Es ist ein wichtiger, zugleich recht heikler Anlass, als Bernhard Paulsen (Peter Meinhardt) den Rest seiner Familie zu sich ruft. Schließlich will er den Nachlass neu regeln und sein Testament ändern. Dabei geht es um eine Menge Geld, schließlich gehört den Paulsens eine große Spedition. Von der Familienvilla ganz zu schweigen. Doch noch bevor seine Frau Erika (Leslie Malton) und die Kinder Jens (Jan Krauter), Sabine (Lisa Marie Janke) und Lukas (Theo Trebs) erfahren, wie es in Zukunft aussehen soll, bricht das Familienoberhaupt urplötzlich zusammen und verstirbt kurze Zeit später. Für Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Otto Garber (Florian Martens) ist dabei klar, dass jemand aus der Familie den alten Herren auf dem Gewissen hat. Nur wer?
Ein ganz klassischer Krimi
Auch wenn Ein starkes Team zwangsläufig nicht auf einer Stufe von Tatort oder Polizeiruf 110 steht, allein schon weil hier keine Teams aus ganz Deutschland rotieren, die ZDF-Reihe ist durchaus eine kleine Institution im deutschen Fernsehen. Seit 1994 läuft sie mittlerweile schon, mit Sterben auf Probe steht der inzwischen 85. Fall an. Große Innovationen sind deshalb kaum mehr zu erwarten. Vielmehr bietet die TV-Produktion klassische Krimikost, bei der das Publikum im Vorfeld genau weiß, was es erwartet. „Never change a winning horse“ heißt es an einer Stelle des Films und steht damit sinnbildlich für eine Reihe, die es sich gemütlich gemacht hat und unbeirrt das weitermacht, was es schon kennt.
Das trifft bei Ein starkes Team: Sterben auf Probe besonders zu. Wo der letzte Teil Gute Besserung sich immerhin noch an einem gesellschaftlich relevanten Thema versuchte, indem Missstände in der Medizin angesprochen wurden, da zieht man sich hier aufs Private zurück. Genauer geht es um einen Erbstreit einer vermögenden Familie, quasi die Blaupause von Whodunnitkrimis. Agatha Christie hat das Szenario um das reiche Oberhaupt, das von irgendeinem Familienmitglied ermordet wurde, perfektioniert. Knives Out – Mord ist Familiensache nahm sich des Dauerbrenners mit einem Augenzwinkern an: eine Hommage an diese Art Geschichten, welche gleichzeitig das Genre zu einem Stück dekonstruieren wollte.
Wendungen aus der Klischeekiste
Solche Ambitionen sind Drehbuchautor Leo P. Ard fremd. Er nimmt diese Vorlagen lieber wörtlich und erzählt eine schnörkellose Geschichte um eine Familie, bei der jeder ein Motiv hat. Und ein Geheimnis. Das wird ein Publikum freuen, welches die Qualität eines Krimis mit der Anzahl an Wendungen gleich setzte. Denn von diesen gibt es in Ein starkes Team: Sterben auf Probe eine ganze Menge. Sie sind nur nicht übermäßig interessant, wenn nur stur die üblichen Klischees abgerufen werden, ohne jede eigene Idee. Klar gab es dabei außereheliche Affären, gibt es Kinder, die sich von ihren Eltern nicht gewürdigt fühlen, gibt es gekränkte Eitelkeiten. Also all das, was man in solchen Fällen immer geboten bekommt.
Das würde vielleicht weniger auffallen, wenn die Figuren interessanter gestaltet worden wären. Aber auch da gab man sich wenig Mühe. Sowohl bei den Alteingesessenen wie auch den Charakteren, die nur in diesem Film auftauchen, fehlen tatsächlich spannende Leute. Vereinzelt versucht man zwar schon, kleine Farbtupfer zu setzen, gerade bei dem Nebenstrang um die Pferderennen. Das reicht aber nicht aus. Ein starkes Team: Sterben auf Probe ist ein brauchbarer Samstagabend-Krimi, den man sich schon ansehen kann, weil er keine gröberen Fehler macht. Es fehlt aber ein tatsächliches Argument, warum man das tun sollte. Hier werden lediglich die Minimalanforderungen erfüllt. Wem das reicht, schaut rein. Der Rest kann es sich sparen.
OT: „Ein starkes Team: Sterben auf Probe“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Johannes Grieser
Drehbuch: Leo P. Ard
Musik: Robert Schulte Hemming, Jens Langbein
Kamera: Klaus Liebertz
Besetzung: Stefanie Stappenbeck, Florian Martens, Arnfried Lerche, Matthi Faust, Jaecki Schwarz, Eva Sixt, Leslie Malton, Jan Krauter, Lisa Marie Janke, Theo Trebs, Junis Marlon, Gerd Silberbauer
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