El tiempo que te doy Die Zeit die ich dir widme The Time It Takes Netflix
© Netflix/Txuca Pereira

Die Zeit, die ich dir widme – Staffel 1

Inhalt / Kritik

El tiempo que te doy Die Zeit die ich dir widme The Time It Takes Netflix
„Die Zeit, die ich dir widme“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2021 (Netflix)

Neun Jahre lang waren Lina (Nadia de Santiago) und Nico (Álvaro Cervantes) ein Paar. Es war eine gute Beziehung, zumindest über lange Zeit. Doch seit einer Weile kriselt es zwischen den beiden. Die große Leidenschaft, die sie am Anfang noch verspürten, sie ist einem Alltag gewichen. Ist einem Streit gewichen, der immer wieder aufkommt. Bis sie beide spüren: Es geht nicht weiter. Nun sind sie getrennt, müssen lernen, wieder alleine durchs Leben zu kommen. Und auch wenn sie dabei Unterstützung von Familie und Freunden erfahren, der Neuanfang fällt ihnen schwer. Vor allem Lina beginnt, immer wieder in Erinnerungen zu schwelgen. Daran, wie es war, sich kennenzulernen und sich zu verlieben …

Eine Liebesgeschichte, mal anders erzählt

An Liebesgeschichten mangelt es auf Netflix bekanntlich nicht. Schon jetzt gibt es massenweise Filme und Serien, die sich dem schönsten der Gefühle widmen. Und es kommen ohne Ende neue hinzu, selbst außerhalb der Hauptsaisons um den Valentinstag und Weihnachten. Bei vielen fällt es etwas schwer, sie auseinanderzuhalten, da sie so sehr bestimmten Formeln folgen, bis dabei jede Form von Persönlichkeit auf der Strecke bleibt. Doch es gibt sie, die kleinen Geheimtipps, welchen es gelingt, den Alltagsgeschichten noch neue Facetten abzuringen. Einer dieser Geheimtipps ist Die Zeit, die ich dir widme, eine der ungewöhnlichsten Produktionen, welche der Streamingdienst in diesem Bereich ins Programm aufgenommen hat.

Die Antwort ist dabei in den Titeln der Folgen angekündigt. Während der Serientitel Die Zeit, die ich dir widme eher auf eine dieser pseudopoetischen Postkarten-Kitsch-Geschichten schließen lässt, sind die Folgen schon etwas sperriger. Los geht es mit „Eine Minute in der Gegenwart und zehn Minuten in der Vergangenheit“. Daran schließt sich „Zwei Minuten in der Gegenwart und neun Minuten in der Vergangenheit“ an. In diesem Stil geht es weiter, zehn Folgen lang, bis wir fast nur noch in der Gegenwart sind. Diese Titel sind dabei tatsächlich Programm. Jede Folge erzählt elf Minuten lang aus dem Leben der beiden, mit einem starken Fokus auf Lina. Während der Auftakt fast nur aus einer Rückschau besteht, die den Anfang der Beziehung zeigt, wird der Anteil des Lebens danach mit der Zeit immer größer.

Von der Schwierigkeit, die Vergangenheit loszulassen

Das ist zunächst etwas eigenartig, ergibt aber in Kombination mit der Geschichte Sinn. Nadia de Santiago (Shrew’s Nest), welche die Serie entwickelt hat, an den Drehbüchern mitschrieb und die Hauptrolle übernahm, befasst sich in Die Zeit, die ich dir widme schließlich mit dem Thema, wie schwierig es ist, die Vergangenheit loszulassen. Ein Ratschlag, der an einer Stelle gegeben wird, von Mal zu Mal eine Minute weniger an jemanden zu denken. Und dieser Ratschlag wird von der Serie selbst aufgegriffen, wenn von Folge zu Folge eine Minute der Vergangenheit entrissen und stattdessen der Gegenwart zugeschrieben wird. Denn nur auf diese Weise gelingt es, tatsächlich langsam nach vorne schauen zu können und sich auf sich selbst zu konzentrieren.

Die Zeit, die ich dir widme ist dann auch die Geschichte einer Heilung, bedeutet Auseinandersetzung mit dem Vergangenen, mit dem Schönen wie Schmerzhaften. Bedeutet aber auch, dass man manchmal einen richtigen Schnitt machen muss, um sich überhaupt lösen zu können. Ganz eindeutig ist die Serie dabei nicht. Gerade zum Ende hin erfolgen einige widersprüchliche Aussagen, bei denen nicht ganz klar ist, ob de Santiago eine wirkliche Antwort geben will oder eine solche kennt. Das wird sicher nicht allen gefallen. Da drängt sich schon der Eindruck auf, dass man sich irgendwie die Option für eine zweite Staffel offen halten wollte, obwohl es diese gar nicht braucht. Ansonsten handelt es sich bei der spanischen Produktion aber um eine gut gespielte, alltäglich gehaltene Dramaserie, die ohne großen Pathos von großen Gefühlen spricht und wie man zu einem Gefangenen derselben werden kann.

Credits

OT: „El tiempo que te doy“
IT: „The Time It Takes“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Inés Pintor Sierra, Pablo Santidrián
Drehbuch: Nadia de Santiago, Inés Pintor Sierra, Pablo Santidrián
Idee: Nadia de Santiago
Kamera: Alberto Pareja
Besetzung: Nadia de Santiago, Álvaro Cervantes

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=CvG1isw7s2g&feature=emb_title

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„Die Zeit, die ich dir widme“ zeigt formal originell und inhaltlich glaubwürdig, wie schwierig es ist, nach einem Beziehungsende die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das ist gut gespielt, mal schön, dann wieder sehr traurig. Über das Ende kann man jedoch geteilter Ansicht sein.
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