Als eine heruntergekommene Mietskaserne Feuer fängt und darin einige Menschen umkommen, sieht dies nach einem furchtbaren Unfall aus. Doch die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) hat ihre Zweifel. Und so geht sie der Sache nach, in der Hoffnung, daraus eine richtig große Geschichte zu machen. Die hätte sie auch dringend nötig, schließlich steht es schlecht um ihre Lokalzeitung. Die Werbeeinnahmen sind im Sinkflug, immer weniger Leute sind noch an den Nachrichten interessiert. Da könnte ein solcher Coup Wunder wirken, um den Menschen da draußen zu beweisen, dass es die Zeitung auch weiterhin braucht. Tatsächlich scheint an der Sache mehr dran zu sein, ein Unbekannter bietet ihr brisante Informationen an …
Journalisten in der Krise
Das Berufsfeld des Journalismus gehört sicher zu den größten Verlierern der letzten Jahre. Auf der einen Seite rutscht der klassische Printjournalismus in eine immer tiefere Krise, weil die alte Werbefinanzierung nicht mehr wirklich läuft. Vieles hat sich dann doch ins Internet verlagert, ohne dass dabei die notwendigen Summen eingenommen werden. Auf der anderen Seite leidet dieser Berufszweig unter einem enormen Imageverlust. Das Wort der Lügenpresse machte seine Runde, Journalisten und Journalisten wurden zu einem Feindbild, das Teil einer großen Verschwörung sein soll. Viele wollen erst gar nicht mehr hören, was sie zu sagen haben. Warum auch, wenn heute praktisch jeder seine eigene Wahrheit zusammenzimmern kann?
Beide Themen kommen ausdrücklich in Gefährliche Wahrheit vor, welches zu einem Großteil in der Redaktion einer Lokalzeitung spielt. Dabei sind es jedoch vor allem die finanziellen Nöte, welche der TV-Film thematisiert. Es fehlt hier an einer Perspektive, wie man aus dem Loch wieder herauskommen kann. Eine Möglichkeit ist ein neuer schwerreicher Inhaber, was aber zu Last der Unabhängigkeit gehen würde. Und dann wäre da noch die interne Bloggerin, die auf einmal alles umkrempeln und Richtung online pushen will. Doch auch sie hat letztendlich kein Interesse an tatsächlicher journalistischer Arbeit. Im Zweifel genügt ihr belangloser Spaßinhalt, Hauptsache die Leute bleiben auf der Seite und haben etwas, das sie anklicken können.
Die übliche Suche nach den Hintermännern
Daraus hätte man ein reines Drama machen können. Stattdessen hat Regisseur Jens Wischnewski (In Wahrheit: In einem anderen Leben) hier aber einen mehr oder weniger typischen Thriller rund um finstere und skrupellose Hintermänner gedreht. Dass an der Sache mehr dran sein muss, daran lässt der Film von Anfang an keinen Zweifel. Schon der Titel Gefährliche Wahrheit nimmt vorweg, was einen hier erwartet. Wie bei klassischen Vertretern gibt es hier eine aufrechte Heldin, die den Kampf mit einem übermächtigen Feind aufnimmt, von dem man zunächst aber gar nicht weiß, wer dieser sein soll. Damit sollen die in Deutschland nicht gerade seltenen Krimifans angesprochen werden, die gerne miträtseln und mitzittern wollen. Wer mag wohl dahinterstecken? Und wird es Maren gelingen, diese Wahrheit aufzudecken?
Okay, tatsächlich spannend ist das nicht. Weder bringt der Fall nennenswerte Überraschungen mit sich, noch gibt es bei der Dramaturgie etwas, das auch nur ansatzweise als erzählerische Ambition durchgehen würde. Da wird einfach nur brav das übliche Programm abgespielt. Am ehesten ist Gefährliche Wahrheit noch für die Hauptfigur sehenswert. So wird diese beispielsweise als jemand dargestellt, der für eine gute Story alles tun würde. Außerdem hat Lisa Maria Potthoff (Sarah Kohr: Schutzbefohlen) als toughe Ermittlerin schon einige Erfahrungen gesammelt und tritt entsprechend souverän auf. Sollte aus dem Film eine Reihe werden, was bei einer deutschen TV-Produktion irgendwie immer im Raum steht, dann darf sie beim nächsten Mal aber ruhig einen interessanteren Inhalt bekommen, der ihrem Talent mehr gerecht wird.
OT: „Gefährliche Wahrheit“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Jens Wischnewski
Drehbuch: Frauke Hunfeld, Silke Zertz
Musik: Peter Thomas Gromer
Kamera: Dominik Berg
Besetzung: Lisa Maria Potthoff, Ulrike Kriener, Uwe Preuss, Christoph Letkowski, Almila Bagriacik, Hanns Zischler, Nyamandi Adrian, Sahin Eryilmaz
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