I Feel Good
© Patrice Terraz

I Feel Good

Inhalt / Kritik

I Feel Good
„I Feel Good“ // Deutschland-Start: 6. Oktober 2021 (Arte)

Jacques (Jean Dujardin) ist zu ganz Großem berufen, davon ist er felsenfest überzeugt. Schließlich ist er ein echter Unternehmer. Nur das mit dem Erfolg ist so eine Sache. So richtig was hat er bislang nicht erreicht. Genau genommen ist er sogar völlig pleite, weshalb er nur mit einem Bademantel bekleidet aus einem Wellness-Hotel flüchtet, dessen Rechnung er nicht bezahlen kann. Und so stattet er seiner Schwester Monique (Yolande Moreau) einen Besuch ab, die er schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hat. Die ist das genaue Gegenteil von ihm und leitet eine wohltätige Werkstatt, in der Menschen in Not unterkommen. Auch Jacques fängt dort an, sieht darin aber nur eine Zwischenstation. Schließlich hat er längst eine neue Idee, wie er zu Reichtum kommen kann …

Ein komisches Duo

Wenn das französische Regie- und Drehbuchduo Gustave Kervern und Benoît Delépine zusammenkommt, dann darf man sich auf einiges gefasst machen. In regelmäßigen Abständen drehen die beiden Komödien, die nicht unbedingt zimperlich beim Humor sind. Wobei der durchaus unterschiedlich ausfallen kann. In Saint Amour – Drei gute Jahrgänge (2016) pflegten sie bei aller Herzlichkeit Scherze einer etwas derberen Art am Rande der Geschmacklosigkeit, wenn drei Männer durchs Land fahren und dabei auch gerne mal über den Durst trinken. Online für Anfänger (2020) wiederum nahm sich auf satirische Weise unseres von neuen Medien bestimmten Lebens an.

Zwischen den beiden Filmen gab es auch noch I Feel Good, von dem hierzulande aber nur die wenigsten gehört haben dürften. So lief dieser zwar immerhin beim prestigeträchtigen Locarno Film Festival. In Deutschland wollte ihn aber offensichtlich niemand zeigen, weder auf Festivals noch im Kino. Nicht einmal ein DVD-Release sprang heraus. Jahre später wird die Komödie jetzt zwar auf Arte gezeigt, aber nur als untertitelte Fassung. Diese Missachtung ist angesichts der sonstigen Erfolge der beiden schon etwas verwunderlich. Hinzu kommt, dass mit Jean Dujardin und Yolande Moreau zwei etablierte – im Fall von Dujardin sogar mit einem Oscar ausgezeichnete – Schauspielgrößen die Hauptrollen übernahmen. Da sollte eine gewisse Aufmerksamkeit eigentlich selbstverständlich sein.

Zwei Welten, eine Familie

Die beiden sind dann auch durchaus überzeugende Gründe, weshalb man sich den Film anschauen kann. Sie schaffen es, als zwei ungleiche Geschwister eine ganz eigene Dynamik zu entwickeln. Eigentlich können die beiden nicht miteinander, weil da in I Feel Good zwei Welten aufeinanderprallen: Monique ist ein Gutmensch, der für andere alles opfert, Jacques ist jemand, der vorzugsweise andere ausnehmen möchte. Selbst die eigene Familie ist vor ihm nicht sicher. Während Moreau (Rebellinnen – Leg’ dich nicht mit ihnen an!) ihre Rolle sehr warmherzig, wenn auch etwas labil anlegt, da hat Dujardin (Monsieur Killerstyle) sichtlich Spaß daran, den aufgeblasenen und dreisten Dampfplauderer zu geben, dessen Ansprüche das eigene Talent weit übersteigen.

An der Stelle setzt auch das satirische Bedürfnis von Kervern und Delépine wieder ein. I Feel Good nimmt sich die ganzen Selbstoptimierer zur Brust, die mit irgendwelchen Buzzwords Kompetenz vortäuschen, obwohl sie eigentlich von nichts eine Ahnung haben. Leute, die mehr damit beschäftigt sind, anderen ihr Geld abzuknüpfen, als selbst etwas dafür zu tun. Ein Sympathieträger ist Jacques dadurch nicht gerade. Eigentlich ist er eine ziemliche Witzfigur. Das ist teilweise tatsächlich unterhaltsam. Wenn er völlig weltvergessen in seinem geklauten Bademantel durch die Gegend läuft, als wäre es das Normalste der Welt, dann ist das ebenso lustig wie sein absurder Businessplan, der dem Film seinen Titel gibt.

Die Tragik unerreichbarer Träume

Und doch hat er auch immer etwas Tragisches an sich, wie er zum Gefangenen seiner eigenen Ambitionen wird, weshalb er dazu verdammt ist, immer wieder zu verlieren. Er erkennt auch nicht, was er an seiner Schwester hat, zumindest anfangs nicht. Aber das muss ja nicht so bleiben: Wie bei Saint Amour zeigt sich das Filmemacherduo von einer versöhnlichen Seite. Ob es das gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten. I Feel Good entwickelt am Ende dann doch nicht die Schärfe, die das Thema hergeben würde, ist mehr am albernen Ende der Satire als an der bissigen. Dennoch: Die Komödie ist sehenswert und muss sich vor den anderen Werken der beiden nicht verstecken.

Credits

OT: „I Feel Good“
AT: „Emmaüs“
Land: Frankreich
Jahr: 2018
Regie: Gustave Kervern, Benoît Delépine
Drehbuch: Gustave Kervern, Benoît Delépine
Musik: Hakim Amokrane, Mustapha Amokrane
Kamera: Hugues Poulain
Besetzung: Jean Dujardin, Yolande Moreau, Joseph Dahan, Jana Bittnerova, Jean-Benoît Ugeux, Lou Castel, Jean-François Landon, Elsa Foucaud

Bilder

Trailer

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„I Feel Good“ erzählt von einem Mann, der unbedingt das große Geld als Unternehmer erlangen will und dafür selbst seine gutmütige Schwester ausnutzt. Das ist unterhaltsam, auch wegen des Ensembles, selbst wenn die Satire letztendlich nie so bissig wird, wie sie es sein könnte.
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