Nach langer Suche nach einer für sie geeigneten Arbeit findet die ausgebildete Pädagogin Eun-yi (Jeon Do-yeon) eine Stelle als Hausmädchen bei der wohlhabenden Familie Goh. Neben der Zubereitung der Speisen sowie dem Haushalts obliegt ihr auch die Erziehung von Nami (Ahn Seo-hyun), der Tochter Hoons (Lee Jung-jae) und seiner Gemahlin Hae-ra (Seo Woo). Diese ist bereits zum zweiten Mal schwanger, dieses Mal mit Zwillingen und daher auf eine verlässliche Hilfe im Haus angewiesen. Neben Eun-yi arbeitet auch noch Byeong-sik (Youn Yuh-jung) im Haus und wird schnell zu einer Vertrauten für die junge Frau. Ohne dass jemand davon wüsste, ist die alte Bedienstete in engem Kontakt mit Hae-ras Mutter, Mi-hee (Park Ji-young).
Trotz der recht angespannten Atmosphäre im Haus, findet Yi schnell Zugang zu der etwas verschlossenen Nami, die sie ebenfalls ins Herz schließt. Auch Hoon ist von dem attraktiven neuen Hausmädchen sehr angetan und als er eines Abends unbefriedigt vom Sex mit seiner Frau Yi leicht bekleidet in ihrem Zimmer antrifft, zwingt er sie zum Geschlechtsverkehr. Da Yi Hon ebenfalls nicht abgeneigt ist, kommt es zu einer Affäre zwischen den beiden.
Machtstrukturen
Als Regisseur Im Sang-soo darauf angesprochen wurde, was seine Neuverfilmung von Kim Ki-youngs Film Das Hausmädchen aus dem Jahre 1960 unterscheiden würde, begründete er dies mit den veränderten sozialen Strukturen in seiner Heimat Südkorea. Da es im Vergleich zu den 60er Jahren mehr Millionäre gibt, sowie die Beschäftigungsverhältnisse sich geändert hätten, ergeben sich neue Machtstrukturen, welche die Familie im Film reflektieren sollte. Entstanden ist ein Film, der zwar das Fundament der ursprünglichen Geschichte beibehält, dieser jedoch einen modernen, sehr aktuellen Anstrich verpasst und zudem durch seine Darsteller zu überzeugen weiß. International fand der Film durchaus viel Beachtung, wurde unter anderem mit zwei Asian Film Awards ausgezeichnet und war für die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes 2010 nominiert.
Das Verhältnis von Herr und Diener ist schon immer ein Indiz oder ein Spiegel für die Beschaffenheit einer Klassengesellschaft gewesen. Während aktuelle Werke gerade des südkoreanischen Kinos, von Bong Joon-hos Parasite bis hin zu Serien wie Squid Game, die Machtstrukturen einer Gesellschaft genauer beleuchten, tat Im Sang-sso dies bereits fast zehn Jahre zuvor in seiner Neuverfilmung von Das Hausmädchen. In dem Film, welcher bisweilen eher einem Kammerspiel gleicht, geht es nicht alleine um jene Strukturen und Hierarchien, sondern zugleich um den Zusammenprall zweier Lebenseinstellungen, denn während die junge Yi vor allem wegen des Geldes und um endlich arbeiten zu können, die Stelle ergreift, wird sie bereits früh mit den Auswirkungen eines Streits um Macht konfrontiert, der innerhalb der Familie brodelt. Während die Matriarchin über ihre Beziehung zu der anderen Bediensteten ihren Einfluss geltend macht, ist der Herr des Hauses einer jener Männer, die durch ihr Verhalten, ihr stille und doch bestimmte Art eine solche Machtposition behaupten und sich durchsetzen gegen die Frauen um sie herum.
Insbesondere Lee Jung-jae, der vielen Zuschauern wegen seiner Rolle als Seong Gi-hun in Squid Game bekannt sein dürfte, zeigt das Gebaren eines Mannes, der das Herrschen gewohnt ist und alles immer sogleich haben konnte, was er wollte, wie ihm seine Verwandtschaft bescheinigt und der eben diese Einstellung auch dabei ist an seine Nachkommenschaft abzugeben. Ist Sex für jemanden wie Yi noch ein Akt der Liebe und der Lust, scheint es für ihn um eine Bestätigung jener Machtverhältnisse zu gehen, was ihm eine nicht gerade unwesentliche Befriedigung zu geben scheint.
Zu einem kalten Stein werden
Jedoch geht es Im Sang-soo nicht nur um die Darstellung von Wohlstand und der Ideologie der Reichen, sondern vor allem darum, was diese aus Menschen macht. Dabei ist neben den Schauspielern vor allem das Setdesign wie auch die Bilder von Kameramann Lee Hyung-deok von Bedeutung. Neben dem bereits erwähnten Eindruck eines Kammerspiels verdeutlichen die Einstellungen und die Gestaltung der Räume Aspekte wie Isolation, Überlegenheit oder eben Unterlegenheit innerhalb der Charaktere. Kleine Details wie ein Kronleuchter oder eine Wanne werden zur Herrschaftsinsignien oder zu Symbolen für eine sich anbahnende Tragödie. Regisseur Im Sang-soo beschrieb seinen Ansatz so, dass er sich vor allem an der aristokratischen Elite Europas orientiert habe sowie deren Idee, unter sich zu bleiben und gemeinsame wie auch intrigant gegen unliebsame äußere Einflüsse vorzugehen.
Letztlich hinterlässt diese Ordnung und die Einstellung, die ihr folgt, einen emotionalen Eindruck bei den Charakteren, der von Kälte, offen getragener Abscheu oder einem emotionalen Verschließen gefolgt wird, bei dem jemand, der ohne Scheu zu seinen Gefühlen steht und sich seiner Stellung nicht bewusst ist, einfach keine Chance hat.
OT: „Hanyo“
Land: Südkorea
Jahr: 2010
Regie: Sang-soo Im
Drehbuch: Sang-soo Im
Musik: Hong-jip Kim
Kamera: Hyung-deok Lee
Besetzung: Do-yeon Jeon, Jung-jae Lee, Woo Seo, Yuh-jung Youn, Seo-hyun Ahn, Ji-young Park
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