Ivo Salvini (Roberto Benigni) wurde kürzlich aus einer psychiatrischen Anstalt entlassen. Wenn er nicht gerade vergeblich seine große Liebe Aldini (Nadia Ottaviani) für sich zu gewinnen versucht, streift er umher, immer auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Dabei begegnet er auch dem früheren Präfekt Gonnella (Paolo Villaggio), der zunehmend von Verschwörungstheorien besessen ist, was ihn auch seinen Job kostete. Gemeinsam rutschen sie von einem Abenteuer ins nächste, treffen dabei die unterschiedlichsten Leute und blicken immer wieder zum Mond hinauf.
Eine Geschichte voller Geschichten
Federico Fellini (La dolce vita – Das süße Leben) gilt bis heute als einer der bedeutendsten italienischen Filmemacher des 20. Jahrhunderts. Mit seinem letzten Werk Die Stimme des Mondes – streng genommen ein Filmessay – vereint er Themen aus seinen früheren Werken. Wir begleiten dabei Ivo Salvini, gespielt von Roberto Benigni (Das Leben ist schön), der nach Antworten in seinem Leben sucht und dabei in viele komische Situationen gerät. Tatsächlich ist die Geschichte jedoch schwer zu umreißen, was wohl am generellen Aufbau liegt. Mehrere Ort- und Zeitsprünge, zusammengeschnittene Einzelgeschichten und eine gute Portion Skurrilität, sind dabei nur einige Elemente, die hier zusammenkommen. Fellini-Fans dürfte dies aber nicht weiter überraschen, war doch der italienische Meister gerade für seine Experimentierfreudigkeit bekannt.
Die Reise durch Fellinis Schaffen
Ob Fellini sich bewusst für Die Stimme des Mondes als letzten Film entschieden hat, lässt sich mit Sicherheit zwar nicht sagen, es hat aber schon den Eindruck, da hier so viele Themen zusammenkommen. Das erweckt dann schon fast den Eindruck, als wolle er uns noch einmal auf eine Reise durch sein filmisches Schaffen mitnehmen. Teilweise philosophisch angehaucht (es geht mitunter um die Frage über den Sinn des Lebens oder wie frei der Mensch ist), teilweise aber auch durch eine starke Groteske überzeichnet, ist Die Stimme des Mondes filmisch jedoch schwer einzuordnen. Selbst wenn man denkt, man hat den Film durchschaut, so schwenkt dies in manchen Fällen sogar innerhalb weniger Minuten komplett um. Würde man in der Hinsicht jetzt Filmwissenschaftler fragen, um was es im Film denn eigentlich geht, dann ist das schon nachvollziehbar, wenn diese nur mit den Schultern zucken.
Ein Paukenschlag zum Schluss
Vielleicht ging es Fellini dabei aber auch gar nicht – möglicherweise wurde Die Stimme des Mondes absichtlich so gedreht, dass man nur schwer einen Draht zum Film findet. Stattdessen, und dies merkt man an den Schauspielern, die sich einfach dem Moment hingeben, scheint in den zwei Stunden Laufzeit durchweg eine gewisse Herzlichkeit der Menschen durch, besonders bei Roberto Benigni, der zum Schauspieler geboren wurde. Man merkt besonders in der Hinsicht: Die Crew hatte mit den gefühlt tausend Statisten tatsächlich ihren Spaß bei der Produktion. Das ist schon längst keine Selbstverständigkeit mehr. Lachende Kinder, tanzende Liebespaare, sowie ein ausuferndes Dorffest mit Feuerwerk später, wird der Film zum metaphorischen Paukenschlag am Ende einer grandiosen Karriere.
Da stellt sich zu Recht dann die Frage: Was bietet sich in einem Schlusswerk auch schon mehr an als das Zelebrieren des Lebens? Vielleicht sollten wir Fellinis filmisches Finale also gerade unter diesem Schlaglicht betrachten. Die Stimme des Mondes nimmt sich vor dem Hintergrund aber auch selber kaum ernst, sondern spielt bewusst mit Skurrilität und Überaschungseffekten. Besonders Momente, in denen erst Michael Jacksons The Way You Make Me Feel ertönt und keine Minute später An der schönen blauen Donau von Strauss einsetzt, untermauern dies. Wann hat man so etwas aber auch sonst schon einmal gesehen?
Fellinis Finale sollte deshalb erst geschaut werden, nachdem man sich mit anderen Filmen des italienischen Meisters auseinandergesetzt hat. Alles andere wäre auch recht unlogisch. Connoisseure des italienischen Kinos als auch Roberto Benigni-Fans werden so oder so aber auf ihre Kosten kommen.
OT: „La voce della luna“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 1990
Regie: Federico Fellini
Drehbuch: Federico Fellini, Tullio Pinelli, Ermanno Cavazzoni
Vorlage: Ermanno Cavazzoni
Musik: Nicola Piovani
Kamera: Tonino Delli Colli
Besetzung: Roberto Benigni, Paolo Villaggio, Nadia Ottaviani, Angelo Orlando, Marisa Tomasi
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)