In der Apple TV+ Serie Infiltration spielt Shioli Kutsuna die Figur Mitsuki, eine Mitarbeiterin der japanischen Raumfahrt. Als eines Tages der Kontakt zu einer Raumstation abbricht, in dem ihre Partnerin Hinata ist, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an und erfährt dabei, dass offensichtlich Außerirdische die Station angegriffen haben. Zum Start der Science-Fiction-Serie unterhalten wir uns mit der Schauspielerin über ihre Rolle, Homosexualität in Japan und die Faszination von Aliens.
Warum hast du Infiltration gedreht? Was hat dich an der Serie gereizt?
Ich hatte noch nie ein Drehbuch, bei dem ich vergleichbar stark vom Anfang bis zum Ende gefesselt war. Ich mochte auch meine Figur sehr. Ich spiele Mitsuki, eine junge, aber sehr talentierte Frau, die bei der japanischen Raumfahrt arbeitet. Sie hat diese große innere Stärke und hält sich an keine Regeln, was in Japan sehr ungewöhnlich ist, gerade bei einer Frau. Außerdem ist Mitsuki homosexuell, was in meinem Land nur sehr selten gezeigt wird. Das fand ich schon sehr spannend.
Was bedeutet es in Japan, homosexuell zu sein?
Ich denke, dass sich in den letzten Jahren schon einiges getan hat, wie überall. Dass zum Beispiel in Hollywood-Filmen auch immer wieder Homosexuelle gezeigt werden, trägt da schon einiges zur Normalisierung bei. Gleichzeitig muss man aber auch klar sagen, dass Japan da noch hinterherhinkt. Viele ziehen es immer noch vor, ihre Sexualität zu verstecken. Da muss noch einiges getan werden.
Macht es dabei einen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau homosexuell ist?
Genau kann ich das nicht sagen. Aber ich denke schon, dass es für Frauen schwieriger ist. Du wirst in Filmen eher homosexuelle Männer als Frauen sehen.
Du hast gerade erwähnt, dass Mitsuki nicht nach den Regeln spielt. Warum ist sie so? Warum akzeptiert sie nicht, was ihr Vorgesetzter ihr sagt?
Letztendlich ist es ihre große Liebe zu Hinata. Sie ist für sie alles. Das sieht man auch sehr schön in den Videos, die sie für ihre Partnerin dreht. Als diese ins All fliegt, ist Mitsuki zwar auf der Erde und in der bekannten Welt. Dennoch hat sie das Gefühl, dass ihre Welt fort ist. Deswegen tut sie alles, was sie nur kann, um Hinata wieder zurückzubringen. Und dabei lässt sie sich von niemandem aufhalten, auch nicht von ihrem Vorgesetzten.
Und wie hast du dich auf diese Figur vorbereitet?
Es war vor allem eine mentale Vorbereitung. Zum einen auf die Figur selbst, aber auch auf den Dreh. Wir haben sehr viel mit Green Screens gearbeitet, mussten uns also beim Dreh immer vorstellen, was wir da gerade tun. Da war es wichtig, sich vorher immer in die richtige Stimmung zu versetzen.
Infiltration erzählt, wie die Erde von Außerirdischen angegriffen wird. Was unterscheidet eure Geschichte von denen anderer Filme und Serien, die von einer Alien-Invasion handeln?
Ich denke, dass unsere Geschichte sehr persönlich ist. Bei uns stehen die Figuren im Mittelpunkt und wir erzählen, wie es den Figuren während der Invasion ergeht. Wir wollten mit Infiltration Leute zeugen, in denen sich das Publikum wirklich wiederfinden kann.
Ungewöhnlich ist dabei, dass es in eurer Serie keine Hauptfigur gibt. Stattdessen habt ihr mehrere Parallelhandlungen, die nichts miteinander zu tun haben und bei denen es auch keine Überschneidungen gibt. Wie war das für dich, in einer Geschichte mitzuspielen, in der deine Figur nicht mit den anderen interagiert?
Das war tatsächlich ungewöhnlich. Für mich war es dann auch ziemlich bizarr, den fertigen Trailer zu sehen, mit lauter unbekannten Leuten. Ich habe nur Golshifteh Farahani und Firas Nassar manchmal gesehen, weil wir im selben Studio in New York gedreht haben. Sie haben ihre Szenen immer tagsüber gedreht, weil in ihrer Geschichte mit Kindern gearbeitet wurde. Und sobald sie mit ihrer Geschichte fertig waren, kam ich an die Reihe. Dadurch haben wir die Gelegenheit, uns etwas auszutauschen. Bei den anderen Handlungssträngen wusste ich gar nicht, was die genau tun und wie es bei ihnen läuft. Die Geschichten selbst kannte ich schon durch die Drehbücher, hatte aber keine Ahnung, wie sie das alles umsetzen. Deswegen war ich umso gespannter auf das fertige Ergebnis.
In den letzten Jahren gab es eine Reihe von Menschen, die privat ins All geflogen sind. Wenn du die Möglichkeit hättest, würdest du das tun wollen?
Ja und nein. Das muss eine unglaubliche Erfahrung sein, die ich mir nicht einmal wirklich vorstellen kann. Einer der wenigen Menschen zu sein, die eine solche Erfahrung machen durften, das ist schon etwas ganz Besonderes. Aber ich muss zugeben, dass ich auch Angst davor hätte. Deswegen würde ich die Wahrscheinlich auf 50:50 schätzen, dass ich am Ende wirklich mitfliege.
Kommen wir zu den Aliens. Es gibt diese beliebten Verschwörungstheorien, dass unsere Regierungen von Aliens wissen, dies aber vertuschen wollen. Ganz losgelöst von der Frage, ob die Theorie stimmt: Wie würden deiner Ansicht nach Regierungen reagieren, wenn sie von Aliens erfahren?
Ich denke, dass sie es auf jeden Fall geheim halten würden. Das Chaos wäre vermutlich zu groß, wenn die Menschen es erfahren. Dabei bin ich selbst gar nicht überzeugt, dass diese Aliens uns unbedingt schaden würden. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir auch eine ganz friedliche Beziehung führen könnten. Persönlich hätte ich deshalb erst einmal keine Angst, wenn Außerirdische zu uns kommen würden.
Selbst wenn wir keine Angst vor ihnen haben: Außerirdische üben schon eine große Faszination auf uns aus. Es gibt unzählige Filme und Serien, die von außerirdischem Leben erzählen. Was fesselt uns so daran?
Ich denke, dass es einfach das Unbekannte ist. Außerdem werden sie oft als intelligente Lebensform dargestellt, die irgendwie mysteriös sind und uns überlegen. Da wird man dann schon neugierig.
Letzte Frage: Was sind deine nächsten Projekte? Woran arbeitest du?
Zuletzt habe ich wieder mehr in Japan gedreht. Ich arbeite an einer Serie über Sumo, was sehr spannend ist, weil es nicht so viele Filme und Serien zu dem Thema gibt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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