte zu tun. In Bozen scheint man ganz grundsätzlich immer nur nach hinten zu schauen.
Nicht sonderlich spannend
So richtig viel erfährt man über das historische Ereignis dann doch nicht, ein kurzer erklärender Dialog muss da reichen. Zumindest aber ist die Veranstaltung irgendwie kurios und gibt dem Film vergleichbar zu Erzgebirgskrimi: Der letzte Bissen, bei dem ebenfalls die Aufführung einer alten Geschichte zu einem frischen Mord führte, ein lokales Flair. Dennoch darf auch die liebgewonnene Mafia nicht fehlen. Selbst nach dem Tod der entsprechenden Figuren will man bei Der Bozen-Krimi: Mord am Penser Joch wohl nicht darauf verzichten. Einerseits ist das verständlich, hat man das doch als eine Art Markenzeichen aufgebaut. Gleichzeitig führt das dazu, dass hier ein bisschen viel zusammengeworfen wurde, zumal der Strang um den Auftragsverführer Riccardo irgendwie albern ist.
Immerhin: Der ganz schreckliche Hang zur Theatralik, den die Reihe zuweilen zeigt, ist dieses Mal deutlich geringer, weshalb der Krimi dazu taugt, ihn sich nebenher anzuschauen. Für mehr als das reicht es aber nicht. Ein paar nette Bilder, das leicht kauzige Historienereignis und die selbstbewusst auftretende Mariam Hage in der Rolle einer Journalistin steht eine nicht übermäßig interessante Geschichte gegenüber. Und auch bei der Spannungskurve hat Der Bozen-Krimi: Mord am Penser Joch nicht unbedingt Vorbildcharakter. Wem die Reihe gefällt, kann natürlich trotzdem reinschauen, da an der grundsätzlichen Machart nichts geändert wurde. Neueinsteiger können sich die Reise hingegen sparen, dafür ist in dem Bereich die Konkurrenz einfach zu zahlreich.
OT: „Der Bozen-Krimi: Mord am Penser Joch“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Thomas Nennstiel
Drehbuch: Florian Hanig, Catrin Lüth
Musik: Enjott Schneider
Kamera: Ebon Bolter
Besetzung: Chiara Schoras, Gabriel Raab, Stefano Bernardin, Charleen Deetz, Lisa Kreuzer, Hanspeter Müller-Drossaart, Sinja Dieks, Leonardo Nigro, Mariam Hage
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