Als eine Cafébesitzerin tot aufgefunden wird, sieht dies zunächst nach einem zwar tragischen, letztendlich aber natürlichen Herzstillstand aus. Dabei waren die letzten Tage im Leben der jungen Frau alles andere als natürlich: Sie wurde von einer unbekannten Person gestalkt, erhielt von dieser bedrohliche Nachrichten. Und dann wären da auch noch die eigenartigen Schmerzen, unter denen sie litt und für die keiner der Ärzte eine Erklärung hatte. Für die Oberkommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) steht daher fest, dass dieser Tod bewusst herbeigeführt wurde. Aber von wem? Und weshalb? Für Gorniak ist die Suche nach Antworten besonders dringend, denn plötzlich leidet auch sie unter unerklärlichen, sehr heftigen Schmerzen …
Der Horror des sich verändernden Körpers
Eines muss man Tatort: Unsichtbar lassen, der Einstieg bleibt in Erinnerung. Eine junge Frau, die ganz offensichtlich am Ende ihrer seelischen und körperlichen Kräfte ist, torkelt über die Straße und bricht zusammen. Am helllichten Tag, einfach so. Wo es sonst in dem Genre meistens eine klare Tatwaffe oder zumindest Todesursache gibt, hält sich der 1174. Teil der ARD-Krimireihe mit Erklärungen zurück. Das steigert die Neugierde beim Publikum, das sich hier nicht nur die üblichen Fragen nach dem „wer“ und „warum“ stellen darf, sondern auch nach dem „wie“. Einen Menschen aus der Ferne und ohne eigenes Eingreifen zu töten, das ist schrecklich unfair und schon recht furchteinflößend.
Auch an anderen Stellen mutet Tatort: Unsichtbar ein wenig wie ein Horrorfilm an. Da wird schon sehr mit der Angst gespielt, dass da etwas mit deinem Körper geschieht, das du nicht begreifen oder verhindern kannst. Klassischer Body Horror nun einmal. Während dieses Subgenre aber normalerweise auch mit äußerlichen Veränderungen einhergeht, welche den Schrecken für das Publikum sichtbar und fühlbar machen, da finden diese Veränderungen hier außerhalb der Wahrnehmung statt. Das ist für die Inszenierung natürlich ein Problem. Wie will man etwas zeigen, das wie der Titel verrät nicht zu sehen ist? Das ginge einerseits durch die Schauspieler und Schauspielerinnen, welche das Innere nach außen kehren. Regisseur Sebastian Marka (Exit) versuchte es zusätzlich mit einer Art Halluzination.
Zu viel versucht, zu wenig erreicht
So richtig überzeugend ist das Ergebnis aber nicht. Die Szenen wirken einfach zu künstlich. Überhaupt ist Tatort: Unsichtbar in mehrerer Hinsicht überfrachtet. Dass erst einmal die verschiedensten Spuren verfolgt werden, es diverse Verdächtige gibt, ist dabei weniger das Problem. Der Film ist da dann doch ein typischer Whodunnit-Krimi. Das Publikum soll schließlich miträtseln dürfen. Es wird dabei aber zu viel zusammengeworfen, psychologisch, wissenschaftlich, kriminologisch. Das war vermutlich spannend gedacht, ist letztendlich jedoch in erster Linie ermüdend. Da wäre es besser gewesen, sich nur wenige der Aspekte rauszusuchen und diese stärker zu bearbeiten. Potenzial hätten diese nämlich durchaus gehabt.
So ist die „Mordwaffe“ herrlich perfide und verstärkt noch einmal den Horroraspekt. Auch die Szenen um einen recht ungewöhnlichen Stressabbau haben verstörende Qualitäten. Enttäuschend ist hingegen die Aufklärung. Daraus hätte prinzipiell ein interessantes Psychogramm werden können. Stattdessen wird sich bei Tatort: Unsichtbar plump aus der Affäre gezogen. Da hilft dann auch nichts, dass die entsprechende Figur von jemandem mit schauspielerischen Talent verkörpert wird. Es gelingt der Person nicht, das billige Drehbuch wieder auszugleichen, das auf der einen Seite ganz komplex sein will, dabei aber irgendwie dämlich ist. Da bleibt der zwölfte Fall des Dresdner Teams letztendlich eine ziemliche Enttäuschung.
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