Einst war er ein vielversprechendes neues Talent, der jeden Abend für volle Häuser gesorgt hatte, doch nun ist Stand-Up-Comedian Myles (Steve Vanderzee) scheinbar ganz unter angekommen. Seit dem tragischen Unfalltod seiner Frau schlägt er sich in kleinen Nachtklubs durch, wobei seine Witze und Routinen schon lange niemanden mehr zum Lachen bringen. Einzig sein Manager Nelson (Eric Stone) hat noch nicht die Hoffnung in seinen Klienten aufgegeben. Um ihn zu motivieren, hat er ihm nach monatelangem Ringen einen Auftritt im Vorprogramm des Comedian und Schauspielers Reggie Ray (Lowell Deo) an Land gezogen. Als Myles von der Crew des Theaters sowie der Inhaberin Donna (Angela DiMarco) in Empfang genommen wird, merkt er, dass auch die Örtlichkeit an sich um ihr Überleben kämpft und die Show an diesem Abend vielleicht die letzte sein könnte.
Während er alles für seinen Auftritt plant und letzte Handgriffe vornimmt, bemerkt er, dass einige Mitarbeiter des Theaters auf einmal verschwunden sind. Als Myles der Sache nachgehen will, stolpert er über eine grausam entstellte Leiche und ihm wird klar, dass ein Mörder umgeht, der unter der Crew und den Darstellern nach Opfern sucht.
Tragödie und Komödie
Theater, besonders wenn sie auf eine lange Geschichte zurückblicken, sind Orte, an denen sich Kultur wie auch Aberglaube treffen, wenn man alleine die ganzen Regeln oder Verbote bedenkt, an die man sich auf der Bühne zu halten hat, wenn der Auftritt gelingen soll. Für Regisseur Jeremy Berg sind Theater alleine deswegen magische Orte, weshalb er für seinen insgesamt dritten Film Night Slash – Schrei lauter! ein solches als Handlungsort nehmen wollte. Neben zahlreichen Verweisen auf andere Genrefilme ist es die Theatertradition von Komödie und Tragödie, vereint in der berühmten Maske, welche symbolisch für die Institution steht, welche die Inspiration für die Geschichte gab, in welche sich ebenfalls beide Aspekte widerspiegeln sollten.
Von der Idee, dass man kein Kaugummi auf der Bühne kauen sollte oder am besten einen weiten Bogen um William Shakespeares Macbeth machen sollte und schon gar nicht den Titel des „schottischen Dramas“ erwähnen sollte, gibt es auch in Night Slash einige Mythen, beispielsweise jene der lachenden Linda, einem Geist, welcher die Theaterleute heimsuchen soll, wenn man nicht weiß, wie man ihn bei Laune hält. Was zunächst wie reiner Aberglaube klingt und von Myles auch als „Unsinn“ abgetan wird, dient in Bergs Film als Fundament für eine Geschichte, die irgendwo angesiedelt ist zwischen Dario Argentos Phantom der Oper und Wes Cravens Scream – Schrei!. In der Legende vereinen sich jene Aspekte, welch sich auch in der Maske des Killers wiederfinden, jene von Komik und Tragik und sich ebenfalls im Hauptcharakter wiederfinden. Die Tatsache, dass er versucht den Schrecken um sich herum auszublenden, weil dieser Auftritt für ihn die letzte Chance bedeutet, entspricht dieser Mischung und ist nur eine von vielen kleinen Instanzen, die Berg in sein Drehbuch eingebaut hat, die sein Auge fürs Detail zeigen sowie für den Handlungsort an sich, der bei ihm keinesfalls nur eine reine Kulisse ist.
Der Geist des Theaters
Wenn man über diese Aspekte hinausgeht, ist Night Slash, wie der deutsche Titel andeutet, in erster Linie ein Slasherfilm. Während der von Steve Vanderzee gespielte Myles noch interessant herausgearbeitet ist und eine gewisse Tiefe aufweist, lässt sich dies für die anderen Figuren kaum sagen, sodass diese mehr oder weniger dankbares „Kanonenfutter“ für die teils sehr blutigen Morde des Killers darstellen. Deren Inszenierung folgt einer dem Handlungsort angemessenen Theatralik, die durchaus kunstvoll ist, aber dem Vergleich mit dem bereits erwähnten Phantom der Oper nicht ganz standhält. Dafür verlagert sich Berg auf eine bittere Ironie, die jedem der Tode innewohnt und in dem Finale eine letzte Pointe zu liefern weiß.
Insgesamt wirkt Night Slash fast schon anachronistisch, wie ein Slasher der 1990er, ohne aber dabei allzu selbstreferentiell zu werden. Das Theater, seine Magie und seine Atmosphäre, werden ausgelöscht von einer neuen Sorte Entertainment, so scheint es, deren letzte Ableger um ihr Überleben kämpfen müssen. Von daher ist es Teil eben jener bitteren Ironie, wenn sich Myles und sein Kollege Reggie Ray vor der Show begegnen und sich gegenseitig attestieren, dass sie beide am Boden angekommen sind, wobei nur einer das Potenzial zu haben scheint, sich wieder nach oben zu kämpfen.
OT: „The Last Laugh“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Jeremy Berg
Drehbuch: Jeremy Berg
Musik: Jon Bash
Kamera: Chris Joseph Taylor
Besetzung: Steve Vanderzee, Eric Stone, Lowell Deo, Angela DiMarco, Meranda Long, Marcus Leppard, Brad Jessernig, Nick Sage Palmieri
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