Der Club 2021 Netflix
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Der Club – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Der Club 2021 Netflix
„Der Club“ // Deutschland-Start: 5. November 2021 (Netflix)

Istanbul in den 1950ern: Gerade erst wurde Matila (Gökçe Bahadir) vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, in dem sie 17 Jahre wegen Mordes saß, da steht bereits der nächste Ärger ins Haus. Denn bei dem Versuch, sich mit ihrer Tochter Rasel (Asude Kalebek) zu versöhnen, die aufgrund von Matildas Strafvollzug als Waisenkind aufwuchs, stellt sie fest, dass nun diese in Schwierigkeiten steckt. Genauer soll die rebellische Jugendliche in einem Nachtclub für Ärger gesorgt haben. Matildas einzige Möglichkeit, ihre Tochter vor dem Gefängnis zu bewahren, liegt darin, sich dem Nachtclubbesitzer (Firat Tanis) gegenüber zu verpflichten. So soll sie so lange für ihn arbeiten, bis sie die Schuld von Rasel abgetragen hat. Und das kann dauern, denn er zwang sie dazu, einen Blanko-Schuldschein zu unterzeichnen, den er beliebig vervollständigen kann …

Glanz vergangener Tage

Ein bisschen unglücklich ist es ja schon, dass Netflix zwei Jahre nach der mexikanischen Serie Der Club nun noch eine zweite Original-Produktion mit diesem Namen führt, dieses Mal aus der Türkei, und nicht einmal versucht, die beiden Serien klar voneinander zu trennen. Der für seine notorisch miese Übersichtlichkeit berüchtigte Streamingdienst tut damit weder den jeweiligen Teams noch dem Publikum einen Gefallen. Immerhin: Inhaltlich sind die beiden Titel recht unterschiedlich. Wo die mexikanische Variante „Club“ im Sinne einer Vereinigung verwendete, wenn es um eine Reihe von Jugendlichen und deren Erfahrungen geht, da geht es hier um einen Club als Ort. So wird ein Nachtclub zum Mittelpunkt des Geschehens.

Dieser besagte Club ist auch das beste Argument, sich die Serie einmal anschauen zu wollen. Zumindest streckenweise sind die Aufnahmen aus dem Etablissement mit der Nostalgie nach vergangenen Zeiten verbunden, mit einem Glanz, den man im Alltag manchmal ein wenig vermisst. Das erinnert an andere Netflix-Serien wie etwa Luna Park oder High Seas, wo ebenfalls Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit auf Hochglanz poliert werden. Die Zielgruppe solcher Produktionen will schließlich etwas Schönes sehen. Schicke Orte, attraktive Menschen, gerne zwischendurch auch die Ahnung von Luxus. Man wird ja noch ein bisschen träumen dürfen.

Nicht wirklich glanzvolle Seifenoper

Leider macht die Serie aus dem Setting aber nicht so wahnsinnig viel. Mitreißende Nummern, die einen das Hier und Jetzt vergessen lassen, sind eher in der Minderheit. Es fehlt an Flair, es fehlt an Charakter. Gerade der Vergleich zu Last Night in Soho, das uns mitnimmt in die Nachtclub-Szene Londons in den 1960ern, fällt für Der Club sehr ernüchternd aus. Das ist hier oft ein bisschen behäbig und träge. Es ist nicht einmal so, dass der Betrieb des Clubs, was ebenfalls ein spannendes Thema hätte sein können, hier sonderlich viel Raum einnimmt. Dann und wann geht es zwar schon darum, wie es mit dem Etablissement weitergehen soll. Und natürlich gibt es ein paar schöne Bilder. Aber der Schauplatz verkommt zu schnell zu einer reinen Hintergrundtapete.

Stattdessen gibt es wieder ganz viel Drama und böse Intrigen und finstere Vorgeschichten, über die aber natürlich nicht geredet werden darf. Wo bliebe sonst die Spannung? Das darf man natürlich mögen. So richtig interessant ist Der Club aber nicht. Dann und wann kommt zwar schon noch etwas vor, über das es sich zu reden und nachzudenken lohnt, wenn es etwa um gesellschaftliche Fragen geht. Aber das ist eher die Ausnahme. Die meiste Zeit über ist die von Zeynep Gunay Tan entworfene und zum Teil inszenierte Serie eine 08/15-Seifenoper, die sich zwar im Glanz des eigenes Schauplatzes sonnt, selbst aber wenig glanzvoll ist. Der angestrebte Kontrast zwischen schicker Fassade und den Abgründen dahinter, er bleibt hier ohne Konsequenz und Leben.

Credits

OT: „Kulüp“
Land: 2021
Regie: Zeynep Gunay Tan, Seren Yüce
Drehbuch: Aysin Akbulut, Rana Denizer, Necati Sahin, Serkan Yoruk, Bengü Üçüncü
Idee: Zeynep Gunay Tan
Musik: Ender Akay, Cem Ergunoglu, Gökhan Mert Koral
Kamera: Ahmet Sesigurgil, Cenk Altun
Besetzung: Gökçe Bahadir, Baris Arduç, Salih Bademci, Firat Tanis, Metin Akdülger, Asude Kalebek, Suzan Kardes, Istar Gökseven

Bilder

Trailer

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„Der Club“ nimmt das Publikum mit in einen Nachtclub in den 1950ern und erzählt von einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung. Das Setting als solches war ganz spannend, wird aber kaum genutzt. Stattdessen gibt es 08/15-Seifenoper mit ganz viel Drama, die nur selten etwas Interessantes zu sagen hat.
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