A World Without Netflix
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A World Without

Inhalt / Kritik

A World Without Netflix
„A World Without“ // Deutschland-Start: 14. Oktober 2021 (Netflix)

Salina (Amanda Rawles), Ulfah (Maizura) und Tara (Asmara Abigail) sind drei Mädchen im Teenageralter und auf dem Weg in ein vermeintlich besseres Leben. Zusammen mit anderen Teenagern sitzen sie in einem Bus, der sie zur Zentrale von „The Light“ bringen soll, einer Art Mischung aus Internat und Selbstoptimierungsseminar. Ihr Leben wird fortan strengen Regeln unterworfen, über deren Einhaltung Ali (Chicco Jerikho), der Gründer von The Light, wacht. Dazu gehört vor allem, dass jegliche romantischen und sexuellen Kontakte unter den Teenagern verboten sind und der gemeinsame Umgang von Jungen und Mädchen deshalb auf das gemeinsame Lernen und Arbeiten an verschiedenen Projekten beschränkt wird (die Möglichkeit homosexueller Kontakte zieht der Film gar nicht erst in Betracht). Im Alter von 17 Jahren schließlich wird jedem Mitglied des Kults von einem undurchsichtigen Algorithmus ein ideales Gegenstück ausgesucht, woraufhin die beiden miteinander verheiratet werden und zusammenziehen müssen. Das Ganze verläuft jedoch nicht so harmonisch, wie sich die drei Mädchen es noch am Anfang vorstellen.

Eine bekannte Welt ohne Relevanz

All das spielt übrigens im Jahr 2030, was aber nicht wirklich relevant ist. Zu Beginn des Netflix-Films A World Without wird zwar mehrmals die mittlerweile 10 Jahre zurückliegende weltweite Pandemie erwähnt (und bereits hier hat die Realität den Film überholt, schließlich war die Pandemie 2020 noch längst nicht wieder zu Ende). Auch andere globale Probleme wie die fortschreitende Umweltzerstörung werden erwähnt – aber genau da liegt schon ein Problem des Films: Diese Dinge werden eben bloß kurz erwähnt. Sie werden eingestreut, ohne dass man genau weiß, warum und besitzen kaum Relevanz für die Handlung. Ob und wie sie Ali beispielsweise bei seiner Entscheidung beeinflusst haben, The Light zu gründen, wird kaum erläutert, wie hier überhaupt einiges unklar bleibt und die Welt die der Film aufbaut, einige Ungereimtheiten aufweist.

Warum genau innerhalb der Gemeinschaft Dating verboten ist, wird etwa nie ausreichend erklärt. Auch nicht, wieso sich anscheinend Scharen von Teenagern freiwillig einer Sekte anschließen, die die hormonellen Triebe ihrer Mitglieder unterdrückt. Oder was ihre Eltern dazu sagen. Eigentlich wirft schon der Filmtitel eine Frage auf, auf die man nie richtig eine Antwort erhält: Eine Welt ohne – was? Ohne Dating? Ohne Ablenkung, mit Konzentration auf das Wesentliche (was immer das sein soll)? Ohne Probleme?

Viel angeschnitten, wenig durchdacht

Der Film macht viele Fässer auf, widmet sich aber keinem der Themen ausführlich genug, um wirklich etwas Substantielles zu sagen zu haben. Sexueller Missbrauch, sexuelle Bildung, Social Media, Schönheitsideale, die „große Liebe“ – alle diese und noch mehr Themen werden angerissen, aber vom undurchdachten Drehbuch meist schnell wieder fallen gelassen. Noch dazu fühlt sich die Handlung viel zu sehr nach dem Abarbeiten einer Formel an und schreitet im letzten Teil des Films viel zu schnell voran, als dass sie einen tatsächlich beeindrucken könnte.

Die Sets und Kostüme sind mit ihren eingestreuten futuristischen Elementen meist effektiv, aber nicht besonders imposant. Von den jungen Darstellern ragt niemand heraus und die Figur des Kult-Führers Ali nervt in ihrer Eindimensionalität. A World Without hat ein paar durchaus interessante Ansätze zu bieten und hätte ein guter Film werden können, wenn man sich ein paar mehr Gedanken gemacht und das Drehbuch noch ein paar Mal überarbeitet hätte. So ist der Film aber nur eine Art Teenie-Light-Version von The Handmaid’s Tale geworden (zumindest in einigen Aspekten). Eine Empfehlung kann man daher nicht aussprechen und wer auf Netflix nach guten Geschichten über Sex-Positivität und Selbstbestimmung sucht, sollte lieber die Serien Sex Education und Sense8 anschauen.




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Eine dystopische Teenie-Romanze, der schon lange vor dem Ende die Luft ausgeht. "A World Without" hat im Ansatz einige interessante Ideen, jedoch mangelt es an einer wirklich interessanten Handlung oder dreidimensionalen Figuren.
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