Die US-Amerikanerin Karen (Sarah Michelle Gellar) arbeitet in Tokio als Pflegerin und wird, als ihre eigentlich zuständige Kollegin Yoko nicht auffindbar ist, von ihrem Chef zu einem Haus geschickt, wo sie sich um eine alte Frau kümmern soll. Das Haus gehört der Familie Williams, Matt (William Mapother) und seiner Frau Jennifer (Clea DuVall), die vor kurzem erst in die japanische Hauptstadt gezogen sind. Matts Mutter, die an Demenz leidet, ist mit ihnen nach Japan gezogen und ist pflegebedürftig, weshalb Karen schockiert ist, als sie das Haus betritt und außer der alten Frau niemanden sonst vorfindet. Zudem sieht es so aus, als wäre eingebrochen worden, denn überall befindet sich Müll in der Wohnung, Möbel sind ramponiert oder demoliert und andere Gegenstände liegen überall verteilt. Wenig später wacht die junge Frau im Krankenhaus auf und kann sich an nichts mehr erinnern, was in dem Haus geschah. Der Polizei kann sie nur wenige Angaben machen, doch ist sich sicher einen kleinen Jungen gesehen zu haben, was den ermittelnden Beamten (Ryo Ishibashi) auf die Spur eines anderen Falles bringt, der sich vor drei Jahren ereignete.
Die Verbindung zweier Kulturen
Bereits lange bevor Anfang der 2000er Jahre die Welle der J-Horror Titel, jener Horrorfilme aus Japan, sowie deren US-amerikanischer Neuverfilmungen die Kinos übernahm, glaubte Produzent Roy Lee an den Erfolg von Takashi Shimizus Ju-on: The Grudge und wollte diesen für den amerikanischen Markt adaptieren. Während Drehbuchautor Stephen Susco damit beauftragt wurde, die Geschichte des Originals für ein westliches Publikum umzuschreiben, konnte letztlich sogar Shimizu selbst davon überzeugt werden, die Regie bei dieser Fassung zu übernehmen, was alle Beteiligte als wahren Glücksfall einstuften. Mit Der Fluch – The Grudge kam dann 2004 ein Film in die Kinos, welcher der Grundidee und ihren Themen versuchte treu zu bleiben und gleichzeitig eine Erweiterung präsentierte, die im japanischen Original nicht vertreten sind.
Anders als bei Gore Verbinskis Neuverfilmung von Hideo Nakatas Ringu ist The Grudge durchaus noch in der japanischen Kultur verankert. Nicht nur wegen der Grundidee des Fluches an sich, welche tief in der Kultur und Mythologie des Landes verwurzelt ist, sondern auch wegen des Handlungsortes an sich, wirkt Shimizus Film wie eine Verbindung zweier Kulturen und klammert die eine nicht völlig aus. Darüber hinaus können so einige Einstellungen aus dem Original übernommen und bisweilen etwas verändert werden, was nicht zuletzt aufgrund der Architektur des Hauses, in dem jener unheilvolle Fluch herrscht, möglich ist. So bewahren Shimizu und Kameramann Hideo Yamamoto die Atmosphäre der Vorlage, welche von solchen Details abhängt. Daneben ist die erneute Besetzung Yoko Maki und Takako Fujis als jene Geister zu begrüßen, welche alle Besucher und Bewohner des Hauses heimsuchen, sind ihre beiden Gesichter wie auch ihre Darstellungen ein wichtiger Bestandteil eben jener Atmosphäre, was jeder bestätigen wird, der Shimizus Original einmal gesehen hat.
Die Invasion von Schutzräumen
Dadurch, dass in der Neuverfilmung viele amerikanische Schauspieler, darunter Sarah Michelle Gellar, Bill Pullman und Clea DuVall, besetzt wurde, ergibt sich zudem noch eine weitere Nuance hinsichtlich des Hauptthemas von Shimizus Film. Die Idee des Fluches, wie eigentlich in vielen Horrorfilmen, wirkt wie eine Heimsuchung der Vergangenheit, fast schon anachronistisch im Kontrast zur urbanen Moderne, wie sie eine Stadt wie Tokio repräsentiert. Die US-Amerikaner wirken wie Eindringlinge in dieser Kultur, fühlen sich nicht richtig akzeptiert, wie es die von DuVall gespielte Jennifer ihrem Mann versucht, deutlich zu machen. Trotz ihrer Sprachkenntnisse bleiben sie Außenseiter und werden somit fast schon leichte Opfer für jenen Fluch, der schließlich ihre Schutzräume, ihre Apartments, ihre Arbeitsplätze und schließlich auch ihre Badezimmer und Betten heimsucht. Jene bekannten Einstellungen aus dem Original übernimmt Shimizu für die Neuverfilmung, gibt ihnen aber einen interessanten Twist, wenn der Fluch eben jene verfolgt, die sich sicher fühlen oder eben gar nicht an diesen glauben können oder wollen.
Sofern man das Original schon gesehen hat, wird Shimizus Neuverfilmung bestimmt einige interessante Erweiterungen vornehmen, wenn auch nicht unbedingt neue Akzente setzen. Dies reicht für solide Unterhaltung und gut inszenierten Grusel, welcher besonders durch seine Darsteller immer wieder gelingt. Allzu viel Neues sollte man indes nicht erwarten.
OT: „The Grudge“
Land: USA, Japan
Jahr: 2004
Regie: Takashi Shimizu
Drehbuch: Stephen Susco
Musik: Christopher Young
Kamera: Hideo Yamamoto
Besetzung: Sarah Michelle Gellar, Jason Behr, KaDee Strickland, Clea DuVall, William Mapother, Bill Pullman, Yoko Maki, Takako Fuji, Ryo Ishibashi
https://www.youtube.com/watch?v=11pP6DNiCok
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