Der Siebzehnte
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Der Siebzehnte

Inhalt / Kritik

Der Siebzehnte
„Der Siebzehnte“ // Deutschland-Start: 7. Oktober 2021 (Kino)

Seit Jahren ist Bella (Saskia Walker) nun schon mit Andreas (Ralf Walker) zusammen. Sie sind auch glücklich, ihre Beziehung ist von Harmonie geprägt. Aber das bedeutet ja nicht, dass man für andere nicht ebenfalls offen sein könnte. Dates mit weiteren Personen sind erlaubt, zumal Andreas zwischendurch auch ganz gerne mal mit einem Mann ins Bett geht. Mit Bella hat das nichts zu tun. Die reicht ihm als Partnerin. Nur manchmal will er dann doch etwas anderes. Da trifft es sich doch gut, dass auch Daniel (Devid Striesow) Teil ihres Freundeskreises ist. Denn dem ist das mit dem Geschlecht ziemlich egal, er hat mit allen Sex, die ihm gefallen …

Beziehungsfilm mal anders

Wir haben sie alle in irgendeiner Form: Beziehungen. Die können familiärer Natur sein, freundschaftlicher oder auch romantischer. Wobei das eine das andere nicht ausschließt. Denn selbst wenn wir in unserem Vokabular und unserer Vorstellung klare Kategorien haben, welche das Miteinander von Menschen sortieren, in der konkreten Welt ist das oft viel weniger eindeutig. Dafür sind die Menschen dann doch zu komplex. Und damit eben auch die Verhältnisse untereinander. Das führt Der Siebzehnte mal wieder vor Augen, bei denen wir drei Menschen folgen, bei denen das nie so ganz eindeutig ist, wie sie zueinander stehen.

Das liegt auch daran, dass Saskia und Ralf Walker, die gemeinsam Regie führten und spielten, er schrieb außerdem das Drehbuch, auf klare Kontexte oder einleitende Erklärungen verzichten. Der Siebzehnte steigt mitten ein und zeigt das Trio in den verschiedensten Situationen, mal in einer Zweierkonstellation, dann zu dritt. Das Publikum darf erst einmal zusehen und sich fragen, wer diese drei sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. So etwas kann das Ergebnis eines mangelnden Konzepts sein, wenn Filmschaffende nicht erkennen, was sie den Zuschauern und Zuschauerinnen bieten müssen. Hier ist es vielmehr Teil eines Konzepts, welches auf maximale Offenheit abzielt.

Auf eigenartige Weise natürlich

Zurückhaltung ist damit kein Thema. Auch bei der Darstellung von Sexualität nicht: Selten wird es bei einer deutschen Produktion derart explizit. Das wundert auch deshalb, weil sich in dem munteren Reigen Devid Striesow befindet, der nun wirklich kein Niemand ist. Da beweist der Schauspieler schon Mut. Er beweist auch seine Klasse: Die Szenen der drei wirken zu jeder Zeit entwaffnend natürlich. Der Siebzehnte bewegt sich zwar weit weg von unseren üblichen Sehgewohnheiten, ist dabei aber so menschlich, dass man trotzdem diese Konstellation abkauft. Da ist eine Vertrautheit im Spiel, wenn beispielsweise herumgealbert wird, die man erst einmal auf diese Weise hinbekommen muss. Auch wenn die Einteilung als Dokumentation, wie man das auf diversen Filmseiten sieht, hier völlig falsch ist: Das wirkt tatsächlich alles dokumentarisch hier.

Gleichzeitig ist das auch irgendwie das Problem von Der Siebzehnte. Es fehlt dem Werk, das beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2020 lief, eine Geschichte oder auch Dramaturgie. Stattdessen gibt es hier 75 Minuten lang irgendwelche Szenen aneinandergereiht, die zwar für sich genommen zum Teil sehenswert sind, aber nicht wirklich etwas ergeben. Erschwerend kommen die Szenen hinzu, bei denen es überhaupt nicht um die drei, sondern andere Figuren geht. Denn während das Trio Persönlichkeit zeigt, stehen die anderen mitten im Nichts und bekommen nicht die Gelegenheit, wirklich in Erscheinung zu treten. Sie sind einfach nur irgendwie da. So faszinierend dieser eher essayistische Zugang zu Liebe und Beziehungen ist, das wird teilweise recht nichtssagend.

Credits

OT: „Der Siebzehnte“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Saskia Walker, Ralf Walker
Drehbuch: Ralf Walker
Kamera: Sebastian Fremder
Besetzung: Saskia Walker, Devid Striesow, Ralf Walker, Jörg Janzer, Arsenij Walker, Franziska Petri, Lars Rudolph, Pauline Schumacher

Bilder

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„Der Siebzehnte“ zeigt ein Trio, bei dem die Grenzen zwischen Freundschaft, Liebe und Sex aufgehoben werden. Das ist ungewohnt explizit, an anderen Stellen sehr charmant. Der Verzicht auf eine tatsächliche Geschichte und Dramaturgie führt aber dazu, dass bei aller Faszination nicht viel zurückbleibt.
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