In den 1920er Jahren ist die US-amerikanische Familie Gordon unter den Konstrukteuren von Automobilen weit vorne, aber auch hoch verschuldet, da ein Großteil ihres Vermögens in die Entwicklung eines neuen Rennwagens ging. Zusammen mit ihrem Vater hofft Dale Gordon (Brooke Shields) international Furore zu machen, Rennen zu gewinnen und das Familienunternehmen zu altem Glanz zurückzubringen, doch als ihr Vater stirbt, lastet diese Verantwortung alleine auf ihren Schulden. Noch an seinem Sterbebett nimmt er seine Tochter das Versprechen ab, sie möge mit dem neuen Wagen am berühmten Transafrikanischen Autorennen teilnehmen.
Zwar ist das Rennen hoch dotiert und exklusiv, doch es führt auch quer durch die Sahara, in der es zwischen den Wüstenstämmen gerade zu Konflikten kommt, welche drohen in einen Krieg zu münden. Dennoch lässt sich Dale nicht entmutigen und macht sich, als Mann verkleidet, auf nach Nordafrika, wo sie, gemeinsam mit ihren Technikern, sich auf den Start des Rennens vorbereitet. Unter den Konkurrenten ist besonders der Deutsche Heinrich von Glessing (Horst Buchholz) auffällig, hat Dales Vater doch schon einmal ein Rennen gegen diesen verloren und stand zeit seines Lebens mit diesem im Wettbewerb um die Vorreiterrolle im Automobil- und Renngewerbe.
Ein schöner romantischer Blockbuster
Der Name des US-amerikanischen Filmstudios Cannon Films stand vor allem für schnell und billig produziertes Unterhaltungskinos, was damals von der Kritik verrissen wurde und heute in den Augen vieler Genrefans Kultstatus genießt. Nicht zuletzt wegen des großen Erfolgs von Steven Spielbergs Indiana Jones-Filmen setzten Yoram Globus und Menahem Golan, die Leiter des Studios, alles daran, von deren Popularität zu profitieren. Mit Sahara, basierend auf einer von Glan verfassten Geschichte, wollte Cannon das Blockbuster-Kino für sich erobern, engagierte viele namhafte Stars und mit Brooke Shields eine Schauspielerin, deren Bekanntheit durch ihre Rolle in Randal Kleisers Die blaue Lagune auf dem Höhepunkt war. Der Traum zerplatzte, denn der Film floppte an den Kinokassen und wurde von der Kritik verrissen.
Aus heutiger Sicht mag viele an der Rezeption von Sahara übertrieben und vielleicht sogar unfair anmuten. Vor allem die beiden Goldenen Himbeeren, für welche die damals 18-jährige Brooke Shields für ihre Rolle nominiert war, sind mehr als ungerecht und verdeutlichen, wie redundant dieser zweifelhafte Filmpreis überhaupt ist. Einen „schönen, romantischen Blockbuster“ wollten Golan und Globus machen und nahmen dafür sehr viel Geld in die Hand, was sich in der Ausstattung, den Sets sowie den Schauspielern bemerkbar macht. Auch die Mischung zwischen Abenteuer, Action, Drama und Romanze ist durchaus vorhanden, wenn man auch dem Drehbuch anmerkt, dass es bei der richtigen Dosierung bisweilen hapert und besonders die letzten beiden Aspekte mehr als einmal arg schwülstig wirken oder in eine Art Postkarten-Romantik abdriften. Darüber hinaus fehlt es dem Streifen an vielen anderen Stellen an Maß wie auch Taktgefühl, wenn es um die Darstellung fremder Kulturen geht oder aber, was noch problematischer ist, bei dem hektischen Mischmasch verschiedener Stimmungen, welche zu überdecken versuchen, welche Leere in diesem Film eigentlich größtenteils vorherrscht.
Rasanter Kolonialismus
Wenn man über die erwähnten Punkte hinausschaut, gibt es durchaus interessante Ansätze in der Geschichte. Alleine schon die Idee des Autorennens durch die Wüste mutet wie ein sehr westliches Konzept an, was besonders dadurch verstärkt wird, dass sich jene (im Jahr 1983) ehemaligen Kolonialmächte unter den Teilnehmern befinden, die über die Stammesfehden mit einer gefährlichen Mischung von Selbstsicherheit und Ignoranz hinwegsehen. Die Maschine bringt nicht nur den Fortschritt und den erhofften Rum, sondern scheint auch mit einer Zivilisierung einherzugehen, was man gerade innerhalb des Handlungsstrang um den unterforderten Horst Buchholz gut sehen kann. Letztlich muss sogar die Romanze zwischen Dale in Ahmed vor diesem Hintergrund gesehen werden, auch wenn es dem Drehbuch wie auch der Inszenierung an Mut fehlt, diese Konzepte weiterzuverfolgen, als es die Blockbuster-Oberfläche erlaubt.
Letztlich bleiben die bisweilen etwas kitschigen Bilder sowie die wie immer sehr stimmungsvolle Filmmusik Ennio Morricones zurück beim Zuschauer, der mit Sahara einen soliden, aber letztlich vergessenswerten Big-Budget-Film serviert bekommt, dessen Hintergründe und Produktionsgeschichte noch einmal vor Augen führen, warum es spätestens gegen Ende der 1980er mit dem Modell Cannon Films wirtschaftlich bergab ging.
OT: „Sahara“
Land: USA, UK
Jahr: 1983
Regie: Andrew McLaglen
Drehbuch: James R. Silke
Musik: Ennio Morricone
Kamera: David Gurfinkel, Armando Nannuzzi
Besetzung: Brooke Shields, Lambert Wilson, Horst Buchholz, John Rhys-Davies, Ronald Lacey, John Mills
https://www.youtube.com/watch?v=xotpT-u_IHY
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